Im Sommer häufen sich jedes Jahr die schrecklichen Meldungen von Badeunfällen mit Kindern. In zwei Bädern des Hamburger Schwimmbadbetreibers Bäderland gab es innerhalb der vergangenen Tage gleich zwei erschreckende Vorfälle. Wir möchten deswegen noch einmal alle Eltern warnen: Lasst eure Kinder nie aus den Augen, denn die Schwimmmeister können nicht alle Kinder im Blick behalten.
Der erste Vorfall passierte am vergangenen Freitag: Ein Sechsjähriger musste im Bondenwald Bad in Niendorf reanimiert werden. Inzwischen soll es dem Kind laut NDR.de zum Glück besser gehen. Im Festland-Bad an der Holstenstraße entdeckte ein Bademeister am Samstag dann wieder einen Jungen unter Wasser. Er zog ihn aus dem Becken und konnte ihn schnell wiederbeleben. Der Sechsjährige kam ins Krankenhaus. Ebenso seine Mutter, die einen Zusammenbruch erlitt, wie der NDR berichtet.
Eltern waren nicht in der Nähe, als der Unfall passierte
Später hieß es aus dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), der Junge sei wohlauf. Laut Bäderland waren die Eltern nicht in der Nähe, als das Unglück passierte. Bäderland-Sprecher Michael Dietel erklärte, bei hochsommerlichen Temperaturen kämen derzeit viel mehr Menschen als sonst in die Schwimmbäder. Er appellierte an alle Eltern, ihre Kinder keinesfalls unbeaufsichtigt zu lassen und sie immer im Blick zu behalten.
Es käme immer häufiger vor, dass Kinder unbeaufsichtigt im Wasser planschen würden. Die Eltern seien abgelenkt oder würden sich auf die Bademeister verlassen. Die Bademeister des Bäderlands ermahnen die Eltern, gegebenenfalls müssen die Familien dann das Bad verlassen. Zusätzlich werden dort inzwischen mehrsprachige Flyer verteilt, die auf die Gefahren aufmerksam machen, berichtet der NDR.
Mangelnde Aufsicht von Erziehungsberechtigten auch in anderen Bädern beobachtet
Das Bäderland ist nicht der einzige Schimmbadbetreiber, der nun Maßnahmen ergreift: Kürzlich berichteten wir bereits über das Allwetterbad in Osterholz-Scharmbeck. Laut einer Mitteilung des Bades, dürfen dort Kinder bis 14 Jahre ohne erwachsene Aufsichtsperson nur dann ins Wasser, wenn sie mindestens ein Bronze-Abzeichen vorweisen können.
Grund für die neue Regelung seien„Zwischenfälle” unbegleiteter Heranwachsender „aufgrund fehlender Schwimmkompetenz und Fehleinschätzungen des eigenen Könnens.” Auch aufgrund von mangelnder Aufsicht durch Erziehungsberechtigte entstünden immer öfter Vorkommnisse im Bad, die sich vermeiden ließen, heißt es weiter.
Denkt daran: Kinder ertrinken leise
Leider unterschätzen immer noch zu viele Eltern, die Gefahr, die vom Wasser ausgeht. An dieser Stelle möchte ich auch noch mal auf unseren Text „Kinder ertrinken leise” hinweisen. Selbst wenn dein Schatz schon sein Seepferdchen absolviert hat, heißt das nicht, dass er sicher schwimmen kann. Das hat uns Franziska van Almsick in einem Interview bestätigt.
Die Gefahr des Aufmerksamkeitsparadoxons
Das Aufmerksamkeitsparadoxon ist eine der Ursachen weshalb so viele Kinder Opfer von Badeunfällen werden. Es beschreibt den Umstand, dass mehrere Erwachsene vor Ort sind und somit eigentlich viele Augen die Kinder im Blick haben sollten. Alle verlassen sich unbewusst auf die anderen und das Gefahrenbewusstsein des Einzelnen lässt nach.
Wir gehen also automatisch davon aus, dass mehr Aufmerksamkeit für die Kinder da sein müsste, tatsächlich ist aber weniger da, weil niemand sich dafür verantwortlich fühlt, auf die Kinder zu achten. Falls du sie noch nicht kennst, empfehle ich dir deswegen das Anwenden der „Pilotentechnik”, die wir HIER erklären.
Doch was ist zu tun, wenn dein Kind unter Wasser geraten ist?
Du hast wirklich versucht, dein Kind im Blick zu behalten und trotzdem ist es passiert und dein Schatz ist unter Wasser geraten? Hat vielleicht sogar eine größere Menge Wasser geschluckt? Viele Eltern haben dann Angst vor dem sogenannten „sekundären Ertrinken”. Mit dem Ausdruck „sekundäres Ertrinken“ werden umgangssprachlich Komplikationen beschrieben, die in sehr seltenen Fällen Stunden oder Tage nach einem Beinahe-Ertrinkungsunfall eintreten und unbehandelt zum Tod führen KÖNNEN.
Wenn ein Kind beim Planschen oder Baden mal wegrutscht und kurz unter Wasser gerät, kann das erschrecken und vielleicht sogar zu Tränen führen. Durch Husten oder Würgen wird eventuell verschlucktes bzw. eingeatmetes Wasser aber einfach wieder hinausbefördert. Nicht anders, als wenn dein Kind sich beim Essen oder Trinken mal verschluckt. Ärztlich vorgestellt werden sollte ein Kind aber immer, wenn es fast ertrunken wäre. Hier erklären wir dir gemeinsam mit einem Kinderarzt die genauen Anzeichen.