Verschiedene Atemtechniken für die Geburt: Infos & Übungen

Während der Geburt solltest du das Atmen auf gar keinen Fall vergessen! Das gilt ganz besonders für die Austreibungsphase mit den oft sehr schmerzvollen Presswehen. Die richtige Atmung unterstützt nämlich nicht nur dich als werdende Mama dabei, die Wehen besser verarbeiten zu können, sondern versorgt zusätzlich dein ungeborenes Baby mit ausreichend Sauerstoff. Welche verschiedenen Atemtechniken es für die Geburt gibt und wertvolle Tipps für jede Geburtsphase liest du hier.

1. Das Wichtigste auf einen Blick

  • Die richtige Atemtechnik versorgt dich und dein Baby während der Geburt mit Sauerstoff, verleiht dir Energie und kann dabei helfen, die Schmerzen zu lindern.
  • Während der Entbindung solltest du möglichst gleichmäßig und ruhig atmen.
  • Am besten ist es, durch die Nase ein- und durch den leicht geöffneten Mund auszuatmen – dadurch soll sich der Muttermund leichter öffnen.
  • Während der Geburt solltest du niemals die Luft anhalten – auch nicht während der Austreibungsphase.
  • Auch nach der Geburt, in der Nachgeburtsphase, ist eine tiefe und ruhige Atmung empfehlenswert.

2. Warum ist die richtige Atemtechnik während der Geburt wichtig?

Keine Frage, eine Geburt ist eine Stresssituation für den Körper. Deshalb reagiert er oft anders als in normalen Situationen. Häufig wird die Atmung von allein flacher und schneller. Manche Schwangere fangen sogar an, zu hyperventilieren oder halten komplett die Luft an. Das ist allerdings keine gute Idee! Denn beides kann zu Verkrampfungen führen, die den Geburtsverlauf negativ beeinflussen und zusätzlich viel Kraft kosten können.

Die richtige Atemtechnik hilft, damit genau das nicht passiert, denn eine gesteigerte Sauerstoffversorgung kann dabei helfen, im Körper auftretende Anspannungen zu verhindern bzw. zu lösen. Gleichzeitig sollen sich die Wehen bzw. Schmerzen besser verarbeiten lassen. Die richtige Atmung sorgt also dafür, dass die werdende Mama die nötige Energie für die Geburt aufbringen kann.

Gleichzeitig profitiert auch das ungeborene Baby: Denn es wird dadurch während der Geburt mit ausreichend Sauerstoff versorgt.

3. Ab wann sollte man die Wehen veratmen?

Theoretisch kannst du anfangen, die Wehen zu veratmen, sobald du sie spürst. In den meisten Fällen ist das zu Anfang aber gar nicht nötig, da die ersten Wehen noch nicht sehr stark sind. Wenn du merkst, dass sie stärker werden, und du körperlich darauf reagierst, zum Beispiel nicht mehr aufrecht stehen kannst, oder deine Atmung sich verändert, solltest du mit der Atemtechnik starten.

4. Welche verschiedenen Atemtechniken für die Geburt gibt es?

Für die richtige Atmung während der Geburt gibt es viele verschiedene Techniken, die du anwenden kannst. Wir haben dir fünf gängige Methoden und ihre Vorteile aufgelistet:

1. Geburtsatmung

Bei der sogenannten Geburtsatmung ist es wichtig, dass du zunächst ganz tief durch die Nase ein- und im nächsten Schritt wirklich langsam und kontrolliert durch den Mund wieder ausatmest – und zwar so, als würdest du Luft durch einen Strohhalm pusten. Diese rhythmische Methode soll die Bindung zu deinem Körper und deinem ungeborenen Kind stärken. Außerdem sorgt sie dafür, dass ihr beide ausreichend mit Sauerstoff versorgt werdet. Und kann gleichzeitig dabei helfen, den Wehenschmerz besser zu verarbeiten.

2. Zählen

Die so genannte Zählmethode ist der Geburtsatmung sehr ähnlich. Hierbei geht es darum, tief einzuatmen und dann drei mal so lange auszuatmen. Dafür zählst du beim Luft holen bis drei und beim Ausatmen bis neun. Das hilft dir dabei, dich ganz auf deine Atmung zu konzentrieren.

3. Tiefenatmung

Als besonders effektiv erweist sich häufig die Tiefen- oder auch Bauchatmung. Diese Atemtechnik kann während der Geburt für Entspannung sorgen und dich beim Verarbeiten der Wehen unterstützen. Dafür solltest du so tief in den Bauch einatmen, dass sich dieser ausdehnt. Beim Ausatmen sollte sich dein Bauch dann wieder zusammenziehen.

4. Hechelatmung

Lange Zeit wurde empfohlen, in der Austreibungsphase die so genannte Hechelatmung oder auch Leichtatmung zu nutzen. Dabei atmet die Schwangere schnell und flach – wie ein hechelnder Hund. Auch diese Technik soll angeblich für mehr Energie sorgen und dir Kraft für die letzte Geburtsphase geben.
ABER: Inzwischen raten viele Hebammen und Ärzt*innen von dieser Technik ab, da sie ein Hyperventilieren begünstigen kann!

5. Atemhalten

Zwar solltest du während der Geburt die Luft auf keinen Fall komplett anhalten, aber beim aktiven Pressen während der Austreibungsphase kann es dir helfen, deine Kräfte gezielt auf den Pressvorgang zu konzentrieren. Wichtig ist, dass du wirklich nur kurz zum Pressen die Luft anhältst und direkt im Anschluss tief und ruhig weiter atmest.

Wie funktioniert die Lamaze-Atmung?

Benannt nach dem französischen Geburtshelfer Dr. Ferdinand Lamaze soll die Lamaze-Atemtechnik unter der Geburt helfen, Schmerzen und Stress zu reduzieren. Die Methode basiert auf einer Kombination aus unterschiedlichen Atemübungen (z. B. Hechelatmung, Tiefenatmung) und Entspannungstechniken. Auch kann der bzw. die Partner*in mit einbezogen werden. In vielen Kursen ist die Lamaze-Atmung Gegenstand der Geburtsvorbereitung.

Und wie hilft mir die Ujjayi-Atmung während der Geburt?

Dies Ujjayi-Technik stammt ursprünglich aus dem Yoga. Dabei atmest du tief und und ganz langsam wieder aus, allerdings gibt es einen Unterschied zur normalen Geburtsatmung. Denn während du ausatmest, erzeugst du in deinem Hals einen leichten Widerstand. du kannst dir zum Beispiel vorstellen, dass du gegen eine Glasscheibe hauchst. Das soll dir helfen, deine Anspannung abzubauen und ruhiger zu werden. Gleichzeitig sorgt auch die Ujjayi-Atmung für eine gesteigerte Sauerstoffversorgung.

Welche Atemtechniken zur Geburt gibt es beim HypnoBirthing?

Im Allgemeinen unterscheidet das HypnoBirthing drei Atemtechniken (Ruheatmung, Wellenatmung, Geburtsatmung), die allesamt darauf abzielen, Mama sowie Baby mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen, die Geburtsschmerzen zu veratmen und der Schmerzwahrnehmung eine andere Richtung zu verleihen.

Die Ruheatmung soll dazu beitragen, dass dein Körper in der Eröffnungsphase zur Ruhe kommt und dein Atem bewusst sowie langsam fließen kann. Bei dieser Technik wird tief ein- und anschließend doppelt so lange ausgeatmet. Die Übung sollte etwa drei- bis viermal hintereinander durchgeführt werden. Als Unterstützung dient übrigens das Zählen. Sprich: einatmen (bis vier zählen), ausatmen (währenddessen bis acht zählen).

Bei der Wellenatmung fließt die Atmung im gleichen Rhythmus und auch bei dieser Atemtechnik kann dich das Zählen während der Geburt unterstützen. Du atmest also ein (zählst bis sechs) und atmest aus (zählst ebenfalls bis sechs). Geeignet ist diese Methode, wenn die Wehen in der Eröffnungsphase allmählich stärker werden.

In der Austreibungsphase setzt das HypnoBirthing überwiegend auf die Geburtsatmung. Diese erfolgt intuitiv und ohne zählen. Bekannt ist diese Atemtechnik auch unter der Bezeichnung J-Atmung und lässt sich mit der Ujjayi-Atmung beim Yoga vergleichen. Indem du beim Einatmen deinen Kehlkopf minimal verschließt, deine seitlichen Bauchmuskeln anspannst und nach unten atmest, fließt dein Atem wie der Buchstabe J durch deinen Körper.

5. Atemtechniken für jede Phase der Geburt – unsere Tipps und Übungen

Eine Geburt wird im Normalfall in drei Phasen unterteilt: Eröffnungsphase, Austreibungsphase (mit Presswehen) und die Nachgeburtsphase. Je nachdem, in welcher Phase du dich gerade befindest, ist eine andere Atemtechnik empfehlenswert:

1. Tiefe Bauchatmung während der Eröffnungsphase

In der Eröffnungsphase der Geburt ist es wichtig, dass deine Atmung gleichmäßig, ruhig und langsam erfolgt. Dazu holst du durch deine Nase ganz tief Luft und atmest diese (mindestens doppelt so lang) durch deinen leicht geöffneten Mund wieder aus. Wenn es dir hilft, kannst du währenddessen mitzählen oder Töne von dir geben.

2. Wehen in der Austreibungsphase gleichmäßig veratmen

Sobald du während der Austreibungsphase aktiv mitpressen darfst, solltest du darauf achten, weiterhin gleichmäßig zu atmen. Dies soll die Kontraktionen deiner Gebärmutter unterstützen und Atemnot sowie Hyperventilieren verhindern. Erfolgt eine Wehenpause, tief ein- und ausatmen, um deinen Körper mit Sauerstoff zu versorgen. Presswehen

3. Ruhige Atemtechnik nach der Geburt

Auch in der Nachgeburtsphase spielt die Atmung eine Rolle. Denn das Ablösen der Plazenta kann ebenfalls schmerzhaft sein. Deshalb empfiehlt sich nach der Geburt die ruhige Atemtechnik mit tiefen Atemzügen aus der Eröffnungsphase anzuwenden.

Welche Techniken zur Atmung für die Geburt kennst du noch? Schreib uns deine Tipps gerne in die Kommentare! Wir freuen uns.
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7. Wo kann ich Atemtechniken als Geburtsvorbereitung lernen?

Wenn du dich auf die Geburt vorbereiten und geeignete Atemtechniken lernen möchtest, kannst du zum Beispiel einen Geburtsvorbereitungskurs besuchen. Der Beginn bietet sich frühestens in der 25. SSW und spätestens in der 30. SSW an. Dort lernst du neben den verschiedenen Atemtechniken auch mögliche Geburtspositionen kennen, bekommst Infos zum Ablauf der Geburt und viele hilfreiche Tipps für dich und deine*n Partner*in.

Wenn du den Kurs lieber entspannt zu hause machen möchtest, ist das auch kein Problem: Denn viele Kurs werden inzwischen auch online angeboten.

Atemtechnik zur Geburt bei YouTube

Du möchtest dich lieber mit Hilfe von Videos und Tutorial mit dem Atemtechniken zur Geburt vertraut machen? Kein Problem! Bei YouTube gibt es jede Menge davon. Die kannst du dir entspannt und zeitlich flexibel zu Hause anschauen und das richtige Atmen üben. Wir haben die einige Beispiele zusammengestellt:

8. Weitere Tipps für die Geburt

In wenigen Wochen soll dein Baby zur Welt komme,  und du möchtest dich so gut es geht auf die anstehende Geburt vorbereiten? Wir haben praktische Hilfestellungen für dich:

Entdecke hier außerdem hilfreiche Tipps, Infos und Rezepte rund um die Themen Ernährung in der Schwangerschaft, Stillen, Wochenbett und Babyernährung » 

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Wiebke Tegtmeyer
Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Nach meinem Bachelor in Medienkultur, einem Volontariat und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich passenderweise nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Außerdem nutze ich die Bastel-Erfahrungen mit meinen beiden Kindern für einfache DIY-Anleitungen. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Volksparkstadion zu finden.

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