Es ist ein Unding, dass Mamas an manchen Orten noch immer Probleme bekommen, wenn sie ihr hungriges Baby stillen wollen.
Deshalb werden wir auch nicht müde, Geschichten wie die von Mama Tamara* zu erzählen – wenn es nur bei einem Menschen für etwas mehr Toleranz sorgt, ist schon viel gewonnen:
Tamara aus unserer Community traf sich mit Freunden in einem Leipziger Café, einer kleinen Kaffeerösterei, zwei Babys sind mit dabei. Tamaras Tochter ist gerade zwei Monate alt, sie war ein Frühchen. Als die Kleine anfing zu weinen und sich ihr Fäustchen in den Mund steckte, wusste Tamara: Klares Zeichen, die Kleine hat Hunger. Sie zog sich in eine ruhige Ecke zurück. „Mit dem Rücken zum Raum und einem Stillschal – obwohl gar keine anderen Gäste da waren.“ Ihre Tochter hatte gerade begonnen zu trinken, als eine Mitarbeiterin ihr sagt, dass das hier aber nicht ginge und sie bitte die Treppe hoch in einen extra Raum gehen solle – oder woanders hin.
„Ich hatte den anderen Raum gar nicht gesehen, und sagte ihr daraufhin, dass dass es nicht lange dauern würde… Meine Tochter trinkt in der Regel sehr schnell und in fünf Minuten wäre das Ganze wohl auch erledigt gewesen. Außerdem war gar kein anderer Gast anwesend, den ich hätte stören können. Sie muss dann ihren Chef geholt haben, der stand jedenfalls sofort neben mir und hat uns regelrecht bedrängt. Das ging alles ganz schön schnell, meine Tochter war immer noch angedockt. So ohne Weiteres kann man sie da auch nicht lösen (zumindest kann ich es noch nicht) – dabei wollte ich so gerne aus dieser Situation raus.“
Nun weiß jede Neu-Mama, dass man mit einem so frischen Baby noch sehr verwundbar ist. Alles ist neu, nichts so richtig eingependelt. Und auch, dass der Gedanke, jetzt das Baby abzudocken, schreiend in den Kinderwagen zu packen, und dann einen neuen Ort zum Stillen zu suchen, nicht verlockend ist, kann jede Mama nachvollziehen.
Es kam, wie es kommen musste, wenn Menschen kein Verständnis für junge Mamas haben: Es entbrannte ein hitziges Wortgefecht, weil auch die Freunde der Mama zu Hilfe sprangen. Der Besitzer des Cafés argumentierte mit dem Vergleich: „Ich pisse Ihnen ja auch nicht ins Wohnzimmer“, man suche dafür ja auch einen passenden Ort auf, und er hätte eben Hausregeln.
„Ich versuchte währenddessen die ganze Zeit hektisch, meine Tochter zu lösen. Ich habe sie dann in den Wagen gelegt, weinend, und wollte nur noch raus. Wir liefen zum Ausgang. Er sagte uns noch, dass Stillen seiner Meinung nach nicht in die Öffentlichkeit gehöre, er wäre da sehr konservativ. Wir verließen dann den Laden, er rief uns nach, für die Stufe im Eingangsbereich könne er nichts, nicht dass wir mit den Kinderwagen darüber stolpern.“
Wir haben den Café-Besitzer um ein Statement zu dieser Situation gebeten.
„Es gab ein längeres Gespräch mit den zwei Damen und dem jungen Mann über unterschiedliches Sichtweisen zu einer Situation, was hier zeitgemäß ist und was nicht.
Ganz genau kann ich den Wortlaut nicht wiedergeben: Obwohl Stillen etwas natürliches ist, gibt es halt Menschen die daran Anstoß nehmen. Ich sagte ferner auch: urinieren ist ebenfalls ein natürliches Bedürfnis und trotzdem gehen wir auf die Toilette und pinkeln nicht irgendwohin. Das mag möglicherweise etwas drastisch gewesen sein, dient aber nur der Verdeutlichung, dass wir uns im Umgang miteinander an Spielregeln halten müssen und aus unserer Sicht nicht jeder überall machen kann, was er für richtig hält.
Für die stillenden Mütter haben wir ein Alternativangebot innerhalb unserer Räumlichkeiten gemacht. Diese ist ganz bequem über eine aus dem Verkaufsbereich nach oben führende Treppe erreichbar. Wir bedauern, dass es hier offenbar nicht als bessere Alternative empfunden wurde“, so der Café-Besitzer.
Wir verstehen natürlich, dass es Menschen mit konservativen Ansichten gibt. Und trotzdem sind wir der Meinung, Stillen in der Öffentlichkeit sollte keine Diskussionen mehr auslösen. Vor allem, wenn eine Mama sich noch dazu so dezent verhält. Wir Still-Mamas drehen uns weg und benutzen Still-Schals, und konservative Mitmenschen verkneifen sich zähneknirschend Kommentare. Wie wäre das als ein erster Schritt?
Ihre Geschichte hat Tamara in der Community aber eigentlich erzählt, um von anderen Mamas Tipps zu bekommen, in welchen Leipziger Cafés man mit einem Säugling willkommener sei.
Deshalb hier eine Liste von Cafés, in denen Mamas ihre Babys problemlos stillen können:
„Ich hab schon im Alex gestillt, als ich die Rechnung gezahlt habe. Das war da gar kein Problem.“
„Eiscafé Pinguin megafreundlich. Hab dort auch schon gestillt und mir haben sie sogar Leitungswasser hingestellt ? (aber bestimmt nur weil wir uns alle kennen)“
„Ich war gestern im Barfusz mit meiner 5 Wochen alten Tochter zum Frühstück. Musste 2 x wickeln und stillen. ? Die Kellner waren supernett und haben es toleriert. Kann ich nur empfehlen. Das Frühstück ist auch sehr gut“
„Also ich habe damals im Leo´s gestillt und da hat es auch niemanden gestört ? Ich verstehe sowas einfach nicht ?♀️“
Liebe Mamas: Viel Spaß in diesen Lokalen!
*Name von der Redaktion geändert