Selbstliebe nach der Geburt: Eine Mama spricht uns aus der Seele

„Sei stolz auf deinen Körper! Er hat so viel geleistet.“ „Endlich Schluss mit den gefakten After-Baby-Bodies auf Instagram – diese Mama zeigt, wie ein Bauch nach einer Schwangerschaft wirklich aussieht. Wunderschön!“ „Jeder soll sie sehen: Jetzt setzen wir unsere Tigerstreifen so richtig in Szene!“

Umsichtig mit anderen, erbarmungslos mit uns selbst

Wir alle sind ganz weit vorne dabei, wenn es darum geht, Bodypositivety zu verbreiten. Zum Glück, denn dieses Umdenken ist richtig und wichtig. NATÜRLICH kann kein (oder kaum ein) Körper aussehen wie vorher, nachdem er über Monate einem kleinen Menschen ein Zuhause gegeben hat. Und natürlich hat dieser Körper es verdient, dass wir stolz auf ihn sind und ihn lieben. Das ist gar nicht die Frage.

Foto: Anna Frost via fafine.de

Aber: Ist es nicht so? Anderen Mamas können wir all das sagen – und es dabei auch ehrlich und von ganzem Herzen so meinen. Aber geht es um unseren eigenen Körper, dann sind wir viel weniger gnädig. Es ist eben so eine Sache mit der Selbstliebe. Sie ist nicht selbstverständlich – und lässt sich leider so gar nicht erzwingen. Wir sind einfach so streng mit uns. Strenger, als wir es uns vor der Schwangerschaft je hätten vorstellen können.

Zu diesem Thema, zur Selbstliebe, hat Anna Frost einen wundervollen Beitrag auf ihrem Instagram-Profil gepostet und einen längeren Text auf ihrem Blog fafine by Anna Frost veröffentlicht. Die Hamburger Bloggerin hat zwei Kinder, ihren kleinen Sohn hat sie vor wenigen Monaten zur Welt gebracht. Fragt man uns, sieht sie so toll aus wie eh und je, ganz klar. Aber wie sieht es in Anna aus? Wie sieht es bei ihr mit der berühmten Selbstliebe aus?

Man weiß, dass alles okay ist – aber man fühlt es nicht

Anna schreibt: „Die Sache mit der Selbstliebe fällt mir zur Zeit schwer. Ich bin da knallhart ehrlich. Vielleicht zu knallhart und sollte es eigentlich nicht sein, so mit mir selbst. Zur Zeit jedoch fällt es mir sehr schwer, mich so gut zu finden, wie ich aktuell bin. Also meinen Körper, mein Spiegelbild und die Körperform, die ich zur Zeit habe. ,Zur Zeit`, damit ist jetzt gemeint. Jetzt nach der Schwangerschaft.

Viele werden jetzt die Stirn runzeln und mir das sagen, was die eine innere Stimme zu meiner anderen Stimme sagt: ,Fahr dich mal wieder runter, Mädel!! 1. ist die Geburt gerade mal ein paar Monate her und 2. solltest du deinem Körper einfach mal die Chance geben, sich von den Strapazen der Geburt, dem Kaiserschnitt zu erholen und du weiß ja von deiner ersten Schwangerschaft, dass jeder Körper die Rückbildung in seinem eigenen Tempo macht.`“

Foto: Anna Frist via fafine.de

Damit trifft Anna es auf den Punkt, finde ich. Natürlich weiß man theoretisch, dass alles völlig okay ist und man seinem Körper viel Zeit geben sollte, um wieder in Form zu kommen. Aber: Fühlt man es auch wirklich so?

„Und das ist eigentlich die beschissenste Situation: Du weißt, dass alles ok ist. Aber du hast dennoch andere Erwartungen an dich selbst, denen du einfach nicht gerecht werden kannst.“ Das große Problem: Dieser Zwiespalt baut zusätzlichen Druck auf.

„Tja. Selbstliebe. Es ist schwer, sich selbst zu lieben, wenn es doch so viele Dinge gibt, die man an sich nicht liebt.“

An den Kommentaren zu Annas Post sieht man, dass viele andere Mamas ebenso überrascht und bestürzt sind, dass sie sich selbst so wenig annehmen können. Diese Selbstliebe, die ist wohl ein Prozess, der lange währen kann. Wenn er denn überhaupt jemals endet.

Was fehlt uns zur Selbstliebe?

„Ich frage mich, ob ich mich mehr liebe, wenn ich die 10 kg weniger wiege. Mehr Tattoos am Körper habe. Noch hellere, blonde Haare habe. Wieder mehr Sommersprossen habe. Mich intensiver schminke. Mir einfach Zeit für Dinge nehme, die nur mir ganz allein wichtig sind? Mir endlich das kleine niedliche Auto aus der Gebrauchtwagenanzeige kaufe? Oder ob ich dann noch immer nicht genug habe und nach mehr strebe. Mehr. Mehr was? Mehr Selbstoptimierung für mehr Selbstliebe?

Selbstliebe. Liebe für sich selbst. Ja, das ist es wonach ich mich derzeit am meisten sehne und mir, je mehr ich darüber nachdenke, immer alberner vorkomme… Ja, sogar scheinheilig, denn sage ich eben noch meiner Tochter, dass sie wundervoll und schön ist, ganz genau so wie sie ist, kann ich das zu mir nicht sagen. Warum nicht? Ich weiss es nicht. Noch nicht.“

Foto: Anna Frost via fafine.de

Anna Frost lässt uns an ihrem Weg teilhaben. Und das ist stark und absolut lesenswert – ganz egal, ob wir zur Selbstzweifel- oder zur Selbstliebe-Fraktion gehören.

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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