Ganz ehrlich: Ich kann mir kaum etwas Niedlicheres vorstellen als ein Baby, das friedlich schläft. Deshalb habe ich auch wirklich oft einfach nur am Bett gesessen und meinen beiden beim Schlafen zugesehen. Kennst du auch? Dann ist dir bestimmt aufgefallen, dass die Kleinen nicht lange ruhig liegen, sondern sich auch im Schlaf ziemlich viel bewegen. Kaum sind die Äuglein geschlossen, fangen viele Babys an, mit Armen und Beinen zu zucken. Für uns Eltern ist das aber kein Grund zur Sorge: Fast jedes Baby zuckt im Schlaf. Warum das so ist, was du gegen das Zucken tun kannst, und wann du zum Arzt gehen solltest, erfährst du hier.
1. Mein Baby zuckt im Schlaf – warum?
Babys bewegen sich aus ähnlichen Gründen im Schlaf wie wir Erwachsene. Denn auch wenn der Körper sich im Erholungsmodus befindet, und die Muskeln entspannt sind, arbeitet unser Gehirn weiter. Es verarbeitet Eindrücke und Informationen, die es aufgenommen hat, als wir wach waren. Was genau im Gehirn passiert, wenn wir schlafen und träumen, ist noch nicht vollständig erforscht. Fest steht allerdings, dass es ganz normal ist, dass wir auch im Schlaf unsere Gliedmaßen bewegen.
Viele Babys zucken nicht nur im Schlaf, sie können auch nach etwas greifen und verschiedene Körperteile bewegen. Am häufigsten sind das die Beine, Arme, Handgelenke und Finger, aber auch der Kopf. Neueste Forschungsergebnisse zeigen: Ein Baby zuckt im Schlaf nicht nur wegen seiner Träume. Es erforscht auch seine Gliedmaßen und probiert neue Bewegungen aus.
An den Zuckungen kannst du möglicherweise sogar erkennen, welche motorischen Fähigkeiten dein Baby als nächstes entwickeln wird. Wissenschaftler haben zum Beispiel beobachtet, dass Babys, die im Schlaf ihre Handgelenke und Finger bewegt haben, kurze Zeit später anfingen, gezielt nach Gegenständen zu greifen.
2. Warum das Zucken im Schlaf bei Babys für die Wissenschaft so interessant ist
In den letzten Jahren haben Wissenschaftler damit angefangen, das Zucken von Babys im Schlaf genauer zu erforschen. Dabei haben sie herausgefunden, dass Babys neue Bewegungen und Fähigkeiten häufig wohl lernen, während sie schlafen. Das bedeutet, das Baby zuckt im Schlaf – und beherrscht kurz darauf neue Bewegungen. Die Forscher können daraus neue Schlüsse über die Entwicklung des menschlichen Gehirns ziehen. Und sie können genauer sehen, wie ein Mensch am Anfang seines Lebens grundlegende Bewegungen erlernt.
Gleichzeitig könnten die Art und Intensität der Bewegungen Aufschluss darüber geben, wie die Entwicklung eines Kindes verläuft. Anhand der Beobachtungen können Ärzte später möglicherweise feststellen, wie sich das Baby entwickelt, und ob vielleicht eine Entwicklungsverzögerung oder -störung vorliegt.
3. Mein Baby zuckt im Schlaf – wieviel Bewegung ist normal?
Ob ein Baby zu viel zuckt oder nicht, kann pauschal nicht gesagt werden. Es ist durchaus normal, dass Babys sich mehr im Schlaf bewegen als erwachsene Menschen. Denn zum einen müssen sie ja noch viel mehr Bewegungen lernen, zum anderen jeden Tag viel mehr neue Eindrücke verarbeiten. Wenn dein Baby im Schlaf zuckt, stört es das in den meisten Fällen nicht. Auch starkes Zucken ist vollkommen normal und erst einmal kein Grund zur Sorge. Falls du dir trotzdem Gedanken machst, sprich am besten einmal mit deinem Kinderarzt.
Neben dem kurzen Zucken der Arme und Beine machen viele Babys im Schlaf plötzliche Bewegungen oder zucken so unkontrolliert, dass sie davon aufwachen. Besonders der Moro-Reflex, bei dem die Arme ruckartig gestreckt und die Finger gespreizt werden, kann deinen Schatz aus dem Schlaf reißen. Wenn dein Baby aufwacht, kann es sein, dass es anfängt zu schreien, weil es sich erschrocken oder die Orientierung verloren hat. Der Moro-Reflex ist allerdings absolut ungefährlich und nach neuerem Forschungsstand womöglich sogar sehr wichtig für die Entwicklung deines Kindes.
4. Mein Baby zuckt nicht im Schlaf – was heißt das jetzt?
Babys fangen schon in den ersten Lebenstagen und -wochen an, sich im Schlaf zu bewegen. Wie bereits erwähnt, kann man nur schwer sagen, wie viel Zucken im Schlaf zu viel oder zu wenig ist – und was genau es dann bedeutet. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang der Autismus. Menschen mit Autismus haben eine gestörte soziale und emotionale Entwicklung. Nicht selten sind auch ihre sensomotorischen Fähigkeiten eingeschränkt.
Da Kinder ihre Sensomotorik anscheinend im Schlaf entwickeln, liegt nun der Verdacht nahe, dass autistische Babys sich im Schlaf nicht oder nur wenig bewegt haben. Das kann im Rückschluss bedeuten, dass wenig Zucken im Schlaf ein frühes Zeichen von Autismus sein könnte. Da dieses Phänomen jedoch noch nicht ausreichend erforscht ist, und Studien auf diesem Gebiet fehlen, lassen sich noch keine eindeutigen Aussagen oder Prognosen treffen.
Mark Blumberg, ein amerikanischer Forscher für Psychologie und Neurowissenschaften an der University of Iowa, rät Eltern deshalb davon ab, ihre Babys zu fest einzuwickeln. Das so genannte Pucken soll dafür sorgen, dass Babys ruhiger schlafen und nicht durch starke Zuckungen aufwachen. Gleichzeitig verhindert es aber die Bewegungen und beeinträchtigt damit möglicherweise die motorische Entwicklung.
5. Zucken im Schlaf: Ist es Epilepsie?
Wenn Babys im Schlaf stark zucken, sind viele Eltern sehr besorgt. Häufig kommen die Fragen auf: Ist es ein epileptischer Anfall? Könnte mein Baby sich verletzen? Hat es vielleicht Schmerzen? Muss ich eingreifen?
Epilepsie kann grundsätzlich auch Babys betreffen. Diese Erkrankung zeigt sich unter anderem ebenfalls durch Zuckungen, plötzliche Bewegungen und Krämpfe verschiedener Körperregionen. Epileptische Anfälle werden meist durch einen Auslöser, wie zum Beispiel flackerndes Licht, verursacht. Manche Epilepsie-Formen können sich auch im Schlaf zeigen – bei Säuglingen sind sie jedoch nur selten bzw. kaum anzutreffen. Eine Form der Epilepsie, die Babys in den ersten Lebensmonaten betreffen kann, ist das West-Syndrom (BNS-Epilepsie). Hier treten die Zuckungen kurz vor dem Einschlafen oder kurz nach dem Aufwachen auf.
Hast du den Verdacht, dass dein Kind von Epilepsie betroffen sein könnte, solltest du auf jeden Fall einmal mit deinem Kinderarzt sprechen. Nur er kann die richtige Diagnose stellen oder dich an einen Facharzt überweisen, der eine passende Therapie einleitet.
6. Auch Erwachsene zucken im Schlaf – und das steckt dahinter
Wenn Erwachsene sich im Schlaf bewegen oder zucken, gehen wir meistens davon aus, dass sie etwas träumen, was die Bewegungen animiert. Wissenschaftler gehen allerdings davon aus, dass das Zucken in der Tiefschlafphase auch bei erwachsenen Menschen eine wichtige Funktion hat.
Laut Blumberg kalibrieren nämlich auch wir Erwachsene – ähnlich wie Babys – unsere Sensomotorik. Wenn wir neue Bewegungen oder Fähigkeiten erlernen, muss unser Gehirn sie verarbeiten. Auch, wenn wir Muskeln aufbauen oder sich unser Gewicht verändert, muss das sensomotorische System neu eingestellt werden, so der Wissenschaftler. Das Zucken im Schlaf ist also nicht nur zu Beginn des Lebens notwendig, sondern auch im Erwachsenenalter.
7. Was tun, wenn das Baby unruhig schläft?
Wenn das Baby sich im Schlaf bewegt oder sogar zuckt, ist das vollkommen normal. Auch, wenn das Kleine durch das Zucken aus dem Schlaf erwacht oder sich erschreckt, ist das meist unproblematisch. Doch nicht selten haben Babys in den ersten Lebensmonaten Probleme mit dem Ein- oder Durchschlafen.
Der häufigste Grund dafür ist, dass sich der Schlafrhythmus noch nicht eingependelt hat. Doch auch Stress der Eltern kann sich auf das Baby übertragen. Schreibabys haben oft Schwierigkeiten, durchzuschlafen. In diesen Fällen kannst du bestimmte Hilfsmittel nutzen, um dein Baby beim Schlafen zu unterstützen:
- Richtige Raumtemperatur und nicht zu warme Kleidung
- Feste Routine im Alltag und vor dem Schlafen
- Schlafrituale wie Singen oder Geschichten erzählen
- Körperkontakt und Kuscheln
- Weißes Rauschen
Wie bereits erwähnt, solltest du dein Baby nur in Ausnahmefällen pucken, da es wichtig ist, dass dein Schatz sich im Schlaf bewegen kann. Wenn du merkst, dein Baby zuckt im Schlaf so sehr, dass es immer wieder gestört oder durchgehend am Schlafen gehindert wird, solltest du einen Arzt aufsuchen. Das gleiche gilt, wenn dein Schatz sich durch die heftigen Bewegungen vielleicht sogar verletzt, Krämpfe hat, über einen längeren Zeitraum extrem unruhig schläft oder lethargisch wirkt.
Wir hoffen, wir konnten deine Fragen beantworten und wünschen dir viel Spaß dabei, dein Baby beim Schlafen zu beobachten.