Ich sitze verzweifelt mit meiner Baby-Tochter auf dem Arm auf dem Sofa – sie weint so herzzerreißend, dass auch mir schon die Tränen in die Augen schießen. Aus purer Verzweiflung (oder vielleicht auch aus purem Mama-Instinkt) stehe ich schließlich auf und gehe mit ihr durch unsere Wohnung: „Was nur, meine Süße, was kann ich denn bloß tun, damit du dich beruhigst?“
Aber was ist das? Schon nach ein paar Schritten hört meine Kleine mit dem Weinen auf, schnieft noch ein paar mal und guckt dann wieder recht zufrieden in die Welt.
YEEEEEES! Wie schön, jetzt können wir beiden uns es ja wieder gemütlich machen. Gaaaaaanz vorsichtig setze ich mich wieder hin – und sofort fängt mein Baby wieder an zu weinen.
Hmpf. Kommt euch das bekannt vor? Ich konnte mich immer wieder über dieses Phänomen wundern, als meine Tochter noch so klein war. An manchen Tagen (und in zu vielen Nächten!!!) trug ich sie stundenlang umher, weil nur diese Mini-Runden durch die Wohnung sie beruhigen konnten.
Was jetzt alle Mamas denken, haben auch Wissenschaftler schon so unterschrieben: Das ist ganz typisch und total normal. In einer Studie, die bereits 2013 in Current Biology veröffentlicht wurde, heißt es, dass dieses Verhalten mit der Evolution zu tun hat:
Wenn die Mama ihr kleines Baby auf dem Arm hatte und dabei umherging, war sie wesentlich fixer auf der Flucht, wenn der Säbelzahntiger kam. Oder so. Ihr wisst schon, was ich meine.
Und so sind Babys bis heute tatsächlich wesentlich ruhiger, wenn sie von einem aufrecht stehenden Menschen getragen werden – inklusive einer langsameren Herzfrequenz. Sie sind insgesamt ausgeglichener. Sitzt Mama „gefährlich“ herum, kann es passieren, dass sie sich unsicher und unwohl fühlen.
Die Wissenschafter gehen davon aus, dass dieser Mechanismus auch der Mutter-Kind-Bindung zugute kommt – natürlich nur, wenn Mama die Sehnsucht nach dem Tragen auch erfüllt.
In diesem Video sieht man eine der Studien-Teilnehmerinnen bei ihrer Arbeit:
(Die gibt aber ganz schon Gas, oder!?)
Die Mamas, die die Wissenschaftler bei ihrer Studie untersuchten, hielten ihre Babys im Sitzen, sie trugen sie für 30 Sekunden durch den Raum und sie legten sie schließlich in ein Bettchen.
Die meisten Babys verhielten sich wie erwartet: Beim Herumtragen waren sie zufrieden und ruhig. Setzten sich die Mamas hin, wurden sie schon recht grantig. Und legte ihre Mama sie ins Bettchen ab, protestierten sie lautstark: „Keine Chance auf eine Verschnaufpause, Mama!“
Soll heißen: Ich war kein Einzelfall. Keine Mama ist ein Einzelfall. Babys haben nun mal ihre Bedürfnisse – hey, dafür sind sie eben Babys! – und die sollten wir befriedigen. Aus Liebe. Das funktioniert aber meistens auch, wenn Papa mal trägt. Oder, wenn man auch mal was erledigen will: Den kleinen Schatz im Tuch oder in einer Babytrage trägt. Denn es geht hier einfach um ganz viel Nähe und das Gefühl von Geborgenheit.