Vielleicht hast du schon von den unterschiedlichen Geburtsphasen gehört. Wenn der Muttermund nach Eröffnungs- und Übergangsphase vollständig geöffnet ist, setzt die so genannte Austreibungsphase ein. Sie unterteilt sich in Durchtritts- und Pressphase, in der die Schwangere das Baby mit Hilfe der Presswehen zur Welt bringen kann. Wie lange die Austreibungsphase dauert, woran du sie erkennst, und welche Atemtechnik empfohlen wird, erfährst du hier-
1. Das Wichtigste auf einen Blick
- Die Austreibungsphase ist die dritte und vorletzte Phase einer natürlichen Geburt.
- Ist der Muttermund vollständig auf zehn Zentimeter geöffnet, setzt die Austreibungsphase ein.
- Unterteilt wird sie in Durchtritts- und Pressphase.
- Erst in der Pressphase darf die werdende Mama aktiv mitpressen.
- Bei Erstgebärenden dauert die Austreibungsphase im Durchschnitt zwischen ein und zwei Stunden.
2. Definition: Was bedeutet Austreibungsphase?
Der Definition nach ist die Austreibungsphase die dritte Geburtsphase und folgt auf Eröffnungs- und ggf. Übergangsphase. Das Kind tritt in das mütterliche Becken ein und wird mit Hilfe von Presswehen durch den Geburtskanal nach draußen geschoben.
Während der Austreibungsphase dauern die Wehen rund 60 bis 90 Sekunden und treten alle zwei bis vier Minuten auf. Zu Beginn der Durchtrittsphase sollen die Schwangeren noch nicht pressen. Erst, wenn die Pressphase einsetzt, ist ein aktives Drücken durch die Kindsmutter erlaubt und auch erwünscht.
Wie groß sind die Schmerzen?
Die Austreibungsphase gilt aufgrund der Wehenstärke, -dauer und -häufigkeit grundsätzlich als schmerzhafteste Geburtsphase. Jedoch wird gerade das Mitpressen von vielen Schwangeren als „angenehm“ oder auch „erleichternd“ empfunden.
3. Wann beginnt die Austreibungsphase?
Aus medizinischer Sicht beginnt die Austreibungsphase nach der Eröffnungs- und Übergangsphase, und zwar dann, wenn sich der Muttermund vollständig (also auf zehn Zentimeter) geöffnet hat.
4. Wie lange dauert die Austreibungsphase?
Während die Austreibungsphase bei Erstgebärenden in der Regel ein bis zwei Stunden dauert, geht es bei Mamas, die bereits ein Kind natürlich auf die Welt gebracht haben, etwas schneller. Häufig dauert sie in diesem Fall nämlich nur zehn bis circa 45 Minuten. Allerdings handelt es sich hierbei um durchschnittliche Angaben. Wie lange die dritte Geburtsphase tatsächlich andauert, ist von Frau zu Frau verschieden und lässt sich nur schwer pauschalisieren.
Ist die Dauer bei Erstgebärenden länger?
Ja, bei Schwangeren, die zum ersten Mal ein Baby (vaginal) entbinden, dauert die Austreibungsphase im Durchschnitt länger als bei Zweit-, Dritt- (etc.) Gebärenden. Wie lange genau, lässt sich allerdings nicht sicher sagen. Einige Mütter berichten, dass sie ihr erstes Baby innerhalb von zwei Stunden (Dauer der Austreibungsphase) zur Welt gebracht haben, bei anderen hat es nur wenige Minuten Presswehen gebraucht.
Was versteht man unter einer protrahierten bzw. prolongierten Austreibungsphase?
Unter einer protrahierten Austreibungsphase versteht man aus fachlicher Sicht eine ungewöhnlich langsam voranschreitende Austreibungsperiode. Sprich: Die dritte Geburtsphase dauert einfach zu lange und nach einer Stunde ist kein Geburtsfortschritt erkennbar. Von einer protrahierte Pressperiode wird gesprochen, wenn das Baby nach 20 bis 30 Minuten (circa acht bis zwölf Presswehen) noch nicht geboren wurde.
Ist das Baby nach drei bis vier Stunden noch nicht auf der Welt, spricht man von einer prolongierten Austreibungsphase.
Was passiert bei einem Geburtsstillstand in der Austreibungsphase?
Auch wenn es der werdenden Mutter so vorkommen mag: Eine Austreibungsphase, die sich etwas hinzieht, ist nicht immer automatisch protrahiert. Stellt der Arzt bzw. die Ärztin allerdings fest, dass die Geburt gar nicht vorangeht, und es eventuell sogar zu eine Geburtsstillstand kommt, kommen in vielen Fällen Hilfsmittel wie Saugglocke oder Geburtszange zum Einsatz.
Je nach medizinischer Einschätzung wird auch ein Kaiserschnitt durchgeführt. Denn eine zu lange Austreibungsphase bzw. ein Geburtsstillstand kann Komplikationen mit sich bringen – wie zum Beispiel:
- erhöhtes Risiko für Infekte
- eine Uterusatonie (erhöhter Blutverlust nach Spontangeburt)
- hohe emotionale Belastung der Schwangeren
- schlechtere Apgar-Werte des Babys
- stark ausgeprägte Übersäuerung oder Azidose durch Sauerstoffunterversorgung
Lässt sich die Austreibungsphase verkürzen?
Nein, im Normalfall lässt sich die Austreibungsphase nicht wirklich verkürzen. Auch nicht durch angeleitetes Pressen wie etwa das „Valsava Pressen“, bei dem der Kopf auf die Brust gelegt, tief Luft geholt und anschließend für die Dauer der Presswehe mitgeschoben wird. Dadurch besteht eher das Risiko, dass sowohl die Mutter als auch das ungeborene Baby unter anderem mit zu wenig Sauerstoff versorgt werden.
Dauert die Austreibungsphase zu lang und/oder ist der gesundheitliche Zustand von Mutter bzw. Kind kritisch, wird die Geburt durch Fachpersonal oftmals mit Geburtszange, Saugglocke oder einem Kaiserschnitt unterstützt.
Kann ein Wehentropf helfen, die Austreibungsphase zu verkürzen?
Im Normalfall sind die Presswehen in der Austreibungsphase stark genug, um das Baby durch den Geburtskanal zu schieben. Kommt es zu einer Wehenschwäche oder zu einem protahierten Geburtsverlauf, kann ein Wehentropf helfen. Das Oxytocin aus dem Tropf kann dazu beitragen, die Wehen zu verstärken, und die Geburt voran zu bringen. Um eine normal verlaufende Austreibungsphase zu verkürzen, kommt der Tropf aber nicht zum Einsatz-
5. In welchem Abstand kommen die Wehen in der Austreibungsphase?
Durch die vermehrte Ausschüttung von Oxytocin werden die Gebärmutterkontraktionen in der Austreibungsphase deutlich intensiviert. Nicht ohne Grund gilt die dritte Phase der Geburt als schmerzhafteste oder auch anstrengendste Phase. Während der Austreibungsphase treten die Wehen circa alle zwei bis vier Minuten auf und dauern 60 bis 90 Sekunden.
Ist eine Austreibungsphase mit PDA möglich?
Generell ja. Allerdings wird in den meisten Fällen davon abgeraten. Denn für das Legen der PDA musst du einen runden Rücken machen und für einige Zeit stillhalten. Das ist im Verlauf der Austreibungsphase, in der die Wehen sehr intensiv sind, eher schwierig (bis unmöglich).
Außerdem ist der Muttermund während der Austreibungsperiode bereits vollständig geöffnet. Dadurch steht die Geburt kurz bevor, und eine PDA würde die Wehen hemmen, was häufig zu einer längeren Austreibungsphase führt.
Hinweis: Der beste Zeitpunkt für eine PDA ist während der Eröffnungsphase, wenn sich der Muttermund auf fünf bis sechs Zentimeter geöffnet hat.
6. Tipps: Richtige Atmung und Geburtsposition
Die richtige Atemtechnik und eine geeignetere Geburtsposition können dir die Austreibungsphase oftmals erleichtern. Natürlich lassen sich die Schmerzen leider nicht einfach wegzaubern, aber beide Aspekte können unterstützend wirken.
So gibt dir die eine gleichmäßige Atmung während der Austreibungsphase die notwendige Kraft und Energie. Außerdem versorgt sie dich und dein ungeborenes Kind mit ausreichend Sauerstoff. Hier erfährst du mehr darüber: verschiedene Atemtechniken für die Geburt: Infos & Übungen
Zudem kann eine aufrechte Position oftmals hilfreicher sein als die klassische Rückenlage. Denn durch den Vierfüßlerstand oder auch die tiefe Hocke machst du dir die Schwerkraft zunutze. Alternativ kannst du es auch seitlich liegend probieren. Am besten testest du während der Entbindung, welche Geburtsposition für dich am angenehmsten ist. Mehr Infos findest du hier: Alle Geburtspositionen: Vorteile, Nachteile & unsere Erfahrungen
7. Meine Erfahrungen: So habe ich die Austreibungsphase bei meinen Kindern erlebt
Bei meinen Kindern habe ich zwei komplett unterschiedliche Austreibungsphasen erlebt. Nachdem sich die Eröffnungsphase bei meiner Tochter etwas in die Länge gezogen hatte, war ich erleichtert, als es in den Kreißsaal ging. Denn eigentlich dachte ich, dass es nicht mehr lang dauern kann, bis ich sie endlich im Arm halte. Was soll ich sagen? Falsch gedacht!
Denn die Hebamme sagte mir, dass meine Presswehen noch nicht stark genug seien. Ich sollte sie deshalb veratmen (leichter gesagt als getan…) und bekam zusätzlich einen Wehentropf. Der zeigte allerdings auch erst mal keine Wirkung, also hieß es weiter veratmen. Als mich nach zwei bis drei Stunden langsam die Kraft verließ, gaben sich die Wehen einen Ruck – und ich durfte endlich mitpressen. Was für eine Erleichterung! Trotzdem dauerte es noch eine gute halbe Stunde, bis meine Kleine endlich auf der Welt war.
Bei meinem Sohn sah das Ganze komplett anders aus
Als mein Sohn zur Welt kam, hatte ich immer den Satz im Ohr: „Beim zweiten Kind geht’s schneller!“ – und das war auch so. Zwar sagte mir die Hebamme wieder, die Wehen seien „noch längst nicht stark genug“, aber dieses Mal war ich mir sicher, dass sie falsch lag. Und ich hatte Recht. Nachdem die Presswehen einsetzten, dauerte es keine fünf Minuten, bis mein Sohn geboren wurde. So unterschiedlich kann es also sein!
Und an alle, die Angst vor den Schmerzen in der Austreibungsphase haben: Das ist natürlich nur mein persönliches Empfinden, aber ich fand sie deutlich weniger schlimm als in der Eröffnungsphase. Vielleicht liegt es daran, dass man endlich selbst etwas tun kann und nicht nur abwarten muss. Außerdem hat es mir sehr geholfen, dass die Hebamme mir nicht reingeredet hat, und ich die Geburtsposition(en) frei wählen konnte.
8. Noch mehr Tipps für werdende Mamas
Noch mehr hilfreiche Tipps und Infos rund um das Thema Geburt haben wir zum Beispiel hier für dich
- Geburtsvorbereitungskurs
- Kaiserschnitt oder normale Geburt
- Verschiedene Atemtechniken für die Geburt
- Alle Geburtspositionen
- Geburtsphasen einfach erklärt
Entdecke hier weitere Tipps, Infos und Rezepte rund um die Themen Ernährung in der Schwangerschaft, Stillen, Wochenbett und Babyernährung.
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