Deutschland hat eine der höchsten Frühgeburtenraten in Europa. Dank der medizinischen Möglichkeiten können die meisten Frühchen aber relativ unbeschwert in ihr neues Leben starten. Trotzdem müssen die Kleinen manchmal etwas mehr kämpfen und es ist wichtig, dass sie von allen Seiten die richtige Unterstützung bekommen. Unsere Echte Mama Lorena (echter Name ist der Redaktion bekannt) musste erfahren, wie es sich anfühlt, wenn der kleine Schatz nicht von Anfang an alles bekommt, was sein Körper eigentlich braucht.
Vielen Dank Lorena, dass du uns deine Geschichte erzählt hast!
„Unser Sohn kam mit 34+0 Schwangerschaftswochen auf die Welt und hatte ein – für diesen Zeitpunkt – super Gewicht von 2.600 g. Kleine Komplikationen, die Frühgeburten so mit sich bringen, hat unser Sohn blendend gemeistert und sich prächtig entwickelt.
Unser Schatz wurde immer gern gestillt und wurde schnell ein eher propperes Baby.
Genau darum habe ich mir auch nie Gedanken darüber gemacht, dass es bei der Einführung von Beikost zu irgendwelchen Problemen kommen könnte.
Aber damit fing dann alles an…
Als unser Kleiner fünf Monate alt war, habe ich voller Tatendrang angefangen, für ihn zu kochen. Ich war Feuer und Flamme. Aber: Egal, was ich ihm Leckeres gekocht habe, er hat es abgelehnt. Aus der Not heraus sind wir zu Gläschen gewechselt. Das hat aber auch nicht den gewünschten Effekt erzielt. Er wollte nicht einen Löffel probieren, hat nur geschrien und geweint.
Wir haben wirklich alles versucht, um unserem Schatz das Essen schmackhaft zu machen. Wir haben verschiedene Löffel ausprobiert, sind von Gemüsebrei auf Milch- und Obstgetreidebrei umgestiegen… egal was wir versucht haben, er wollte einfach nicht essen.
Das alles hat sich vier Monate lang hingezogen, bis zu unserem Kontrolltermin beim Kinderchirurgen, wegen seines Nabelbruchs.
Bei diesem Termin wurde mir die Frage gestellt, die alles überhaupt ins Rollen gebracht hat: ,Ist Ihr Kind krank?‘ Die Art und Weise, wie mir der Arzt diese Frage gestellt hat, hat mir richtig Angst gemacht. Ich wusste sofort, dass er mit ,krank‘ nicht nur einen kleinen Schnupfen meinte. Auf meine Rückfrage, warum er das fragt, sagte er mir, dass unser Kleiner ausgesprochen blass aussehen würde. Direkt wollte er ein großes Blutbild machen lassen. Das war der erste Moment, in dem ich mir richtig Sorgen gemacht habe. Für die Blutabnahme bin ich dann zu einem anderen Kinderarzt gegangen. Denn mich machte es wirklich stutzig, dass ein Kinderchirurg mit einem Blick sehen konnte, was unser Kinderarzt ein paar Tage vorher nicht bemerkt hat.
Ich erinnere mich noch genau an den Anruf, sechs Stunden nach der Blutabnahme: ,Sie müssen sofort ins Krankenhaus kommen, ihr Sohn braucht dringend eine Bluttransfusion.‘ Der Hb-Wert lag bei fünf, der Normalbereich beginnt bei 13. Ein Schock. Natürlich sind wir sofort ins Krankenhaus gefahren – mit einem Haufen Sorgen im Kopf und der Hoffnung, dass alles gut wird.
Die Nacht haben wir auf der Intensivstation verbracht.
Nach mehreren Blutabnahmen wurde unserem Kleinen sechs Stunden lang Fremdblut transfundiert. Meine Gefühle in dieser Nacht kann ich nicht in Worte fassen. Eine Mischung aus Verzweiflung, Angst und Wut, denn mir ist eins ziemlich schnell klar geworden: Mit simplen Eisentropfen wäre das alles nie passiert.“ Unser Sohn litt nämlich unter lebensgefährlichem Eisenmangel.
Generell haben Frühchen einen Eisenmangel. Das liegt daran, dass der Eisenspeicher erst in den letzten Wochen der Schwangerschaft aufgefüllt wird, die Frühchen ja verpassen. In den meisten Fällen gibt man den Kleinen ein halbes oder ganzes Jahr lang Eisen, einfach um sie zu unterstützen und ihren Eisenvorrat aufzufüllen. Denn: Eisen ist essentiell für den Organismus des Menschen – und vor allem für Babys. Die Hauptaufgabe von Eisen besteht nämlich in der Herstellung von Hämoglobin, der Komponente der roten Blutkörperchen, die für den Transport von Sauerstoff durch den Körper zuständig ist – und Sauerstoff braucht jede noch so kleine Zelle in unserem Körper zum Leben.
Wir als Eltern hatten dieses Wissen nicht. Aber für den Kinderarzt hätte die Empfehlung von Eisentropfen ganz eindeutig sein müssen. Der Eisenmangel von unserem Kleinen begründet auch seine Appetitlosigkeit, die durch Blutarmut erzeugt wird.
Drei Tage nach der Bluttransfusion hat unser Sohn dann auch voller Freude gegessen.
Es tut mir immer noch im Herzen weh, was mein kleiner Schatz durchmachen musste.
Außer seiner Blässe, die wir nicht als schlimm empfanden, hatte er keine Symptome. Der Chefarzt hat uns damals gesagt, dass das möglich war, weil der Eisenmangel langsam immer stärker wurde und sein Körper sich daran gewöhnt hat. Wäre sein erschreckendes Blutbild nicht durch Zufall bemerkt worden, hätte sein Kreislauf langsam schlapp gemacht und seine Organe wären geschädigt worden. Wir haben es unserem Sohn einfach nicht angemerkt. Er hat immer gelacht, geplappert, ist auf dem Boden rumgerobbt – er war schon immer und ist immer noch ein echter Strahlemann, der auch uns jeden Tag ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Ich möchte gar nicht daran denken, dass das heute auch anders sein könnte.
Liebe Mamas da draußen, seid immer aufmerksam und verlasst euch nicht blind auf alles, was der Kinderarzt euch sagt. Und denkt immer daran: Mangelnder Appetit ist eines der häufigsten Symptome bei Eisenmangel.“
Liebe Lorena, wir wünschen dir und deiner Familie von Herzen alles Glück dieser Erde.
Danke für den Artikel über Eisenmangel. Dadurch habe ich einen Eisenmangel bei meinem eigenen Kind entdeckt.