„Wus tut sie duuu?“ – wenn ich an Astrid Lindgren denke, kommt mir immer als Erstes die Szene aus Ronja Räubertochter in den Sinn, in der sie mit ihrem Ski im Bau der Rumpelwichte stecken bleibt, von den kleinen Wesen angepöbelt und später von den fiesen Wilddruden aus der Luft angegriffen wird. Das fand ich furchterregend! Und genau dafür habe ich Astrid Lindgrens Bücher als Kind so geliebt – weil man sich so herrlich fürchten, sich aber gleichzeitig so schön ins wunderbare Bullerbü, in den Mattis-Wald, nach Lönneberga oder in die Insel-Landschaft von Saltkrokan hineinträumen konnte. Meine Begeisterung für Astrid Lindgrens Welten führte schließlich auch zum schwedischen Namen meiner Tochter.
Apropos schwedische Namen: Wusstet ihr eigentlich, wie viele Vornamen die beliebte, schwedische Kinderbuchautorin eigens für ihre Geschichten erfunden hat, die wir heute ganz selbstverständlich vergeben? Welche das sind, zeige ich euch hier – und stelle euch noch viele, weitere, tolle Astrid-Lindgren-Namen vor.
Astrid-Lindgren-Namen für Mädchen und ihre Bedeutungen
- Agda, Magd aus Wir Kinder aus Bullerbü* – „die Gute“
- Alma, die Mutter von Michel aus Lönneberga – „die Fruchtbare“, „die junge Frau“
- Alva, die Magd aus Madita – „die Weiße“
- Anna, Hauptfigur aus Sonnenau – „die Anmutige“
- Anna-Klara, Cousine von Lotta aus der Krachmacherstraße – „die Anmutige, die Helle“
- Annika, Nachbarin und Freundin aus Pippi Langstrumpf* – „die Begnadete, die Anmutige“
- Barbro, Schwester von Kerstin aus Kerstin und ich* – „die Wilde“
- Betty alias Bettan (im schw. Original), Schwester von Karlsson aus Karlsson vom Dach – „die Gottgeweihte“
- Britta, Hauptfigur aus Wir Kinder aus Bullerbü – „die Erhabene“
- Britt-Mari, Hauptfigur aus Britt-Mari erleichtert ihr Herz* – „die Erhabene, die von Gott geliebte“
- Doris, Mutter von Lotta aus der Krachmacherstraße – „das Gottesgeschenk“
- Edla, Stiefmutter von Bosse aus Mio, mein Mio* – „die Edle“
- Eva, Freundin von Kalle Blomquist* – „die Leben Schenkende“
- Eva-Lotta, Freundin von Kalle Blomquist – „die Leben Schenkende, die Tüchtige“
- Frederika (genannt „Freddy“), Nachbarskind aus Ferien auf Saltkrokan – „die Friedfertige, die Beschützerin“
- Gosan, die Katze von Madita – „die Schmuserin“ (Achtung – kein anerkannter Vorname)
- Greta, eine Hauptfigur aus Wir Kinder aus Bullerbü – „die Perle“
- Gunilla, Freundin von Lillebror aus Karlsson vom Dach* – „die Kämpferin“
- Ida, die kleine Schwester von Michel aus Lönneberga* – „die Seherin“
- Inga, Hauptfigur aus Wir Kinder aus Bullerbü – „die Beschützerin“
- Kajsa, Brieffreundin von Britt-Mari aus Britt-Mari erleichtert ihr Herz, Mutter und kleine Schwester von Madita sowie Hauptfigur aus Kajsa Kavat – „die Reine“
- Kari, Nebenfigur aus Rasmus und der Landstreicher – „die Reine“
- Katla, das Drachenweibchen aus Brüder Löwenherz und isländischer Mädchenname – „der Kessel“
- Kati, Haupftigur der Kati-Reihe – „die Reine“
- Kerstin, Hauptfigur aus Kerstin und ich* – „die Christin“
- Krösa-Maja, Nachbarin von Michel aus Lönneberga – frei übersetzt „Preiselbeeren-Maja“ (schw. krösa: „Preiselbeeren“), „die Höhere“
- Lif, Gaunerin aus Rasmus und der Landstreicher – „das Leben“
- Lina, Magd aus Michel aus Lönneberga – „die Sanfte“
- Linus-Ida, Wäscherin aus Madita – „die klagende Seherin“
- Lisa, Hauptfigur aus Wir Kinder aus Bullerbü – „Gott ist Fülle“
- Lisabet, die kleine Schwester von Madita – „Gott ist Fülle“
- Lotta, Hauptfigur aus Lotta aus der Krachmacherstraße* bzw. Nebenfigur aus Ferien auf Saltkrokan – „die Tüchtige“
- Lovis, Mutter von Ronja Räubertochter – „die berühmte Kämpferin“
- Märta, Mutter von Tjorven aus Ferien auf Saltkrokan – „die Perle“
- Madita alias Madicken, Hauptfigur aus Madita* – „die Perle“ (Namenserfindung von Astrid Lindgren)
- Maiken, Hausmädchen der Großeltern von Lotta aus der Krachmacherstraße – „die Geliebte“
- Majken, ältere Schwester von Britt-Mari aus Britt-Mari erleichtert ihr Herz – „die Geliebte“
- Malin, Hauptfigur aus Ferien auf Saltkrokan und Klingt meine Linde* – „die Erhabene“
- Mia, Widersacherin von Madita und Mutter von Eva-Lotta aus Kalle Blomquist – „das Gottesgeschenk“
- Mia-Maria, Schwester von Lotta aus der Krachmacherstraße – „das Gottesgeschenk, die Geliebte“
- Monika, Schwester von Britt-Mari aus Britt-Mari erleichtert ihr Herz – „die einsame Mahnerin“
- Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz / Schokominza Efraimstocher, Hauptfigur aus Pippi Langstrumpf* – diverse Bedeutungen (Achtung – keine gültigen Mädchennamen)
- Polly, Hauptfigur aus Polly hilft der Großmutter* – „die Widerspenstige, Ungezähmte“
- Ronja, Hauptfigur aus Ronja Räubertochter* – „die weise Herrscherin“
- Sigrid, Mutter von Jonathan aus Brüder Löwenherz – „die Siegerin“
- Skrollan alias Skrållan, Tochter von Malin und Peter aus Ferien auf Saltkrokan – „die Gröhlende“ (Namenserfindung von Astrid Lindgren)
- Stina, Nebenfigur aus Ferien auf Saltkrokan – „Die Christin“
- Teddy alias „Theodora“ aus Ferien auf Saltkrokan sowie das Lieblings-Stoffschwein von Lotta aus der Krachmacherstraße (im Original: „Bamsen“) – „das Geschenk Gottes“
- Tjorven alias „Karin Maria Eleonora Josefina“ aus Ferien auf Saltkrokan*– „die Komplizierte“ (Namenserfindung von Astrid Lindgren)
- Undis, Mutter von Birk aus Ronja Räubertochter – „die Welle“
- Viveka, Freundin von Kerstin aus Kerstin und ich – „die kleine Kämpferin“
Astrid-Lindgren-Namen für Jungen und ihre Bedeutungen
- Abbe, der beste Freund von Madita* – „Freude des Vaters“
- Åke, Nebenfigur aus Ferien auf Saltkrokan* – „der Vorfahre“
- Alfred, Knecht und Freund von Michel aus Michel aus Lönneberga – „der Naturgeist“
- Anders, Freund von Kalle Blomquist – „der Mannhafte“
- Anton, Michels Vater aus Michel aus Lönneberga – „der aus dem Geschlecht der Antonier Stammende“
- Bengt alias „Benka“, Widersacher von Kalle Blomquist und Freund von Bosse aus Mio, mein Mio – „der Gesegnete“
- Bertil, Hauptfigur aus Nils Karlsson Däumling* – „der Strahlende“
- Birk, Freund von Ronja Räubertochter* – „der Starke, der Beschützer“
- Björk, der freundliche Polizist aus Kalle Blomquist – „die Birke“
- Björn, Nebenfigur aus Ferien auf Saltkrokan und aus Kerstin und ich – „der Bär“
- Borka, Birks Vater aus Ronja Räubertochter – „der Kämpfer“
- Bo Wilhelm alias „Bosse“, Hauptfigur aus Mio, mein Mio* – „der willensstarke Beschützer“
- Christoph, Nebenfigur aus Kerstin und ich – „der Anhänger Christi“
- Efraim, Vater von Pippi Langstrumpf – „der Fruchtbare“
- Einar, ein böser Onkel aus Kalle Blomquist – „der einsame Kämpfer“
- Eric, Nebenfigur aus Kerstin und ich – „der Ehrenreiche“
- Fille, ein Einbrecher aus Karlsson vom Dach – Bedeutung nicht überliefert
- Fjosok, Mattis-Räuber aus Ronja Räubertochter – Namenserfindung von Astrid Lindgren
- Gunnar, bester Freund von Rasmus aus Rasmus und der Landstreicher – „der tapfere Soldat“
- Jerker, Nebenfigur aus Britt-Mari erleichtert ihr Herz – Bedeutung nicht überliefert
- Jiri, Freund von Bosse/Mio aus Mio, mein Mio – „der Bauer“
- Jocke, das Kaninchen von Pelle aus Ferien auf Saltkrokan – „Gott macht stark“
- Joen, Mattis-Räuber aus Ronja Räubertochter – Namenserfindung von Astrid Lindgren
- Johann, Hauptfigur aus Ferien auf Saltkrokan – „Gott ist gnädig“
- Jonas – Vater von Madita und Bruder von Lotta aus der Krachmacherstraße – „Überbringer der Nachricht“
- Jonathan, Hauptfigur aus Die Brüder Löwenherz* – „Gottesgeschenk“
- Jonte, Widersacher von Kalle Blomquist – „Gott ist gnädig“
- Jossi, Nebenfigur aus Die Brüder Löwenherz (Namenserfindung von Astrid Lindgren)
- Julius, Onkel von Lillebror aus Karlsson vom Dach – „vom Geschlecht der Julier Stammende“
- Jum-Jum, Freund von Bosse/Mio aus Mio, mein Mio – Namenserfindung von Astrid Lindgren
- Jutis, Mattis-Räuber aus Ronja Räubertochter – Namenserfindung von Astrid Lindgren
- Kalle, Hauptfigur aus Wir Kinder aus Bullerbü und Kalle Blomquist* – „der Mannhafte“
- Karl, Hauptfigur aus Die Brüder Löwenherz – „der Mannhafte“
- Karm, der Lindwurm aus Die Brüder Löwenherz – Bedeutung nicht überliefert, vermutlich Namenserfindung von Astrid Lindgren
- Karlsson, Hauptfigur aus Karlsson vom Dach* – „Sohn von Karl, dem Mannhaften“
- Kato, böser Ritter aus Mio, mein Mio – Bedeutung nicht überliefert, vermutlich Namenserfindung von Astrid Lindgren
- Klein-Klipp alias Lille-Klipp (im schw. Original), Mattis-Räuber aus Ronja Räubertochter – Namenserfindung von Astrid Lindgren
- Knotas, Mattis-Räuber aus Ronja Räubertochter – Namenserfindung von Astrid Lindgren
- Krister, Nebenfigur aus Ferien auf Saltkrokan – „der Christ“
- Labbas, Mattis-Räuber aus Ronja Räubertochter – Namenserfindung von Astrid Lindgren
- Lasse, Hauptfigur aus Wir Kinder aus Bullerbü – „Träger des Lorbeerkranzes“
- Lennart, Nebenfigur aus Ferien auf Saltkrokan – „Stark wie ein Löwe“
- Liander – Gauner aus Rasmus und der Landstreicher (Namenserfindung von Astrid Lindgren)
- Lukas, das Pferd von Michel aus Michel aus Lönneberga – „der aus Lucania Stammende“
- Mattias, Hauptfigur aus Sonnenau und Nebenfigur aus Die Brüder Löwenherz – „Gottesgeschenk“
- Mattis, Vater von Ronja Räubertochter – „Gottesgeschenk“
- Melcher, Nebenfigur aus Ferien auf Saltkrokan – „König des Lichts“
- Michel alias Emil (im schw. Original), Haupftfigur aus Michel aus Lönneberga* – „Wer ist wie Gott?“
- Mio alias Bo Wilhelm („Bosse“), Hauptfigur aus Mio mein Mio* – „Der Meinige“
- Miramis, das Pferd von Bosse/Mio aus Mio mein Mio – Bedeutung nicht überliefert, vermutlich Namenserfindung von Astrid Lindgren
- Niklas, Nebenfigur aus Ferien auf Saltkrokan – „Sieger über das Volk“
- Nisse, Figur aus Nils Karlsson Däumling und Vater von Tjorven aus Ferien auf Saltkrokan – „Sieger über das Volk“
- Nonno, Nebenfigur aus Mio, mein Mio – Bedeutung nicht überliefert
- Ole, Hauptfigur aus Wir Kinder aus Bullerbü – „der Alte, der Vorfahre“
- Orwar, Nebenfigur aus Die Brüder Löwenherz – Bedeutung nicht überliefert, vermutlich Namenserfindung von Astrid Lindgren
- Oskar, Landstreicher und Freund von Rasmus aus Rasmus und der Landstreicher – „Der Speer Gottes“
- Pelje, Mattis-Räuber aus Ronja Räubertochter – Namenserfindung von Astrid Lindgren
- Pelle, Hauptfigur aus Ferien auf Saltkrokan – „der Fels“
- Per alias „Glatzen-Per“ aus Ronja Räubertochter – „der Fels“
- Peter, der Verlobte von Malin aus Ferien auf Saltkrokan – „der Fels“
- Pontus, Freund von Rasmus aus Rasmus, Pontus und der Schwertschlucker – „der aus dem Meer Stammende“
- Rasmus, Hauptfigur aus Rasmus und der Landstreicher* sowie Nebenfigur aus Kalle Blomquist – „der Liebenswerte“
- Sasso, der Pudel von Madita – „der Sachse“
- Scotty, der Hund von Tante Berg aus Lotta aus der Krachmacherstraße* – „der Schotte“
- Sixtus, Widersacher von Kalle Blomquist – „der Sechste“
- Stefan, Vater von Lotta aus der Krachmacherstraße – „der Gekrönte“
- Sturkas, Mattis-Räuber aus Ronja Räubertochter – Namenserfindung von Astrid Lindgren
- Svante alias „Lillebror“, Nebenfigur aus Britt-Mari erleichtert ihr Herz und Hauptfigur aus Karlsson vom Dach* – „der junge Mann“
- Tengil, der Tyrann aus Die Brüder Löwenherz – Namenserfindung von Astrid Lindgren
- Tjegge, Mattis-Räuber aus Ronja Räubertochter – Namenserfindung von Astrid Lindgren
- Tjorm, Mattis-Räuber aus Ronja Räubertochter – Namenserfindung von Astrid Lindgren
- Tjurre, Mattis-Räuber aus Ronja Räubertochter – Namenserfindung von Astrid Lindgren
- Tommy, Hauptfigur aus Pippi Langstrumpf* – „der Zwilling“
- Totte (eigentlich „Otto“), ein Cousin von Lotta aus der Krachmacherstraße – „der Besitzende“
- Viktor, Vater von Kalle Blomquist – „der Sieger“
Namenserfinderin Astrid Lindgren: Diese Vornamen stammen aus ihrer Feder
Die berühmte, schwedische Kinderbuchautorin Astrid Lindgren (1907-2002) war mit einer unvergleichlichen Fantasie gesegnet, die kaum Grenzen kannte und die heute noch Kinder überall auf der Welt fasziniert. Ihren Ideenreichtum bewies sie aber nicht nur in ihren zahlreichen Geschichten – er spiegelte sich auch in den vielen Vornamen wider, die sie eigens dafür erfand.
Der bekannteste Mädchenname, den sie kreiert hat, dürfte Ronja sein. Alle kleinen Ronjas dieser Welt verdanken ihren Namen also der wilden Ronja Räubertochter.
Astrid Lindgrens Schilderungen zufolge geht der Name auf eine typisch lappländische Behausung, die sogenannte Juronjaurekote, zurück. Sie hat einfach vorne und hinten einige Buchstaben davon weggelassen und schuf damit eine wilde, unerschrockene Mädchenfigur, die ich als Kind sehr geliebt habe.
Kreativ wurde Lindgren aber noch bei vielen, weiteren Namen, zum Beispiel bei diesen hier:
- Madita: Der Name aus Lindgrens gleichnamigen Roman geht auf den Vornamen Margarethe zurück und bedeutet „die Perle“. Die Hauptfigur der schwedischen Ausgabe heißt aber Madicken – eine Verniedlichung von Margarethe. Da diese Form für den deutschen Markt ungeeignet erschien, entwarf die Übersetzerin Anna-Liese Kornitzky kurzerhand Madita – ein Mädchenname, der sich nach Veröffentlichung des Buches in Deutschland großer Beliebtheit erfreute, aber bis heute in Schweden völlig unbekannt ist.
- Tjorven: Das süße, kleine Mädchen aus Ferien auf Saltkrokan heißt laut Buch eigentlich Karin Maria Eleonora Josefina, sieht aber gemäß ihrer eigenen Mutter eher aus wie eine „Tjorven“, was im Schwedischen soviel wie „die Komplizierte“ bedeutet. Auch diesen Namen hat es in dieser Form vorher nicht gegeben.
- Skrollan / Skrållan: Genau wie Tjorven hat auch die kleine Skrollan aus Ferien auf Saltkrokan einen frei erfundenen Vornamen, dessen Bedeutung mit „die Gröhlende“ nicht ganz so schmeichelhaft ist und auf ihre hervorstechendste Eigenschaft schließen lässt.
- Jossi: Diesen Namen hat Astrid Lindgren einer Nebenfigur aus Die Brüder Löwenherz auf den Leib geschneidert. Es handelt sich um einen stattlichen, starken Wirt, der ein doppeltes Spiel spielt.
- Liander: So heißt ein Gauner aus Rasmus und der Landstreicher. Vermutlich hat Lindgren sich hier vom Jungennamen Leander („Mann des Volkes“) inspirieren lassen.
Zudem entspringen sämtliche Räuber-Namen aus Ronja Räubertochter Astrid Lindgrens Fantasie, beispielsweise Knotas, Jutis, Fjosok, Tjegge, Tjorm und Tjurre. Die sind natürlich bei Weitem nicht so alltagstauglich wie ihre anderen Namenskreationen, passen aber perfekt zu störrischen, ungewaschenen, rauen Unholden aus dem Mattis-Wald.
Mit den Namen ist es sowieso so eine Sache bei Astrid Lindgren: Der in Deutschland bekannte, freche Michel aus Lönneberga heißt in Schweden eigentlich Emil. Da es in Deutschland aber schon die äußerst erfolgreiche Geschichte rund um „Emil und die Detektive“ von Erich Kästner gab, beschloss Astrid Lindgrens deutscher Verlag, dieser Hauptfigur einen anderen Vornamen zu geben.
Oder die herzensgute Polly, die der Großmutter hilft – sie heißt im schwedischen Original eigentlich Kajsa Kavat. Der Name Kajsa ist hierzulande aber so unbekannt, dass sie kurzerhand zur Polly wurde. Schade eigentlich – denn Kajsa hat doch auch einen sehr hübschen Klang. Ebenso wie viele, weitere Astrid-Lindgren-Namen, die wir euch hier genauer vorstellen wollen.
Von Bullerbü über Lönneberga bis Saltkrokan – die Geschichten hinter den Astrid-Lindgren-Namen
Was ich persönlich an Astrid Lindgren als Autorin und Person ganz besonders schätze, ist ihre grundsätzliche Einstellung Kindern gegenüber: Sie war der Meinung, man könne ihnen durchaus etwas zumuten, man müsse Kinder nicht unnötig schonen. Wie ich eingangs bereits erwähnte, habe ich mich bei Ronja Räubertochter manchmal ganz schön gefürchtet und war gerade davon so fasziniert.
Als eine der allerersten Kinderbuchautoren überhaupt hat Lindgren sich in ihren Werken mit dem Tod auseinandergesetzt und ihre junge Leserschaft damit auf einfühlsame Weise konfrontiert. Sie fand, Kinder hätten ein Recht darauf, auch diesbezüglich neugierig zu sein, Fragen zu stellen und Antworten zu bekommen, aber auch getröstet zu werden.
Trost ist ohnehin eines ihrer Hauptmotive, denn häufig spielen Waisenkinder eine Rolle, die nach Halt und Geborgenheit suchen und beides auf unterschiedliche Weise finden – wie in Rasmus und der Landstreicher oder in Sonnenau.
Astrid Lindgren versteht es meiner Meinung nach wie keine Zweite, Kinder selbst bei solch vermeintlich schwierigen Themen sanft an die Hand zu nehmen und ihnen Freude, Selbstbewusstsein und Mut zu vermitteln.
Daneben erstrahlen aber natürlich auch ihre lustigen, geistreichen und vom sommerlichen Schweden inspirierten Erzählungen wie Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga, Ferien auf Saltkrokan oder Madita, die mir mit ihrer Leichtigkeit ebenfalls viele, tolle Lesestunden beschert haben.
„Ich schreibe für niemanden anders als für mich selbst, ich schreibe, weil es solchen Spaß macht und weil ich das Kind, das ich einmal war, unterhalten will,“ sagte Astrid Lindgren einst über ihr Schaffen, und ich finde, das merkt man jeder einzelnen Zeile an. Eine großartige Frau, deren Geschichten und Figuren nach der Lektüre noch viele Jahre lang nachwirken, weshalb ich ihre Romane und Erzählungen einfach nur empfehlen kann. Hier eine Auswahl davon – ohne Anspruch auf Vollständigkeit natürlich, denn Astrid Lindgren hat noch viel mehr geschrieben.
Britt-Mari erleichtert ihr Herz („Britt-Mari lättar sitt hjärta“) – ab 12 Jahren
Eine der ersten Geschichten Astrid Lindgrens war tatsächlich gar kein Kinderbuch, sondern eine Jugendgeschichte in Briefform. In „Britt-Mari erleichtert ihr Herz“ thematisiert darin auf mitreißende Weise die erste große Liebe, von der Britt-Mari ihrer Brieffreundin Kajsa in einem Briefwechsel erzählt.
Die Brüder Löwenherz („Bröderna Lejonhjärta“) – ab 6 Jahren
Ein fantastischer Abenteuerroman (den Lindgren selbst immer wieder als „Märchen“ bezeichnet hat), in dem ein älterer Bruder dem kleinen, sterbenskranken Bruder vom Fantasieland Nangijala erzählt, um ihm die Angst vor dem Tod zu nehmen. Liebevoll erzählt und trotz der herzzerreißenden Thematik weniger dramatisch, sondern sehr fesselnd.
Ferien auf Saltkrokan („Vi pa Saltkråkan“) – ab 9 Jahre
Wenn ihr diese Geschichte gelesen habt (oder sagen wir: die Fernsehserie dazu gesehen habt), bucht ihr euch als erstes eine Woche lang auf einer der zauberhaften Schären-Inseln vor Stockholm ein. Denn hier spielt diese wunderbare Kindergeschichte, die uns einen Blick in die Sommerhäuschen der Stockholmer Großstädter werfen und uns wunderbare Ferien auf Saltkrokan* mit ihnen verbringen lässt.
Kalle Blomquist („Mästerdetektiven Kalle Blomkvist“) – ab 9 Jahren
Eine Detektivgeschichte, die mich in den Achtzigern vor dem Plattenspieler meiner Mutter festhielt, nachdem ich mein erstes Hörspiel von Kalle Blomquist* auf Vinyl geschenkt bekommen hatte. Die Gauner sind herrlich böse und hinterhältig, die Geschichten nicht so leicht zu knacken, und die Zeit vergeht dabei unglaublich schnell.
Karlsson vom Dach („Karlsson på taket“) – ab 8 Jahren
An Karlsson vom Dach* scheiden sich ein wenig die Geister, denn ich kenne viele, die den nervigen, halb-erwachsenen Jungen mit dem Propeller auf dem Rücken und dem vorlauten Mundwerk alles andere als sympathisch finden. Mich hat der Gedanke, jederzeit über die Dächer der Stadt fliegen zu können, als Kind aber sehr fasziniert.
Kerstin und ich („Kerstin och jag“) – ab 12 Jahren
Farbabweichungen und Änderung der Designs vorbehalten.
Ähnlich wie bei „Britt-Mari erleichtert ihr Herz“ ist auch „Kerstin und ich*“ eine etwas unbekanntere Jugenderzählung Astrid Lindgrens – aber eine ganz wunderbare, fröhliche. Die Zwillingsschwestern Barbro und Kerstin müssen mit ihren Eltern aus der Stadt aufs schwedische Land ziehen und dabei helfen, einen heruntergekommenen Gutshof zu renovieren.
Klingt meine Linde („Spelar min lind“) – ab 8 Jahren
Hierbei handelt es sich um eine Sammlung von insgesamt vier wunderschönen, nachdenklichen Geschichten: Sonnenau, Die Schafe auf Kapela, Klingt meine Linde und Junker Nils von Eka. In Sonnenau treffen wir auf die Waisenkinder Anna und Mattias, die für einen Bauern schuften müssen und eines Tages einem verzauberten Vögelchen ins Paradies Sonnenau folgen, in dem sie ein großartiges Kinderleben führen dürfen. In Die Schafe auf Kapela gleicht Hauptfigur Stina-Maria auf magische Weise ein großes Unrecht wieder aus. Dagegen ist Klingt meine Linde eine der traurigsten, aber gleichzeitig schönsten Geschichten, in der sich die kleine Waise Malin opfert, um ihren Mitbewohnern im Waisenhaus ein schöneres Leben zu schenken. Ein glückliches Ende gönnt Astrid Lindgren uns immerhin in Junker Nils von Eka: Hier geht es um den schwerkranken Nils, der sich nachts in ein Ritterleben hineinträumt und am nächsten Morgen geheilt wieder aufwacht.
Lotta aus der Krachmacherstraße („Boken om Lotta på Bråkmakergatan“) – ab 2 Jahren
Aufgepasst – hier kommt die freche, kleine Lotta aus der Krachmacherstraße*, die mit all ihren Freunden und Freundinnen ganz schön viel Unfug anstellt. Am liebsten mochte ich immer die Geschichte „Lotta zieht um“, weil ich die Idee so großartig fand, dass ein kleines Mädchen einfach wütend seine Sachen packt und mit ihrem Stoff-Schweinebär unter dem Arm zur Nachbarin Tante Berg zieht, wenn ihr was nicht passt.
Madita („Madicken“) – ab 8 Jahren
Die beinahe furchtlose, 7-jährige Madita* lebt mit ihrer kleinen Schwester Lisabet und ihren Eltern auf dem Land. Gemeinsam mit ihren Freunden Abbe und Mia erleben sie so manches Abenteuer. Mein Lieblingszitat stammt von der Stelle, an der Madita ihre Mutter fragt, was diese sich am meisten wünsche und sie antwortet, das wären „zwei ganz liebe und brave Mädchen“, woraufhin Madita dann ganz bleich geworden fragt, wo Lisabet und sie dann hinsollten.
Michel aus Lönneberga („Emil i Lönneberga“) – ab 4 Jahren
Der kleine Michel aus Lönneberga* ist schon ein verflixter Bengel: Dauernd spielt er irgendwelche Streiche, steckt seinen Kopf in Suppenschüsseln, malt der kleinen Schwester Ida schwarze Farbe ins Gesicht, damit alle denken, sie hätte Typhus, hängt sie am Fahnenmast auf und hält das Dorf Lönneberga auf Trab. Die ganze Dorfgemeinschaft atmet auf, wenn der Vater den Jungen zur Strafe in den Schuppen sperrt und endlich Ruhe einkehrt.
Mio, mein mio („Mio, min Mio“) – ab 6 Jahren
Ein kleiner Waisenjunge sitzt auf einer Stockholmer Parkbank und beobachtet das wohlige Treiben in einem der Einfamilienhäuser gegenüber. Dabei sehnt er sich nach einem Zuhause, nach Geborgenheit und Wärme. Beides findet er schließlich im „Land der Ferne“ bei seinem Vater, dem König (der ihn immer mit „Mio, mein Mio“* ruft). Wer bei diesen Zeilen schon Tränen in den Augen hat, sollte sich zu dieser wunderschönen Fantasiereise ein paar Packungen Taschentücher besorgen.
Nils Karlsson Däumling („Nils Karlsson Pyssling“) – ab 4 Jahren
Hat sich nicht jedes Kind schon mal gefragt, ob nicht hinter der Wand des Kinderzimmers ein paar kleine Lilliputaner hausen? In dieser wunderbaren Geschichte von Astrid Lindgren erlebt der kleine Bertil genau dieses fantastische Abenteuer – und er wird sogar selbst geschrumpft und darf in die Welt seines kleinen Däumlings mit eintauchen.
Pippi Langstrumpf („Pippi Långstrump“) – ab 4 Jahren
Über Pippi Langstrumpf muss ich nicht viel sagen: Beeindruckendes, furchtloses Mädchen mit übermenschlichen Kräften und unglaublich viel Gold lebt alleine in einer bunten Villa, lehrt Gaunern das Fürchten und kann so ziemlich alles, was ich mir als Kind immer gewünscht habe. Ich war richtig neidisch auf Tommy und Annika – denn so eine tolle Freundin wie Pippi Langstrumpf*, die mir auch noch dauernd Lollis und Lakritz spendiert, hätte ich natürlich auch gern gehabt.
Polly hilft der Großmutter („Kajsa Kavat“) – ab 4 Jahren
Ein junges Mädchen namens Polly Patent wächst bei seiner Großmutter auf, die sich aber leider ein Bein bricht und deshalb in der Vorweihnachtszeit keine selbstgemachten Bonbons auf dem Markt verkaufen kann – weshalb ihr Einnahmen fehlen werden, um der Enkelin ein schönes Weihnachtsgeschenk zu kaufen. Kurzerhand übernimmt Polly in ihrer patenten Art und Weise sämtliche Aufgaben der Großmutter inklusive des Marktverkaufs und macht ihrem Namen damit alle Ehre. Rührende, kurze Vorlesegeschichte für die magische Vorweihnachtszeit.
Rasmus und der Landstreicher („Rasmus på luffen“)
Auch in diesem Roman geht es um einen Waisen auf der Suche nach einem Zuhause – und das ist gar nicht so einfach. Denn niemand will einen so großen Jungen wie Rasmus adoptieren. Also läuft er aus dem Waisenhaus fort, um sich selbst eine Familie zu suchen, die er dann überraschenderweise (Achtung, Spoiler) in seinem Freund, dem Landstreicher Gunnar, findet. Eine sehr warmherzige, fröhliche Geschichte.
Ronja Räubertochter („Ronja Rövardotter“) – ab 5 Jahren
Die legendäre Ronja Räubertochter* darf in keinem Kinderbuchregal fehlen: Ronja wächst mit ihren Eltern Mattis und Lovis, ihrem Großvater Glatzen-Per und 12 Räubern auf der Mattisburg auf, die in der Nacht ihrer Geburt durch einen Gewitterblitz in zwei Hälften geteilt wurde. Als sich die verfeindete Borka-Sippe samt Sohn Birk heimlich in der anderen Hälfte einnistet, entsteht eine Kinderfreundschaft zwischen Ronja und Birk, die ein bisschen an Romeo und Julia erinnert. Im Mittelpunkt stehen aber eher die magischen Wesen des dunklen Mattis-Waldes, die den beiden zwischenzeitlich ganz schöne Probleme bereiten.
Wir Kinder aus Bullerbü („Alla vi barn in Bullerbyn“) – ab 6 Jahren
Drei Häuser, drei Familien und das sommerliche Schweden: Bullerbü ist eine Kinder-Idylle, wie sie nur in Astrid Lindgrens Buche stehen kann. Hier tauchen wir ein in die Kindheit von sechs kleinen Bewohnern, schlafen mit ihnen auf dem Heuboden, begleiten sie durch ihre Sommerabenteuer und erleben auch noch Weihnachten mit ihnen – ein herrlicher Schmöker.
Wie gefallen euch die Namen aus Astrid Lindgrens Geschichten?
Haben wir etwa einen wichtigen Charakternamen vergessen? Dann gebt uns gern über die Kommentarfunktion Bescheid, wir freuen uns über euren Beitrag.
Noch mehr Namensinspiration findet ihr hier:
- Selbstbewusste Mädchennamen
- Coole Mädchennamen
- Schöne, zeitlose Jungennamen
- Moderne Jungennamen
- Skandinavische Jungennamen
*Dieser Text enthält Affiliate-Links, die mit einem Sternchen gekennzeichnet sind. Das heißt: Immer, wenn du darüber etwas bestellst, erhalten wir vom Verkäufer einen kleinen Obolus. Der Preis des Produkts ändert sich dadurch nicht. Für Produktlinks, die nicht mit Sternchen gekennzeichnet sind, erhalten wir keine Vergütung. Unsere Berichterstattung wird durch die Vergütung nicht beeinflusst.