Alleiniges Sorgerecht zu beantragen, dafür können Mamas viele Gründe haben. Dass es allerdings nicht so einfach ist, dieses zu bekommen, weiß Andreas Meyer, der Elternanwalt: „Viele Mütter glauben, dass sie das alleinige Sorgerecht bekommen, wenn der Vater des Kindes sich nicht um das Kind kümmert. Auch wird häufig von vielen Eltern – und zwar Müttern und Vätern – damit gedroht, dass der Partner das Sorgerecht verliert, wenn er oder sie sich nicht nach den Wünschen des anderen verhält.“ Doch reicht das tatsächlich aus?
Rechtsanwalt Andreas Meyer hat wichtigen Fakten verständlich erklärt:
Wer hat – ganz ohne Antrag – alleiniges Sorgerecht?
Mütter haben es beim Sorgerecht gut. Mit der Geburt steht fest, dass sie als Gebärende auch tatsächlich die Mutter eines Kindes sind. Da haben es die Väter viel schwerer. Wenn sie nicht mit der Mutter verheiratet sind, dann müssen Sie die Vaterschaft erst einmal „beweisen“.
Dabei geht es um die so genannte Vaterschaftsanerkennung. Wenn es eine solche Vaterschaftsanerkennung bei der Geburt nicht gibt, dann führt das dazu, dass die Mutter das alleinige Sorgerecht hat. Die einfachste Methode, das alleinige Sorgerecht zu bekommen, ist also für unverheiratete Mamas vor der Geburt keine Vaterschaftsanerkennung beim Notar oder Jugendamt zu beantragen. (Das Beantragen wäre aber übrigens auch noch im Nachhinein möglich!)
Und was ist, wenn ich in Scheidung lebe?
Seid ihr bei der Geburt (noch) verheiratet, ist auch Vorsicht geboten: Auch wenn der Noch-Ehemann nicht der biologische Vater ist, so wird er zunächst zum gesetzlichen Vater – allein durch die bestehende Ehe. Das führt immer wieder zu erheblichen Problemen, die man eigentlich einfach vermeiden kann. Nämlich durch eine Vaterschaftsanerkennung durch den leiblichen Vater.
Welche Begründungen zählen rechtlich?
Es gibt viele Gründe, das alleinige Sorgerecht zu beantragen. Allerdings sind die Hürden recht hoch, wenn zunächst beide Elternpaare das gemeinsame Sorgerecht hatten. Kleinigkeiten wie ein nicht eingehaltener Besuchstermin am Wochenende oder eine ungeliebte neue Freundin des Vaters reichen hier als Begründung nicht aus. Etwas anderes ist es, wenn Drogen oder Alkohol beim Vater eine immer bedeutendere Rolle spielen oder er gar das Kind misshandelt.
Können auch Väter das alleinige Sorgerecht beantragen?
Das geht natürlich auch, aber die Hürden sind für Väter oft höher. Grundsätzlich gelten für Väter und Mütter hier aber dieselben Regeln. Das heißt, nur wenn die Mutter tatsächlich das Wohl des Kindes gefährdet, kann der Vater alleiniges Sorgerecht beantragen.
Welche Voraussetzungen gibt es, um alleiniges Sorgerecht zu beantragen?
Voraussetzung ist immer, dass das Wohl des Kindes im Zeitpunkt des Antrags gefährdet ist. Wenn ihr der Meinung seid, dass wichtige Gründe vorliegen, dann solltet ihr einen Antrag auf das alleinige Sorgerecht stellen. Das ist gar nicht so schwer. Inzwischen gibt es einige Gerichte, die hierfür sogar Online-Formulare anbieten. Ihr könnt aber auch zur Rechtsantragstelle bei eurem Amtsgericht gehen. Dort bekommt ihr Unterstützung, die richtigen Anträge zu stellen. Bitte gebt dabei bloß nicht an, dass ihr ihn aufgrund eines Streits nicht mehr sehen möchtet. Oder, dass ihr lediglich meint, dass er negativen Einfluss auf das Kind hätte. Das wird nicht ausreichen und führt eher dazu, dass ihr in weiteren Verhandlungen als besonders kleinlich angesehen werdet und bei den Richtern zumindest schlechte Karten habt. Auch Richter sind nur Menschen und da es hier um eine Frage mit Ermessensspielraum hat, kann man hier durchaus einiges falsch machen.
Antrag alleiniges Sorgerecht: Welche Kosten kommen auf mich zu?
Den Weg über das Online-Formular oder die Rechtsantragstelle solltet ihr grundsätzlich nur dann in Erwägung ziehen, wenn ihr euch keinen Anwalt oder am besten einen Fachanwalt oder eine Fachanwältin für Familienrecht leisten könnt. Dieser kostet Geld, wenn er oder sie gut ist. Wenn ihr aber tatsächlich berechtigte Gründe für die Beantragung des alleinigen Sorgerechts habt, dann sollte es euch das Geld wert sein. Die Kosten liegen hier je nach Umfang und Schwierigkeit der Streitigkeit zwischen 350 und 650 € bei einem Kind. Bei mehreren Kindern wird es teurer. Die Gerichtskosten liegen bei circa 50 €. Möglicherweise wird deinem Kind auch noch ein Verfahrensbeistand beigeordnet. Für den weitere Gerichtskosten in Höhe von 350 € fällig werden.
Solltet ihr nur über ein geringes Einkommen verfügen, könntet ihr auch Verfahrenskostenhilfe beantragen, fragt dazu einfach einen Anwalt. Wichtig zu wissen ist aber auch, dass ihr die Kosten im Falle des Erfolges von dem Kindesvater erstattet bekommen könnt.
Wenn es irgendwie geht: Einigt Euch mit dem Kindsvater
Die allerbeste Methode, alleiniges Sorgerecht zu erhalten, ist jedoch, sich mit dem Partner ohne Streit darauf zu einigen. Wenn ihr euch vom Vater trennt, ist es manchmal tatsächlich sinnvoller, dass ihr auch alleine das Sorgerecht habt, um nicht bei jeder Frage den Vater um seine Zustimmung bitten zu müssen. Wenn Ihr euch da einig seid, könnt ihr bei dem für euch zuständigen Familiengericht den Antrag auf Übertragung der elterlichen Sorge stellen und durch die Zustimmung des Vaters erhebliche Kosten sparen. Die Erfahrung zeigt, dass viele Väter dem zustimmen, wenn ihre Interessen bei anderen Frage nach der Trennung berücksichtigt werden und insbesondere der Kontakt zum Kind gesichert bleibt. Diese Lösung ist auch für das Kind am besten und das zählt doch!
Zum Autor: Seit 7 Jahren bin ich Anwalt, davon 6 als stolzer Ehemann und echter Papa eines tollen Sohnes. Ich mag es, rechtliche Themen einfach darzustellen, damit jeder seine Rechte kennt. Als Elternanwalt liegt mein Fokus auf den Problemen junger Familien.
Interessant zu wissen, dass auch wenn der Noch-Ehemann nicht der biologische Vater ist, wird er zunächst zum gesetzlichen Vater allein durch die bestehende Ehe. Meine Tante streitet im Moment über das Sorgerecht über ihren Sohn mit ihrem Ehemann. Sie hofft, dass sie durch die Vaterschaftsanerkennung ihres Sohnes durch seinen leiblichen Vater das Sorgerecht gegen ihren Ex-Ehemann gewinnen kann.
Na lieber Andreas. Das ist ja wirklich schön, dass Du selbst Papa bist und Dich trotz Deiner Argumentationen hier als Elternanwalt bezeichnest, Mütteranwalt trifft es wohl eher. Deine Worte zum besten Weg, sich einfach mit dem Vater auf die alleinige Sorge der Mutter zu einigen, toll, ich bin begeistert. Wenn Deine Frau sich von Dir trennt, rätst Du ihr dann auch, sich mit Dir zu einigen, dass Du die Sorge abgibst? Du also quasi Dein Kind nicht mal von einem Freund fremdbetreuen lassen dürftest, sämtliche Entscheidungen zu Kita/Schule/Gesundheit/Impfung……… also der Mutti selbst überlässt. Da das ABR ebenfalls Bestandteil des Sorgerechts ist, könnte Dein Sohn mit der Mama ans andere Ende der Welt ziehen. Wofür bist Du jetzt genau Vater geworden und was daran macht Dich so stolz? Dein Rat ist väterfeindlich und eine Schande für jeden Mann und Vater. Deine Worte „Die Erfahrung zeigt, dass viele Väter dem zustimmen, wenn ihre Interessen bei anderen Frage nach der Trennung berücksichtigt werden und insbesondere der Kontakt zum Kind gesichert bleibt.“ beinhalten eine Drohung, nämlich, entweder Du gibst mir die alleinige Sorge oder Du siehst Dein Kind nicht mehr. Außerdem ist es fern jeder Realität, dass „viele Väter dem zustimmen“. Solche Ratschläge 2020 als beste Lösung fürs Kind anzupreisen ist einfach nur unglaublich. Richter haben heute sehr wohl im Auge, dass Eltern sich einigen und beide die gemeinsame Sorge behalten. Es wird ihnen nur durch Anwälte wie Dich schwer gemacht.
Setzen 6, Herr (Mütter)Anwalt!
Ich heiße singh aus friedberg hessen. Ich bin alleinerziehender vater von 5kinder. Mit mein lebensgefährtin kein Kontakt mehr und wir haben zusammen Sorgerecht. Kann ich auch alein Sorgerecht anfragen?
Vielen Dank, dass ihr schreibt, dass es die einfachste Möglichkeit ist, sich mit dem Vater auf das alleinige Sorgerecht zu einigen. Das sollte der erste Schritt sein. Wenn das nicht möglich ist, so kann man eine Anwaltskanzlei für Familienrecht aufsuchen, die zu den weiteren Schritten berät. Wichtig ist, dass es wirklich gute Gründe gibt und nicht nur das Ego temporär verletzt ist.