Alarmierende Zustände in Kitas: Experten sind „sehr besorgt”

Die meisten Eltern sind auf die Kita angewiesen, um den Spagat zwischen Kinderbetreuung und Beruf zu bewältigen. Umso beunruhigender sind die Ergebnisse einer neuen Studie.

Lange Wartelisten, extremer Personalmangel: Experten warnen schon lange vor den alarmierenden Zuständen in deutschen Kitas.

Nun hat das auch eine Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbands untermauert, wie verschiedene Medien berichten. Die Studie stützt sich auf die Einschätzung von knapp 1200 Befragten, überwiegend Kita-Leiterinnen, in den Einrichtungen des Verbands. Sie wurden von Anfang Juni bis Anfang August 2021 über ein Onlinetool befragt.

Laut der Studie ist der Personalmangel die größte Baustelle, welche weitere Probleme mit sich bringt. Die Fluktuation in deutschen Kitas ist extrem hoch. Damit steigt auch das Stresslevel für die Kinder, die sich immer wieder an neue Bezugspersonen gewöhnen müssen. Welche Auswirkungen ein Wechsel der Bezugspersonen in der Kita für Kinder haben kann, erfahrt ihr HIER >>>

Doch noch verheerender sind die Folgen für den Betreuungsschlüssel.

Laut einer umfangreichen Studie der Bertelsmann-Stiftung liegt der ideale Betreuungsschlüssel (Verhältnis von Betreuungspersonen zu Kindern) in einer Kinderkrippe mit Kindern unter 3 Jahren bei 1 : 3. Das sei die Voraussetzung dafür, dass Fachkräfte auf die Bedürfnisse von Kindern eingehen können und diese sich gut entwickeln, erklärt die Kindheitspädagogin Rahel Dreyer im Interview mit dem Spiegel.

Doch dieser Personalschlüssel hat in Deutschland Seltenheitswert. An einigen Kitas liegt er bei 1:5 oder ist sogar noch schlechter. Was erschwerend hinzukommt: Urlaube und Krankheiten werden dabei in der Regel noch nicht einmal berücksichtig. In der Praxis müssen Erzieher*innen also noch viel mehr Kinder betreuen.

„Teilweise beobachteten wir verwahrlosende Zustände.”

Die Kindheitspädagogin Rahel Dreyer warnt außerdem, dass die Pandemie die Situation noch verschlechtert habe: „Viele Erzieherinnen und Erzieher sind am Ende ihrer Kräfte. (…) Der Stresspegel bei den Fachkräften und den Kindern ist gestiegen. Teilweise beobachten wir verwahrlosende Zustände.”

Doch die Situation sei auch schon vorher besorgniserregend gewesen. Bei einer Studie an Berliner Krippen von 2016 bis 2018 zeigte sich, dass rund ein Fünftel „deutliche Anzeichen von Anspannung” aufwiesen. Die Kinder wirkten „teilnahmslos” und „niedergeschlagen”. Nur selten traten die Krippenkinder in Kontakt mit den Fachkräften oder anderen Kindern, obwohl es sich bei den teilnehmenden Berliner Kitas um Einrichtungen mit einer guten bis mittleren personellen Ausstattung handelte.

Für die Kindheitspädagogin ist klar, dass die Betreuungsschlüssel zwingend besser werden müssen.

„Mehrere Studien belegen, dass sich Kinder sprachlich, kognitiv und sozial ungünstig entwickeln, wenn diese Standards unterlaufen werden. Bei den unter Dreijährigen, die eine besonders vulnerable Gruppe darstellen, sind die Effekte noch eindeutiger erkennbar als bei den über Dreijährigen.” Sie sei „sehr besorgt”, da die Kita die Weichen für das weitere Leben stellt.

Auch wenn das Elternhaus ebenfalls einen großen Einfluss nimmt, sollte man sich bewusst machen, dass zum Beispiel in Sachsen oder Saarland rund drei Viertel der Kinder unter drei Jahren bis zu 45 Stunden in der Kita verbringen – also mehr als viele Erwachsene an ihrem Arbeitsplatz.
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Wie viel Stunden verbringt dein Kind in der Kita?x

Zustände an Kitas seien ein Faktor für Lerndefizite und psychische Auffälligkeiten

Wenn sich ein Kind so lange in einem für seine Entwicklung nicht förderlichen Setting aufhält, bleibt das nicht folgenlos.

Für die Kindheitspädagogin ist die an vielen Orten unzureichende Betreuung „sicher ein Faktor” für große Defizite beim Lernen und die Zunahme der psychischen Auffälligkeiten. Aussagen, die vielen Eltern wahrscheinlich Bauchschmerzen verursachen. Auch Dreyer weiß, dass viele Familien auf die Kinderbetreuung angewiesen sind, um arbeiten und ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können.

Kindheitspädagogin steht Kitas trotzdem positiv gegenüber

Warum die Expertin sich trotzdem als Befürworterin der Kitas bezeichnet? Wenn die Rahmenbedingungen stimmen würden, dann sei der Besuch einer Kita für die Kinder eine „riesige Chance”. „Hier werden die Grundlagen gelegt, damit die Kinder in der Schule einen guten Start haben (…). Nach pandemiebedingten Kitaschließungen haben wir gesehen, wie wichtig der Kontakt zu Gleichaltrigen und das Zusammenspiel in der Gruppe für Kinder sind.”

Die Kindheitspädagogin möchte also Eltern kein schlechtes Gewissen machen, weil sie ihre Kinder in die Kita geben, sondern die Missstände sichtbar machen. „Wir dürfen nicht länger sehenden Auges in die Katastophe laufen, sondern die Politik muss jetzt dringend Maßnahmen ergreifen, um die Rahmenbedingungen in den Kitas zu verbessern.”

Wie beurteilst du die Bedingungen in eurer Kita? Tausche dich über deine Erfahrungen gerne in den Kommentaren aus!

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Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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P.A.
P.A.
1 Jahr zuvor

Hallo! Ich bin Erzieherin und Mama von drei Kindern. Rahmenbedingungen? Beschissen……Fördern unter diesen Bedingungen? Kaum machbar. Und es wird immer schlimmer. Früher waren wir Familien ergänzend, heute ersetzend. Die Zahl der Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten, äh sorry, Verhaltenskreative Kinder, nimmt zu. Kein Problem, Inklusion und Integration machts möglich.
Und der Personalschlüssel? Wie vor 25 Jahren, als ich anfing. Ach ja, da wären ja auch noch die Kinder, die so nebenher mitlaufen. Müssen sie leider, weil keine Zeit für sie bleibt. Nicht zu vergessen die ganzen Dokumentationen…….sehr wichtig. Hört sich ja auch toll an. Macht die Augen auf, wir Erzieher gehen auf dem Zahnfleisch….und die Kinder leiden mit. Und vielleicht sollten sich manche Familien mal Gedanken machen, was ihnen wichtiger ist. Karriere oder ihre Kinder. Denn keine Betreuung ist so wertvoll und prägend wie die aus dem Elternhaus. Das schafft keine Kita!!

Melanie
Melanie
1 Jahr zuvor
Auch wenn das Elternhaus ebenfalls einen großen Einfluss nimmt, sollte man sich bewusst machen, dass zum Beispiel in Sachsen oder…" Weiterlesen »

Keine! Ich bin alleinerziehend, arbeite Teilzeit im Home Office und betreue aktuell über eine Ausnahmeregelung meiner Firma mein Kind selbst. Diese Option sollte eine feste Alternative für alle Eltern, insbesondere Alleinerziehende sein. Für das Kind wäre es entwicklungspsychologisch das aller Beste, denn Bindung kommt vor Bildung. Es ist die Grundvoraussetzung für eine gute Entwicklung und spätere Resilienz. Und zwar Betreuung und Bindung durch die primären Bezugs- bzw. Bindungspersonen, den Eltern!

Tanja
Tanja
2 Jahre zuvor
Auch wenn das Elternhaus ebenfalls einen großen Einfluss nimmt, sollte man sich bewusst machen, dass zum Beispiel in Sachsen oder…" Weiterlesen »

Nun wenn man als Elternteil seine Brötchen verdienen muss, z.B. 8Std. auf der Arbeit verbringen muss und einen Fahrweg von 60Min. hat, kann jeder sich die Kitazeit pro Tag selbst ausrechnen. Findet den Fehler! Deutschland ist ein Familien unfreundlicher Staat. Dieser sich aufregt, dass die sogenannte Generation Z nur drei Tage in der Woche arbeiten möchte!!!

S.
S.
2 Jahre zuvor

Nach Abitur, Ausbildung und Arbeit als Touristikkauffrau und später als Assistenz der Büroleitung habe ich mich bewusst für diesen eigentlich tollen Beruf entschieden und die komplette Ausbilung an der Fachakademie erfolgreich durchlaufen.

Nach nur zwei Jahren gekündigt. Warum? Weil ich angetreten bin um junge Menschen individuell zu fördern, nicht um in einem „Aufbewahrungssystem“ zu arbeiten. Das Dilemma, heute wieder nur Schadensbegrenzung betrieben zu haben und nicht die Rahmenbedingungen zu haben um angemessene HINWENDUNG leisten zu können, nicht jedem Kind seinen Entwicklungs-Raum schaffen zu können, hat mich den Hut nehmen und dem System den Rücken kehren lassen.

Nebenbei, an meine Leitung: so geht man nicht mit seinen Mitarbeitern um. Vergrault nicht motivierte und gute Leute. Bildung kostet, aber keine Bildung ist eine Zeitbombe.

Mein Appell an Kollegen: Macht nicht alles mit, wenn ihr euch widersetzen könnt. Akzeptiert es nicht, meldet euch ggf. krank, denn solange ihr es mittragt, wird sich nichts ändern. Haltet es aus, wenn versucht wird euch Druck zu machen. Schafft Raum für Veränderung! Wir leisten keinen Dienst „am“ Kind, sondern FÜR die Kinder und ihre Zukunft.

Irgendwann wird es sonst der Gesellschaft eben auf die Füße fallen, dass sie ihre Kinder so respektlos behandelt hat.

LadyP
LadyP
2 Jahre zuvor

Fachkraft a.D.
Ich bin Erzieherin und wenn ich all das lese doppelt froh das ich schon vor 3 Jahren den Absprung geschafft habe!!
Es war von klein auf mein Traumberuf, aber er hat sich in meinen Augen so drastisch verändert, dass es keinen Spass mehr macht.
Ich finde, dass man als Erzieher gut verdient und eine noch bessere Bezahlung in meinen Augen nichts bringt, wenn sich Rahmenbedingungen nicht wesentlich verändern und auch die Sichtweisen mancher Kollegen nicht. Ja ich liebte die Arbeit mit und am Kind, aber das sich Teams aufopfern und dauerhaft fehlendes Personal durch eigene Mehrarbeit bis über eigene Grenzen hinaus auffangen sollte jeder Fachkraft zu denken geben! Ja klar wir tun es für die Kinder!- und wir arbeiten nicht im Büro mit Aktenordnern, die man eben mal zur Seite stellen kann, man muss präsent und ansprechbar sein ständig. Aber warum sollte ein Träger handeln und weiteres vernünftiges Personal einstellen, wenn doch scheinbar locker die vorhandenen Fachkräfte ausreichen?!… da sollte man als Kollege dran denken, denn mit dieser sich aufopfernden Denkweise schadet man letztlich allen viel mehr!!!
Auch bin ich der Meinung, dass man als Kita Leitung freigestellt sein sollte. Möchte man diese Arbeit nämlich korrekt machen und etwas für sein Team und die Kids, Eltern erreichen ist der Spagat zwischen “ mal eben in der Gruppe mitarbeiten und die Büroarbeit erledigen nicht machbar!! Sorry, aber Fachkräfte die da tönen das geht beides haben meiner Meinung nach vieles nicht verstanden!
Auch die häufigen Konflikte der Teams untereinander sind oftmals schlimmer als das Schwimmen im Haifischbecken. Dabei sollten wir auch hier Vorbild für die Kinder sein in Sachen gewaltfreie Kommunikation oder zumindest eine anständige „Streitkultur“ vorleben. Aber das ist meist nicht möglich weil viele auf dem Zahnfleisch gehen und Leitung nicht „leiten“ kann weil sie zwischen den Stühlen steht oder nicht gut genug im Thema Teamführung steckt. Auch aufgrund mangelnden Personals, unklare Arbeitsplatzbeschreibung, fehlenden Handlungsmöglichkeiten und dem Splitting zwischen Büro und Gruppenarbeit.
Wenn ich dann jetzt schon überall lese, dass Gruppen vergrössert und Betreuungsschlüssel erweitert werden sollen ist das definitiv der falsche Weg und wird zu noch mehr Chaos führen. Auch die Quereinsteigeridee erinnert mich sehr an die damalige „Schlecker Frauen Idee“ und ist sicher nicht die Lösung. Bitte nicht falsch verstehen- denn es gibt sicherlich viele Nicht- Fachkräfte die im Kita Betrieb geeigneter wären, als das was an Fachkräften nachwächst 🙈.
Generell sollte sich da Deutschlands Politik etwas mehr bei den europäischen Nachbarn, Schweden und Co. abschauen im Bezug auf den Stellenwert von Familien.
Nur in der Kita Betreuung liegt nicht die alleinige Lösung. Auch die Arbeitgeber sind aufgefordert Familienfreundlicher zu denken, aber wenn ich das noch ausführlich schreibe wirds ein Buch 😇😊
Ich als Alleinerziehende kann aber leider nur sagen, dass man ganz schnell in Deutschland sozial abrutscht und hängen gelassen wird. Sei es wegen mangelnder Betreuungsplätze oder der Möglichkeit( wenn man dann nach etlicher Wartezeit -2 Jahren, endlich doch einen hat),an Teilzeitstellen die irgendwie mit der ländlichen Kita- Öffnungszeit vereinbar sind. Denn hier geht man wohl leider noch davon aus, dass Papas das Geld verdienen und Mamas zuhause sitzend den Tag verbringen. Oder wie erklären sich bitte Öffnungszeiten 14:30 im Krippenbereich oder max. 16 Uhr im Kiga Bereich.
Natürlich habe ich mein Kind nicht bekommen um es dann 24/7 abzugeben, ich möchte ja Zeit mit ihr verbringen!! ABER ohne Arbeit und vernünftigem Auskommen geht es halt auch nicht

Kathrin
Kathrin
2 Jahre zuvor

Ich bin Erzieherin in einer Krippengruppe, das große Problem an der ganzen Sache ist, dass bei der Berechnung des Schlüssels verschiedene Faktoren mit einbezogen werden müssen.
Zum einen, die Betreuungszeit der Kinder, die Raumgröße, Urlaube und Krankheiten der Kollegen und so arbeiten wir zu zweit, eine Erzieherin und eine Berufsschülerin mit 12 Kindern von anterhalb Jahren

Ange
Ange
2 Jahre zuvor

Schlüssel von 1:5 ? In der Regel ist der Schlüssel in den Krippen bei 1:8 U das ist noch gut. Denn eine gesetzliche Vorgabe gibt es nicht. Nur eine Empfehlung. Und welcher Träger orientiert sich an Empfehlungen, wenn er das Defizit dann aus eigener Tasche zahlen muss? Und der Schlüssel steht ja nur auf dem Papier. In der Praxis sind dann von den 3 Päd. Kräften in der Regel nur eine da. Vereinzelt planen Träger nur mit einer Päd. Fachkraft U einer Päd. Hilfskraft. Das restliche Personal wird mit Praktikanten aus FOS U anderen Schulen (U damit sind nicht Mal Praktikanten aus dem Päd. Bereich gemeint) Da ist dann die FOS Praktikantin ab Mittag zum Aufstehen mit 10 Kindern alleine. Nur gut dass genau noch eine Vollzeit Päd. Fachkraft im ganzen Haus anwesend ist, die aber zusätzlich noch als Leitung fungiert U unnütze Dokumentation in Fünfacher Ausfertigung machen muss um z.B. nachzuweisen, dass die Belehrungen auch durchgeführt wurden.
Und um dann als Träger noch später reagieren zu müssen, wurde vor einigen Jahren die 42 Tage Regelung eingeführt. Was bedeutet dass bei einer geplanten Unterbesetzung noch weniger Personal da ist. So sieht es reihenweise in den Einrichtungen aus. Kinder werden nur noch beaufsichtigt U mehr schlecht als Recht versorgt. Und damit kritisiere ich nicht die Mitarbeiter, sondern weil auch eine noch so gute Pädagogin auch nur zwei Hände U eine Handvoll Nerven hat. Reihenweise wechseln Erzieherinnen den Beruf U besonders Leitungen geben die Stelle auf. Seit Jahren laufen wir sehenden Auges in diese Richtung U an keiner Stelle findet man Gehör. Ich bin übrigens auch so eine ehemalige Leitung, die ihren Job sehr gerne U mit Leidenschaft gemacht hat. Ich bin nach 20 Jahren wieder in den Gruppendienst zurück – aber nicht als Gruppenleitung. Und auch das wird nicht meine Zukunft sein.

Kita
Kita
2 Jahre zuvor

Alles sehr richtig, dennoch ist geplant die Gruppengrössen in Kitas und Schulen zu erhöhen, da es an Fachkräften und Lehrern fehlt. Also, eine Studie, die nicht besser als ne Wasserstandsmeldung ist.
Das kennen wir seit Jahren und in den vergangenen 2 Jahren war es besonders auffällig, welchen Stellenwert eigentlich Bildung hat. Die Fachkräfte leisten was sie können. Wer nicht mehr kann, fällt aus und kann nicht ersetzt werden.
Bildung ade, Aufbewahrung ist das Gebot der Stunde! Permanentes Krisenmanagement – Corona ist nur das Tüpfelchen auf dem I. Sicher, satt, sauber. Mehr ist nicht drin

Heike
Heike
2 Jahre zuvor

Ich bin Tagesmutter mit Leib und Seele. Mit riner bezreuung von drei Kindern und mein Gehalt, weil ich angestellt bin wäre das ein Traum. Seid Jahren sage ich es schon, das 5 Kinder für eine Tagesmutter zu viele sind. Denn wir betreuen die U 3 Kinder, da ist es mehr wichtig nur drei zu betreuen um alken gerecht zu werden und zu fördern.

Fachkraft
Fachkraft
2 Jahre zuvor

Wieder eine neue Studie. Und siehe da, es ist schlimm in unseren Kitas.
Aber Studien ändern nichts an der Situation.
Solange das System funktioniert, solange Kolleginnen und Kollegen bis zum eigenen Zusammenbruch alles gehen, wird sich nichts ändern.
Die Gewerkschaften können es nicht ändern. Können nur immer wieder den Finger in die Wunde legen und nahmen.
Die Politik versagt, weil sie Eltern mit dem Anspruch auf Betreuung eine heile Welt vorgaukelt.
Wirklich etwas tun können die Träger der Einrichtungen.
Diese müssen den Mut haben Einrichtungen bei Personalmangel zu schließen. Zu schließen, weil sie wissentlich und fast täglich gegen geltendes Recht verstoßen. Schließlich nehmen sie bei einem zu schlechten Anstellungsschlüssel eine Kindeswohlgefährdung in Kauf.
Und das kann und darf nicht sein.
Den Unmut der Eltern muss die Politik zu sprühen bekommen, denn nur die kann etwas tun, un dem mehr Ausbildungsstätten geschaffen werden und mehr Lehrkräfte ausgebildet werden, die die zukünftigen Fachkräfte dann ausbilden.
Der Bund nacht es sich zu leicht die Kinderbetreuung in SGB zu schreiben und damit sie Komunen in die Pflicht zu nehmen.
So kann und so darf es nicht weiter gehen.
Das System der Kindertagesbetreuung ist schon zusammen gebrochen. Aber mit dem durch den Bund beschlossen Anrecht auf die nachdchulische Betreuung, die in den nächsten Jahren gereift, wird das soziale System explodieren.
Den Gedanken der Experten in Berlin, Gruppengrößen „anzupassen“ sollten sie schnell wieder vergessen.
Denn Quantität darf nicht eine neue Qualität sein.

Christine
Christine
2 Jahre zuvor

Ich bin Kindertagespflegeperson (Tagesmutter) und großer Fan dieser Betreuungsform. Denn das Problem der wechselnden Bezugspersonen hat man in der Kindertagespflege nicht. Meine Tageskinder sind entweder bei mir oder, wenn ich ausfalle, bei meiner Vertretung, die wir jede Woche besuchen, die die Kinder also ebenfalls sehr gut kennen.
Mein Schlüssel liegt bei höchstens 1:5, niemals schlechter, weil das gar nicht erlaubt ist. Und in diesem Schlüssel ist aber Urlaub, Krankheit und Fortbildung inbegriffen! Der Schlüssel mit dem der Paritätische, die Presse und die Bertelsmann Stiftung immer hausieren gehen (1:3 bei U3) ist ja gar nicht der „echte“ Schlüssel, sondern der, der sich in der Realität noch verschlechtert, weil eigentlich 50 – 70% der Zeit eine Kraft ausfällt.

D.h. In der U3 Gruppe mit 10 Kindern, in der eigentlich 3 Kräfte arbeiten, sind sehr oft nur zwei Kräfte.

Was ich bei den Eltern oft kritisiere ist, dass die sich von den Kitas Druck machen lassen, dass sie die Kinder mit zwei Jahren wechseln lassen. Die Kinder könnten so schön drei Jahre in der kleinen, gemütlichen Kindertagespflege verbringen, aber wegen der höheren Bezahlung durch das Land wollen die Kitas die Zweijährigen unbedingt oder die Gruppenform erlaubt es den Kitas nur Zweijährige zu nehmen. Ein richtiger Schlamassel, der auftritt, weil es nicht um die Kinder, sondern ums Geld geht.

Sowieso ist die Unterfinanzierung des Systems leider die Ursache für alle Probleme.

Ich kann für U3 derzeit nur empfehlen, sich die Kitas und Krippen sehr genau anzuschauen oder sich doch besser eine Kindertagespflegeperson zu suchen, zu der man Vertrauen hat.

Tina
Tina
2 Jahre zuvor

Meine Schwester hat sich beim Träger über die Zustände beschwert, weil die Kita das Personalproblem auf die Eltern abgeladen hat. Fazit… Kündigung von der Einrichtungsleitung! Armes Deutschland…

Anne Rübsam-Rivierre
Anne Rübsam-Rivierre
2 Jahre zuvor

Aufgrund dieser Zustände sind wir der Meinung, dass es ergänzend(!) Alternativen geben muss. Gerade die ganz Kleinen gehen unter.
Wir haben einen familiären Coworking Space mit flexibler Kinderbetreuung gegründet und leben seit Jahren nun vor, dass das klappt. Im Work’n’Kid haben wir U2 Kinder mit einem Team von 5 BetreuerInnen mit Schlüssel 1:2,5

Mama und Erzieherin
Mama und Erzieherin
2 Jahre zuvor

Also hier ist irgendwie nur die Rede von Krippenkindern.Was ja auch stimmt. Allerdings sieht es so aus, dass es da anfängt. Zum Beispiel „Mehrere Studien belegen, dass sich Kinder sprachlich, kognitiv und sozial ungünstig entwickeln, wenn diese Standards unterlaufen werden. “
Das muss dann im Elementarbereich aus gebadet werden, der auch nicht viel besser besetzt ist. Ich arbeite derzeitig im Elementarbereich mit 30 Kindern als einzige ausgebildete Fachkraft, einen Azubi und 3 Leasingkräfte die nichts im Sozialen Bereich gelernt haben. Die Verantwortung der Kinder liegt bei mir. Wie soll man da noch pädagogisch wertvoll arbeiten?
„Hier werden die Grundlagen gelegt, damit die Kinder in der Schule einen guten Start haben (…). “ wie liebe Experten wenn Defizite die in der Krippe entstehen ausgebadet werden müssen und es durch den großen Personalmangel kaum noch möglich ist pädagogisch zu arbeiten?
Man sollte die Eltern lieber mal darauf vorbereiten, dass sie viel mehr mitarbeiten müssen wenn die Kinder noch ein Jahr haben bis zur Schule. Leider war es vor zwei Jahren bei mir noch nicht so schlimm deshalb habe ich dieses Problem nicht erkannt als es bei meinem Kind soweit war und nun hat sie und viele andere in ihrer Schule Probleme mit zu kommen. Denn an den Schulen herrscht auch großer Personalmangel und viel Unterricht fällt aus. Zu dem müssen Lehrer, durch den Krieg, sich jetzt zusätzlich noch um die ukrainischen Kinder mit kümmern. Ich bin der Meinung das ganze Bildungssystem, angefangen in der Krippe bis hin zur Schule, sollte vielleicht noch mal überdacht werden.

Silke
Silke
2 Jahre zuvor

Ich bin Erzieherin und dass mit Leib und Seele. Ich liebe meinen Beruf und ich brenne für die Bildungsarbeit in der frühen Kindheit. Und dass schon seit 25 Jahren. Ich habe in dieser Zeit viele viele Kinder begleitet.
Meine Arbeit hat sich in all den Jahren ständig verändert und weiterentwickelt.

Aber ich arbeite mittlerweile in Teilzeit da ich neben meiner Familie eine Vollzeitstelle nicht mehr gepackt habe.
Es sind in unserer Einrichtung immer mehr Kinder mit „herausfordernden Verhalten“ oder mit Entwicklungsauffälligkeiten.
Zudem kommt ein ständiger Personalwechsel vorallem die 100%Stellen unterliegen einer starken Fluktuation. Es ist auch immer schwerer auf eine Vollzeitstelle ein*e Bewerber*in zu finden.
Wir haben in unserer Einrichtung 10 Mitarbeiterinnen und davon arbeiten nur 3 in Vollzeit. Es wurden bei uns auch schon Vollzeitstellen in Teilzeitstellen umgewandelt. So auch meine. Es ging nicht mehr. Unser Berufsalltag lässt keine Pause zu, es gibt Tage an denen ich nicht zum Trinken oder Essen komme weil wieder Mitarbeiterinnen krank sind. Alleine im ersten Halbjahr diesen Jahres haben wir von 6 Monaten 5 1/2 Monate unterbesetzt gearbeitet. Wegen Krankheit, Kündigung, Stundenabbau…
Obwohl ich Teilzeit arbeite mache ich regelmäßig Überstunden.

Wie gerne würde ich so viele Ideen in meiner Arbeit umsetzen aber es fehlt so an Zeit und Personal

Trotz all den widrigen Umstände versuche ich und alle meine Kolleginnen Kinder diese schlechten Umstände nicht spüren zu lassen. Wir legen Vertretungen so dass die Kinder so wenig wie möglich wechselnde Bezugspersonen haben. Wir legen viel wert auf eine wertschätzende und empathische Kommunikation mit all unseren Kindern damit Kinder schnell vertrauen fassen können.
Uns liegt auch viel daran dass Kinder nicht unter der Situation leiden.

Last edited 2 Jahre zuvor by Silke
Vollblutpädagogin
Vollblutpädagogin
2 Jahre zuvor

Auch ich bin noch keine Mama, sondern Erzieherin an einer deutschen Kita.
Meine Kita hat einen privater Träger, sie ist eine Elterninitiative und ich bin sehr zufrieden dort. Die Eltern entscheiden durch ihre Beiträge selbst, dass sie uns mehr bezahlen und geben uns die Möglichkeit uns weiterbilden zu können. Ich selbst habe neben der Ausbildung zur Erzieherin am Wochenende zusätzlich studiert und meinen Bachelor in Sozialpädagogik und Management gemacht. Zur Zeit studiere ich nun Grundschullehramt. Ich habe für mich festgestellt, dass mir die Weiterbildungsmöglichkeiten an einer Kita nicht ausreichen. Oft kommt es wegen Personalmangels gar nicht dazu, dass wir Erzieher*innen unsere gesetzlich vorgeschriebenen Fortbildungen machen können oder überhaupt in die Vorbereitungszeit gehen dürfen, weil wir die ganze Zeit nur am Kind arbeiten. Viele vergessen, dass auch Erzieher*innen keine Roboter sind und die Belastung oft zu hoch ist. Noch dazu kommt der hohe Krankenstand, weil man sich ständig bei den Kindern ansteckt. Einige Kinder kommen nämlich doch nicht immer ganz gesund in die Kita. Ein selbstgemachtes Problem. Dann ist man plötzlich ganz allein in der Gruppe, wenn der/die Kolleg*in krank ist, was gesetzlich eigentlich auch gar nicht zulässig ist und arbeitet aber trotzdem, weil sonst ja alle Eltern ihre Kinder selbst betreuen müssten…
Dazu kommt, dass das Klima im Kollegium stimmen sollte. Dies ist nicht immer der Fall. Wer geht schon gern zur Arbeit, wenn er schlecht bezahlt wird, von den Kollegen gemobbt und ständig krank ist?!
Ich denke, hier müssen sich viele Dinge ändern, damit sich etwas an dem Personalmangel an deutschen Kitas ändert.
Behandelt eure Erzieher*innen besser. Und seht was sie tagtäglich für euch und eure Kinder tun!