Kennt ihr das auch? An den meisten Tagen macht einem das ganze Chaos, das sich unser Leben nennt, irgendwie gar nichts aus. So geht es mir zumindest. Dann klappt alles wunderbar und ich trotze gut gelaunt all den rauen Winden, die da so kommen. Meistens entpuppen sie sich ja am Ende auch eher als harmlose kleine Böen.
Aber an manchen Tagen, da kommt alles zusammen. Schon beim Aufstehen ist meine Laune nicht so dolle und mit jedem bisschen Generve, das dazukommt, werde ich selbstmitleidiger.
Neulich abends war es dann soweit: Ich war mit meiner Tochter alleine und machte unser Abendbrot. Nach einem richtig doofen Tag, ein paar Anfällen meiner Kleinen wegen der üblichen Nichtigkeiten und in einer unglaublich unordentlichen und dreckigen Küche, die ich später am Abend dann auch noch aufräumen würde. Ich war gereizt und irgendwie richtig deprimiert. Und dann brannten mir unsere Spiegeleier an, weil ich meine Tochter im Bad umständlich zum Händewaschen überreden musste. Als ich zurück in die Küche kam, waren die Eier schwarz und ungenießbar. Und an diesem Tag waren sie somit der Tropfen, der mein inneres Fass zum Überlaufen brachte.
Und zwar wortwörtlich. Ich setzte mich aufs Sofa und brach in Tränen aus. Ich blinzelte zu meiner Kleinen, natürlich blickte sie mich geschockt an. Ich wollte das gar nicht, es kam mir selbst übertrieben vor – aber ich konnte nicht aufhören zu heulen.
Bis ich auf einmal zwei kleine, warme Arme spürte, die mich fest drückten. Meine Tochter war zu mir gekommen, nahm mich in den Arm, strich mir über die Haare und sagte: „Mama, es ist in Ordnung. Ich hab dich lieb. Du bist traurig. Aber es wird alles wieder gut. Weine dich einmal richtig aus.“
Wow! Jetzt weinte ich noch mehr. Aber aus Liebe und Glück und unvorstellbar gerührt. Meine große Kleine! Sie hatte mir tatsächlich zugehört, denn es waren meine Worte, mit denen ich sie manchmal tröstete. So liebevoll, wie sie sie sagte, hörte es sich aber keinesfalls auswendig gelernt an – sondern ehrlich mitfühlend.
Ihr ernsthaftes, süßes Einfühlungsvermögen holte mich sofort auf den Boden der Tatsachen zurück. Natürlich wird alles wieder gut! Worüber hatte ich mich eigentlich so aufgeregt? Alles würde immer wieder gut werden – solange wir füreinander da sind.
Denn was habe ich nur für ein Glück meiner Familie!? Unser Leben mag auf und ab gehen, steinige lösen wunderschöne Phasen ab. Aber wir drei, wir halten zusammen und schon die Kleinste hat das Zeug dazu, mich mit ihrer Liebe stark zu machen.
Ich schloss sie in die Arme und bedankte mich für ihren Trost: „Ja, das geht wieder vorbei – ich hatte einfach einen doofen Tag. Manchmal ist man eben traurig, das gehört zum Leben dazu. Und ist völlig in Ordnung. Und dank dir geht es mir auch schon wieder viel besser, danke! Das war toll von dir. Ich hab dich auch lieb.“
Und so endete dieser Tag, der mich so mitgenommen hatte, doch noch mit einem warmen Gefühl im Bauch: Mitgefühl und Liebe hatten in unserer Familie einen so großen Stellenwert, dass auch schon unsere dreijährige Tochter diese beiden Werte in sich trug.
Ich spürte: Es wird immer alles gut werden, solange wir uns haben.