Es gibt diese „Firmen“: Der Chef – oder sagen wir gleich die Chefin – fühlt sich für alles verantwortlich, kann nichts aus der Hand geben und ist abends immer die Letzte, die das Licht ausmacht. Versuche zu delegieren scheitern, weil sie einfach viel zu nett ist und die Teammitglieder schonen möchte (die das auch schamlos ausnutzen). An Feiertagen erledigt sie alles, was liegen blieb. Wochendarbeit? Na klar, bitte alles ins Büro der Chefin.
So. Und nun nehmen mal alle Mamas die Hände hoch, denen das bekannt vorkommt? Richtig. Diese Firmen heißen „Familie“. Leider hat die Chefin weder ein Gehalt noch Urlaubsansprüche. Eigentlich hat sie auch selten ein eigenes Büro oder einen Assistenten.
Blöd auch, dass die Leiterin der Firma namens Familie auch keinen Schutz durch einen Betriebsrat genießt oder interne Gesundheitsmaßnahmen in Anspruch nehmen kann (die gibt es nämlich nicht). Sie kann nicht kündigen und denkt auch nicht dran – außer in schwachen Momenten. Und so werkelt und schafft sie unermüdlich, immer im Dienste der Firma, äh, Familie.
Was also tun, wenn der Mama-Boss dringend mal eine Auszeit braucht? Hier die Tipps der MüMüFü – Müde Mütter in Führungspositionen:
1. Klug planen
Spontan geht in der Chef-Etage natürlich nichts. Deshalb heißt es, vorausschauend zu planen. Zunächst wichtig: Was wünscht man sich? „Nur“ einen freien Nachmittag oder gleich ein langes Wochenende im Wellness-Hotel? Weitere Faktoren: Wann stehen wichtige Familien-Termine an? Wann kann der stellvertretende Familien-Chef namens Papa gegebenenfalls frei nehmen?
Wenn das Datum steht, sollte ein grober Tagesordnungsplan erstellt werden. Er sollte als dringendsten Punkt „Nichts tun“ beinhalten. Wenn Friseur-Termine anstehen, frühzeitig ausmachen. Um unerwünschte Anrufe vom Stellvertreter zu vermeiden („Wo stand noch mal der Babybrei?“), diesen vorher gut briefen. Er wiederum sollte sich überlegen, die Zeit in sinnvolle Weiterbildungsmaßnahmen für das Team zu investieren. Stichworte wären „Zoo“ oder auch „Maximale Spaß-Erfahrung durch Tobe-Kuschel-Quatschmach-Events“.
2. Knallhart verhandeln
Sie sind der Chef! Verhalten Sie sich auch so. Wenn Stellvertreter oder Mitarbeiter klagen, dass das alles ohne Sie nicht zu schaffen ist, lassen Sie sich nicht beirren. Die schaffen das! Da Sie die Auszeit bereits gut geplant haben (siehe Punkt 1), hat die Belegschaft kaum Verhandlungschancen. Sichern Sie aber in bestimmten Fällen telefonische Erreichbarkeit zu, gerade jüngere Firmen-Mitglieder haben noch wenig Verständnis für fehlende Vorgesetzte und brauchen diese Sicherheit. Motivieren Sie mit den geplanten Events.
3. Aufgaben outsourcen
Eine weitere Möglichkeit, sich entbehrlich zu machen, ist der Zugriff auf externe bzw. ehemalige Mitarbeiter. Besonders frühere Chefinnen und deren Stellvertreter, in der Branche Oma bzw. Opa genannt, eignen sich. Sie müssen ebenfalls frühzeitig über die Termine in Kenntnis gesetzt werden. Je nachdem, wie stark diese Mitarbeiter bisher in die Firmen-Abläufe involviert waren, sollten sie entsprechend informiert werden bzw. eine kurze Einarbeitungsphase mit der Chefin oder dem Stellvertreter absolvieren. Dies ist besonders dann nötig, wenn Oma und/oder Opa weiter weg wohnen bzw. das erste Mal eine Nachtschicht übernehmen.
4. Tag X: Die Sache durchziehen
So sehr die Chefin sich ihrer Firma auch verbunden fühlt: Sie muss nun loslassen können. Auch wenn jüngere Mitarbeiter sich emotional gegen diese Situation wehren und mit Tränen Druck ausüben. Auch, wenn der Stellvertreter Bedenken äußert, weil sich unvorhergesehene Situationen wie „Schnupfen“, „wache Nacht“ oder „verlorene Puppenkleider“ ergeben könnten. Seien Sie erreichbar, wenn es Sie beruhigt. Sonst bitte alle mobilen Endgeräte ausstellen. Nur so ist eine maximale Erholung garantiert. Bei längerer Abwesenheit vereinbaren Sie eine kleine Telefonkonferenz mit dem Stellvertreter oder Oma/Opa/Tante. Das gibt der Belegschaft Sicherheit und Sie können sich ganz der verdienten Erholung widmen.
Denn jede noch so fleißige Chefin braucht mal eine Auszeit!