Als ich das erste Mal von einem Menstruationscup las, war mein erster Gedanke: „Igitt, das ist nichts für mich.“
Eine Menstruationscup ist ein Kunststoff-Kelch, der in der Scheide sitzt und das Menstruationsblut auffängt. Ist er voll, leert und wäscht man ihn – und kann ihn danach wiederverwenden.
Puh, schon gewöhnungsbedürftig, oder? Doch die in dem Artikel aufgelisteten Vorteile gingen mir einfach nicht mehr aus dem Kopf:
- All der Müll und all das Geld, dass ich sparen könnte, wenn ich keine Tampons und Binden mehr verwenden würde.
- Entspannt Schwimmen zu gehen mit meiner Tochter, auch während meiner Tage.
- Kein Tamponwechsel in der Nacht oder wenn ich tagsüber unterwegs bin. Ein Cup hält je nach Größe bis zu 50 ml Flüssigkeit und kann bis zu zehn Stunden getragen werden.
Also las ich noch ein bisschen mehr darüber. Nach einigen Erfahrungsberichten anderer Frauen war ich schließlich soweit, es auszuprobieren.
Ich ging also in die Apotheke meines Vertrauens und fragte nach. Die Apothekerin schaute in den Computer und sagte, sie könne eine Menstruationstasse für mich bestellen, denn im Lager hätte sie keine. Weil noch nie jemand danach gefragt hätte.
Nach ein paar Tagen holte ich das gute Stück ab. Weil ich bereits ein Kind geboren hatte und meine Periode seitdem stärker war, hatte ich die größere Variante gewählt. Als ich diese nun auspackte, machte mir die Größe allerdings schon etwas Angst.
„Und das soll ich jetzt einführen? Und den ganzen Tag damit rumlaufen? Kann doch gar nicht sein, dass ich das nicht spüren werde,“ so waren meine ersten Gedanken.
Ich las mir also sorgfältig die Gebrauchsanleitung durch in der Hoffnung, dort einen Geheimtrick zu finden, wie ich die Tasse in meine Vagina zaubern könnte.
Tatsächlich war die Gebrauchsanleitung sehr detail- und hilfreich. Ich sollte den Cup erst in kochendem Wasser sterilisieren und meine Hände gründlich waschen. Kein Problem, habe ich erledigt.
Nachdem ich dann auf der Toilette Platz genommen hatte, faltete ich den Cup laut Anleitung zur sogenannten „Herzfaltung“, wodurch sich der Durchmesser um etwa die Hälfte verkleinerte.
Ich war erleichtert und fasste neuen Mut. Denn jetzt ging es „zur Sache“.
Beim Einführen brauchte ich einige Versuche. Ich probierte, ob es besser geht, wenn ich das Becken nach vorn oder nach hinten kippe, ob es mit der rechten oder linken Hand besser klappt und ob ich den gefalteten Becher besser vorne oder hinten halten kann.
Mit viel Geduld und noch mehr Gefühl schaffte ich es schließlich, und der Cup rutschte ab einem gewissen Punkt von selbst an seinen Platz und entfaltete sich dabei.
Ich spürte ihn tatsächlich nicht mehr. Nur das kleine Rückholstück empfand ich anfangs als etwas unangenehm, vor allem bei längerem Gehen und beim Radfahren. (Inzwischen spüre ich das kaum mehr. Wahrscheinlich achte ich heute einfach weniger darauf, weil ich weiß, dass die Menstruationstasse richtig sitzt.)
Ich erlebte also einen ersten Menstruationstag ganz ohne Tamponwechsel und empfand das sehr befreiend. Ich ließ den Menstruationscup ungefähr zehn Stunden an Ort und Stelle, und es ging tatsächlich nichts daneben.
Doch am Abend erwartete mich die nächste Herausforderung: Ich musste den mit Blut gefüllten Menstruationscup wieder herausbekommen.
Zugegeben, spätestens seit der Geburt meiner Tochter bin ich ziemlich schmerzbefreit, was diese Dinge angeht. Es ist schließlich mein Blut, es gehört zu mir und meinem Körper, und ohne Menstruation hätte ich mein wundervolles Kind nicht bekommen. Dass es blutig werden würde, machte mir also nichts aus.
Was mich aber wirklich ins Schwitzen brachte war, dass mir das Rückholstück, das mich vorher so gestört hatte, jetzt viel zu klein vorkam. Ich konnte es nicht greifen und rutschte immer wieder ab. Irgendetwas machte ich wohl falsch, also las ich wieder in der Anleitung nach:
Aha! Der Cup hatte beim Hineinrutschen ein Vakuum in meiner Scheide gebildet – die Voraussetzung dafür, dass er den ganzen Tag dort sitzen bleibt, wo er soll.
Dieses Vakuum musste ich nun lösen. Dazu sollte ich mit dem Finger der einen Hand den Rand des Menstruationscups eindrücken, während die andere Hand vorsichtig an dem Rückholstück zieht.
Verstanden hatte ich das – theoretisch. Aber ich hatte keine Ahnung, wie ich meine Hände und Finger „sortieren“ sollte. Also probierte und probierte ich. Schließlich fand ich den Weg aber doch und merkte, dass sich das Vakuum am besten lösen ließ, wenn ich mein Becken nach vorn kippte. So gab das Vakuum endlich nach und ich konnte den Cup vorsichtig herausziehen.
Das letzte Stück, bei dem der Becher über den Damm „ploppt“, empfinde ich noch immer als sehr unangenehm. Aber es lässt sich aushalten und dauert ja auch nur eine Sekunde. Einen Tampon an leichten Tagen herauszuziehen ist sicher nicht weniger unangenehm.
Achso, das Blut. Ja, das ist (fast) vollständig in die Toilette gelaufen. Ein bisschen war auf den Händen, aber die habe ich dann gleich mit dem Cup zusammen mit milder Seife gewaschen. Dieser Teil der Prozedur war also wirklich nicht so „blutig“, wie ich ihn mir ausgemalt hatte.
Die Menstruationstasse benutze ich inzwischen ziemlich routiniert, allerdings auch nicht in jedem Zyklus. Manchmal bleibe ich aus reiner Bequemlichkeit bei Tampons. Manchmal kombiniere ich auch und verwende an den starken Tagen den Cup und an den restlichen Tagen Tampons.
Wenn meine Tochter ins Schwimmbad möchte, kann ich ihr diesen Wunsch dank des Menstruationscups auch während meiner Periode erfüllen.
Wenn eine Reise ansteht, bei der ich länger im Zug oder Auto unterwegs bin, nutze ich die Menstruationstasse ebenfalls gerne. Dann spare ich mir den Tamponwechsel auf ekligen Raststätten- oder Zugtoiletten.
Den Cup unterwegs wechseln zu müssen, vermeide ich jedoch. Auch wenn es angeblich ausreicht, ihn zu leeren und mit einem feuchten Tuch auszuwischen, ist mir das zu unhygienisch. Ich habe den Menstruationscup deshalb immerZuhause gewechselt und gereinigt.
Kann ich den Menstruations-Cup also empfehlen? Ja, durchaus!
Man muss auch nicht mehr in der Apotheke danach fragen. Inzwischen gibt es Menstruationscups auch in Drogeriemärkten und im Internet.
Beispiele für Menstruationscups:
- Den Lily Cup von der schwedischen Firma Intimina* gibt es in mehreren Ausführungen und Größen, unter anderem auch als Compact-Variante. Die kann man ganz klein in einen Behälter zusammenfalten – sehr praktisch für unterwegs. Der Lily-Cup besteht aus hypoallergenen medizinischem Silikon. Von Intimina, ca. 30 Euro.
2. Die Menstruationstasse Cynthia* kommt aus Finnland und wird in in zwei Größen, hergestellt. Modell 2 (Foto) ist für normale bis starke Blutungen geeignet. Durchmesser: 46 mm, Höhe: 52 mm, Stiellänge 20 mm, Fassungsvermögen 30 ml. Aus Silikon und mit Säckchen zur Aufbewahrung. Von Lunette, ca. 25 Euro.
3. Die Deluxe Menstruationstasse Moskito* besteht aus weichem medizinischem Silikon und ist umweltfreundlich verpackt. Mit im Paket: Aqua Gleitgel Gleitfreude (5ml), Reinigungsbürste mit Naturborsten aus Holz und ein Aufbewahrungsbeutel aus Stoff.
Cup A (die kleinere von zwei Größen – hier im Foto) passt normalerweise, wenn man per Kaiserschnitt geboren hat und/oder unter 30 Jahre alt ist. Durchmesser: 40 mm, Gewicht: 15 g. Von Lumunu Passion, ca. 20 €
4. Der CozyCup* besteht aus Silikon und ist allergen-, latex- und BPA-frei. Auch diesen gibt es in zwei Größen mit Säckchen zur Aufbewahrung. Laut Hersteller verwendbar bis zu 15 Jahren. Von Dow Corning, ca. 16 Euro.
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