Marie, die eigentlich anders heißt, bemerkt, dass sie dauernd von anderen Menschen be- und verurteilt wird, seitdem sie Mama geworden ist. Sie hat sich ein paar Gedanken dazu gemacht, die sie gerne mit uns teilen möchte.
„Ich hatte kürzlich ein Erlebnis, welches mich sehr nachdenklich machte. Ich wurde auf offener Straße von einer Frau beleidigt und als schlechte Mutter betitelt, da ich einen Rock trug, während ich meinen neun Monate alten Sohn im Kinderwagen schob.
Auch in der Vergangenheit und in der Schwangerschaft merkte ich, wie schnell man wegen so vielem als Mutter verurteilt und kritisiert wird und das in erster Linie von anderen Frauen.
Dazu habe ich ein paar Gedanken aufgeschrieben.
Es gibt so viele Arten als Mutter zu versagen. Es fängt schon in der Schwangerschaft an. Nimmst du ‚zu viel‘ zu, lässt du dich gehen, das muss schließlich alles wieder runter und du musst schließlich wieder ‚ansehnlich‘ sein nach der Schwangerschaft.
Nimmst du ‚zu wenig‘ zu, wird das Kind doch sicherlich unterversorgt sein. Wenn das Kind dann erstmal da ist, sollst du dich ausruhen, aber auch nicht ‚gehen lassen‘. Du musst ja schließlich wieder in ‚Form‘ kommen.
Stillen ja, aber nicht so, dass das Kind zu anhänglich wird.
Gibst du die Flasche, fehlt dem Kind sicherlich was und es wird doch bestimmt später ständig krank sein. Kleidest du dich ‚weiblich‘, bist du eine schlechte Mutter, da du Blicke auf dich ziehen könntest. Achtest du aber weniger auf dein Aussehen, hast du wohl kein Selbstwertgefühl und lässt dich gehen.
Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie für so viele Dinge gleichzeitig verurteilt gefühlt. Ich wurde noch nie so oft Opfer von Bodyshaming wie in der Schwangerschaft und danach. In der Schwangerschaft wurde ich sowohl von meiner Gynäkologin als auch von Fremden auf eine Zahl reduziert, die jetzt im Nachhinein keinerlei Bedeutung hatte.
Bei jedem Frauenarzttermin musste ich auf die Waage und mich anschließend für die Zunahme rechtfertigen.
Eine Fremde gab zu bedenken: ‚Aber pass auf, das muss ja schließlich alles wieder runter.‘ Dabei gab es Tage, an denen ich so wenig aß, dass ich unterzuckerte. Worte haben Macht und es ist so falsch, eine Schwangere nach ihrem Gewicht zu fragen oder sie aufgrund einer Zunahme zu verurteilen. Unser Körper ist schlau und er sagt uns, was er braucht. Er weiß genau welches Gewicht er individuell zunehmen muss, um ein Kind und die Mama optimal zu versorgen.
Nach der Schwangerschaft dauerte es neun Monate, bis ich mich wieder in der Kleidung wohlfühlte, die ich vor der Schwangerschaft gerne trug. Doch dann wurde ich auf der Straße von einer Frau beschimpft, da ich eine Strumpfhose und einen Rock trug. Mein Kind könne ihr nur leid tun, bei einer Mutter, die so rumläuft.
Seit wann ist man eine schlechte Mutter wegen eines Kleidungsstückes?
Wie kleidet sich denn eine gute Mutter? Und das schlimmste daran war, dass ich in diesem Moment an mir zweifelte. Es ist offenbar so leicht als schlechte Mutter zu gelten. Doch ist es in Wahrheit nicht eigentlich viel schwerer, keine gute Mutter für sein Kind zu sein?
Auch fiel mir auf, dass all diese Verurteilungen von Frauen kamen. Nicht selten aus der eigenen Familie. Wieso ist das so? Kann es sein, dass psychische Gewalt immer weitergegeben wird, wenn sie nicht aufgearbeitet wird?
Ich denke, jede von uns hat in ihrem Leben Gewalt in dieser Form erfahren.
Wir leben in einer Gesellschaft, die davon profitiert Frauen zu kritisieren und ihnen dadurch das Gefühl zu geben, es würde irgendwas mit ihnen nicht stimmen. Unsichere und unzufriedenere Frauen sind nachweislich die besseren Konsumenten und leichter zu beeinflussen.
Nach all diesen Erlebnissen wünsche ich mir so sehr, dass wir Frauen aufhören, uns gegenseitig zu erniedrigen und klein zu halten. Der weibliche Körper kann aus einer Ansammlung von Zellen Leben erschaffen. Er ist in der Lage, Milch zu produzieren, die einzigartig und individuell auf unser Kind abgestimmt ist. Er ist in der Lage, sich trotz schwersten inneren und häufig auch äußeren Geburtsverletzungen um ein Neugeborenes zu kümmern und noch so vieles mehr…
Wir sind so vieles, aber ganz sicher nicht klein und schwach!
Wenn jede Frau anfangen würde, diese Stärke zu realisieren, dann wäre sie sich bewusst darüber, wie falsch es ist, sich und andere Frauen klein zu machen.”
Liebe Marie (echter Name ist der Redaktion bekannt), vielen Dank, dass wir deine Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!
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WIR FREUEN UNS AUF DEINE GESCHICHTE!
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