Ana Johnsons Kinderwunsch: „Man hat das Gefühl, es klappt bei jedem, nur nicht bei uns.“

Ana Johnson ist eine der bekanntesten Influencerinnen Deutschlands. Lange bestand ihr wunderschöner Instagram-Account @anajohnson aus perfekten Fotos ihres Lebens. Aber hinter den Kulissen gingen Ana und ihr Mann Tim mehrere Jahre durch die Hölle. Sie wünschten sich so sehr ein Baby – und mussten dafür eine kräftezehrende Kinderwunschreise durchmachen, die über vier Jahre andauerte. Inzwischen sind die beiden glückliche Eltern.

Über die wohl schwerste Zeit in ihrem Leben hat Ana mit Nora in unserem Podcast „Ehrlich gesagt“ gesprochen. Hier könnt ihr die ganze Folge hören:

Lange Zeit hat Ana ihren großen Kinderwunsch nicht auf ihrem Kanal thematisiert.

Warum sie sich dann doch entschieden hat, öffentlich über ihren langen Weg zum Wunschkind zu reden, und wie heilsam der Austausch mit anderen für sie war – davon berichtet sie eindringlich:

„Sehr lange haben wir uns nicht mal unseren engsten Freunden oder unserer Familie geöffnet. Das lag, glaube ich, zum größten Teil mit an mir, weil mich dieses Thema so belastet hat. Ich hatte direkt von Beginn meines Kinderwunsches an irgendwie das Gefühl, da stimmt irgendwas nicht. Und direkt mit diesem ,Da-stimmt-was-nicht-Gefühl`kam auch so ein Riesen-Gefühl von Scham.

Rückblickend finde ich das selbst total schwachsinnig! Aber damals war dieses Gefühl für mich total berechtigt, weil ich von allen Seiten immer nur gehört habe: ,Ach ja, wir wollten gar kein Kind, jetzt haben wir trotzdem eins!‘ oder ,Ja, bei uns hat sofort funktioniert – zack, schwanger!´

Man hat das Gefühl, es klappt bei jedem, nur nicht bei uns.

Dementsprechend hat es so drei Jahre gedauert, bis ich mit meiner Mama oder auch meinen engsten Freundinnen über das Thema gesprochen habe. Meine Mama hat mitbekommen, dass ich immer mehr Arzttermine hatte. Ich war teilweise drei, vier Mal in der Woche bei sämtlichen Blutabnahmen oder Arztterminen. Da hat sie sich schon Sorgen gemacht, dass ich irgendeine schwerwiegende Krankheit habe. Irgendwann hat sie dann gefragt: ,So, was ist denn eigentlich los?‘

Auch da fiel es mir noch schwer, mit ihr zu sprechen. Danach habe ich aber sofort gemerkt, wie viel Last es mir von den Schultern genommen hat, mit einer Vertrauensperson zu sprechen. Und dass ich das schon viel früher hätte machen sollen.

Es auf meinem Account zu erzählen, davon habe ich natürlich auch abgesehen.

Denn ich weiß durch fast zehn Jahre Social Media: Je mehr du privat von dir veröffentlichst, desto angreifbarer bist du auch!

Wenn jemand unter ein DIY-Reel von mir schreibt: ,Na hör mal, das sieht aber scheiße aus!`, dann kann ich damit leben. Das betrifft ja nicht mich persönlich – vielleicht meine Bastelkünste, aber da kann ich drüber hinwegsehen.

Aber wenn jemand schreibt: ,Mein Gott! Es gibt doch schon Überbevölkerung!`oder „Es gibt doch Schlimmeres im Leben! Wieso stellst du dich jetzt mit deinen Problemen so in den Vordergrund?‘ – das würde mich schon verletzen, weil das wirklich mein tiefster, innerer Wunsch war, Mama zu sein, eine Schwangerschaft zu erleben und all das, was es mit sich bringt.

Irgendwann stand ja meine Diagnose: Endometriose. Ein Schock.

Und meine Aussichten auf eine Schwangerschaft waren auch nicht so optimal. Das muss bei Endometriose nicht so sein, bei mir war es aber so. Trotzdem versuchten wir es. Eine harte Zeit, irgendwann bestimmte der Kinderwunsch mein ganzes Leben.

Bei meiner Hochzeit beispielsweise hatte ich teilweise neun verschiedene Wecker auf meinem Handy eingestellt, über den Tag verteilt, um Medikamente einzunehmen, mich zu spritzen oder an irgendwas anders zu denken, was ich beachten muss. Und dementsprechend war ich dann natürlich irgendwann total darauf fixiert und habe an dem Tag nur noch sehr wenig auf meinem Account geteilt. Eigentlich untypisch!

Ich war zu dieser Zeit in meinen Stories sehr wenig präsent. Ich war teilweise ganze Tage einfach offline, was man von mir auch nicht so kannte. Dabei versuchte ich eigentlich immer, professionell zu sein. Habe versucht, mir nichts anmerken zu lassen.

Das war kein leichter Weg für Ana und ihren Mann, bis es endlich mit der Schwangerschaft klappte. Foto: Ana Johnson

Das war kein leichter Weg für Ana und ihren Mann, bis es endlich mit der Schwangerschaft klappte. Foto: Ana Johnson

Tatsächlich häuften sich dann aber die Nachrichten aus meiner Community.

Sie fragten: ,Was ist mit dir los, Ana? Du lächelst in die Kamera, aber man sieht die Traurigkeit in deinen Augen.`

Das fand ich so krass, denn meine Community, die begleitet mich teilweise schon seit acht, neun Jahren. Die kennen mich in- und auswendig, und die wissen auch, wenn irgendwas nicht stimmt! Ich war aber zu dem Zeitpunkt einfach noch nicht bereit, davon zu erzählen. Es hat sich einfach noch nicht richtig angefühlt.

Ich habe mich über solche Kommentare aber gefreut, weil ich gemerkt habe, sie schauen wirklich genau hin.

Sie scheinen sich wirklich mit mir und mit meinem Leben und mit meinem Account auseinanderzusetzen. Und kennen mich mittlerweile so gut wie eine gute Freundin. Wenn sie mir ins Gesicht sehen, dann wissen sie, da stimmt irgendwas nicht. Und das hat mich eigentlich eher gefreut. Teilweise habe ich einzelnen UserInnen auch zurückgeschrieben, dass sie Recht haben, dass mich aktuell etwas bewegt, ich darüber aber noch nicht sprechen kann.

Was ich total krass und faszinierend fand: Man sagt immer, Kinderwunsch-Mädels untereinander erkennen sich. Und ich habe in dieser Kinderwunschzeit bestimmt 10 bis 20 Nachrichten bekommen von anderen Kinderwunschfrauen oder -paaren, die geschrieben haben: ,Ich traue mich das nicht auszusprechen, aber ich habe das Gefühl, wir teilen eine ähnliche Geschichte. Und ich möchte gar nicht übergriffig sein, aber wir stehen das irgendwie zusammen durch!`

Das finde ich bis heute krass, dass sie das wirklich bei mir erkannt haben, dass wir gerade den gleichen Weg durchgehen, obwohl ich nie öffentlich darüber gesprochen habe.

Der Zeitpunkt, an dem wir uns dann dazu entschlossen haben, über unsere Kinderwunschreise öffentlich zu sprechen, hatte leider einen sehr traurigen Auslöser.

Wir hatten gerade unsere fünfte Kinderwunschbehandlung hinter uns gebracht. Das waren dann viereinhalb Jahre Kinderwunsch. Diese Behandlung war erstmal erfolgreich. Ich war in der sechsten, siebten Woche schwanger und habe dann leider den Embryo wieder verloren. Das war schon das zweite Mal. Für mich ist natürlich eine Welt zusammengebrochen.

Über all die Jahre, vier Jahre Kinderwunsch, die ganzen Spritzen, Behandlungen, Termine… Du achtest auf so viel. Wir haben keine Reisen mehr gemacht. Ich habe fast keine Jobs mehr angenommen, weil ich teilweise Schmerzen hatte, nur noch zuhause im Bett gelegen habe und wirklich alles danach ausgerichtet habe. Bei so einem Versuch, vom Start bis hin zum Endergebnis, ob es wirklich geklappt hat – da können wirklich so fünf, sechs Wochen vergehen und man bangt und zittert ja so, so lange…

Ana Johnson berichtet offen über das emotionale Auf und Ab ihrer Kinderwunschreise. Foto: Ana Johnson

Ana Johnson berichtet offen über das emotionale Auf und Ab ihrer Kinderwunschreise. Foto: Ana Johnson

…und dann hat es geklappt!

Du hast diesen positiven Test und du freust dich, hast es vielleicht auch irgendwie schon deinen Eltern erzählt oder deiner besten Freundin und dann kommt der ernüchternde Termin in der Kinderwunschklinik: ,Das Herz schlägt nicht!‘

Das ist natürlich ein großer Rückschlag.

Das war dann der Punkt für mich, an dem ich gesagt habe: ,Ich schaffe das keinen einzigen Tag mehr, in die Kamera zu grinsen und so zu tun, als wenn alles in Ordnung wäre oder alles schön zu reden.`

Und ich habe auch zu meinem Mann gesagt, ich brauche jetzt einfach jemanden, mit dem ich darüber sprechen kann. Ich drehe durch, ich kannte auch in unserem Bekanntenkreis niemanden, der irgendwie ansatzweise das Gleiche durchgemacht hat oder mich nur ansatzweise verstehen konnte, mit dem ich mich einfach mal hätte austauschen können.

Mein Mann war da sehr offen und hat immer gesagt: ,Ich bin total fein damit, wenn du darüber sprechen möchtest, aber es geht hauptsächlich um dich und um deinen Körper und wenn du dazu bereit bist, darüber zu sprechen, dann unterstütze ich dich dabei! Wenn du aber sagst, ich möchte das gar nicht erzählen und für uns behalten, dann ist das auch völlig fein für mich.`

An dem Punkt musste ich mich also unbedingt dazu austauschen, um nicht wahnsinnig zu werden.

Und so habe ich einen Tag später ein Video dazu aufgenommen und direkt hochgeladen. Ich wollte so die Last von meinen Schultern nehmen.

Und es hat auch ein Stück weit funktioniert. Ich habe mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass es tatsächlich so positiv angenommen wird. Ich habe bis heute zu diesem Video keinen negativen Kommentar oder ähnliches gelesen. Und es hat mir dann auch gezeigt, wie unfassbar viele Frauen und Paare denselben Struggle haben wie wir.

Und das war für mich einfach die größte Heilung in dem Moment. Mich mit anderen austauschen zu können, anderen helfen zu können, auch anderen Mut zu geben, weil mir natürlich auch ganz viele geschrieben haben: ,Oh Gott, ich dachte immer, ich bin die Einzige! Und jetzt sehe ich unter den Kommentaren in der Kommentarspalte, wie viele Menschen betroffen sind.`

Endlich hat's geklappt: Ana Johnson und ihr Mann Tim. Foto: Ana Johnson

Endlich hat’s geklappt: Ana Johnson und ihr Mann Tim. Foto: Ana Johnson

Wenn ich so rückblickend darüber nachdenke, war das mit die allerbeste Entscheidung, die ich hätte treffen können, einfach reinen Tisch zu machen.

Es ging weiter mit unserer Kinderwunschreise und – da bekomme ich bis heute Gänsehaut: Nachdem ich öffentlich darüber gesprochen habe, hat der erste Versuch geklappt. Am 7.12.2023 kam unser Sohn Maui gesund zur Welt.“


Danke, liebe Ana, dass du deine berührende Geschichte und den Kampf, den ihr dabei durchgestanden habt, mit uns geteilt hast! Wir wünschen euch alles Liebe für die Zukunft mit eurer kleinen Familie.

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Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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Ilona Utzig

Ich bin Rheinländerin, lebe aber seit vielen Jahren im Hamburger Exil. Mit meiner Tochter wage ich gerade spannende Expeditionen ins Teenager-Reich, immer mit ausreichend Humor im Gepäck. Wenn mein Geduldsfaden doch mal reißt, halte ich mich am liebsten in Küstennähe auf, je weiter nördlich, desto besser.

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