Für eine natürlich und möglichst komplikationsfreie Geburt müssen sich die ungeborenen Kinder spätestens in den letzten Wochen der Schwangerschaft mit dem Kopf nach unten drehen. Passiert das nicht, spricht man von Beckenendlage, da bei einer Geburt das Becken des Kindes vorangeht.
Eine solche Lage des Kindes erschwert die Geburt und kann zu ernsten Problemen wie Sauerstoffmangel führen. Meist wird den Müttern deshalb ein Kaiserschnitt empfohlen.
Auch unsere echte Mama Daniela S. aus Hamburg stand vor dieser Entscheidung. Hier erzählt sie, wie es ihr mit der Diagnose Beckenendlage ergangen ist:
„Ich hatte eine Traumschwangerschaft. Sie verlief so problemlos, dass ich schamrot geschwiegen habe, wenn die Rede von monatelangem Erbrechen und fiesen Krankenhausaufenthalten war.
Den „Touchdown“ selbst habe ich mir ebenso reibungslos vorgestellt. Bis meine Frauenärztin gut vier Wochen vor dem errechneten Termin etwas von einer Beckenendlage murmelte. Mein Baby lag immer noch mit dem Kopf nach oben und dem Becken nach unten und wollte sich einfach nicht mehr drehen. Ich solle mir schon einmal Gedanke machen, ob ich einen Kaiserschnitt oder eine Spontangeburt wolle – für den Fall, dass es nicht mehr klappt.
Kaiserschnitt? Nix da. Wozu habe ich im Geburtsvorbereitungskurs wochenlang Vokale getönt und mir von meinem Mann die Pobacken reiben lassen? Vier Wochen bis zum errechneten Termin! Da wird sich das Kind doch wohl noch drehen…
Von wegen! Die Tage vergingen, doch mein Kind machte weiterhin keine Anstalten, sich zu drehen. Langsam wurde ich nervös und suchte nach Möglichkeiten, dem Kleinen ein wenig auf die Sprünge zu helfen.
Ich habe Stunden in der indischen Brücke – einer Übung aus dem Hatta-Yoga – verbracht, bis mir übel wurde. Die Hochlagerung meines Beckens sollte es dem Kind erlauben, mit dem Gesäß herausrutschen. Ich habe mir Taschenlampen und Spieluhren auf den Unterleib gelegt, im mein Baby zum Kreiseln zu animieren. Doch nichts!
Nachdem zu Hause alles nichts half, habe ich schließlich einen Krankenhaustermin für die „äußere Wendung“ vereinbart. Dabei versucht der Arzt, das Baby durch geschickte Handgriffe von außen zu drehen. Die Chance, dass dieser Kniff funktioniert, ist bei 50 Prozent – aber hey, sie lag ja auch nur bei fünf Prozent, dass ich ein Kind in Beckenendlage bekomme.
Es stellte sich heraus, dass für die äußere Wendung nicht mehr genügend Fruchtwasser vorhanden war und alles andere funktionierte auch nicht.
Was nun? Ich musste feststellen, dass ich mich plötzlich mitten in einem Glaubenskrieg befand. Von Gelassenheit keine Spur mehr, stattdessen habe ich viel geheult. Hebammen, Ärzte und Mama-Freundinnen erweckten bei mir den Eindruck, dass ich es von jetzt an nur noch falsch machen kann – egal, für was ich mich entscheide.
Die einen rieten zur natürlichen Geburt, um dem Kind das „Trauma“ einer schnellen Geburt durch einen Schnitt in die Bauchdecke zu ersparen. Kaiserschnitt? Sei schlecht für die Bindung, schlecht fürs Stillen, schaffe womöglich die Grundlage für Entwicklungsstörungen und sei überhaupt etwas für Abknicker.
Die anderen berichteten hingegen von den Komplikationen, die bei einer natürlichen Geburt aus Beckenendlage auftreten könnten. Dabei ging es um bleibende Schäden, verursacht durch Sauerstoffmangel, weil der Kopf ja zuletzt und dann eventuell zu langsam geboren wird. Es ging um Füße, die sich verhaken und endlose Geburtsstunden, die am Ende doch mit einem Notkaiserschnitt beendet würden. Wie sollte man da nicht in Panik geraten? Eines schien festzustehen: Egal, wie ich mich entscheide, tue ich meinem Kind etwas Schlimmes an.
Dann fand ich heraus, dass eine natürliche Geburt wirklich die bessere Wahl sein mag – allerdings wirklich nur dann, wenn ein für das Problem geschultes Personal anwesend ist. Sonst wird eher davon abgeraten. Und die nächste Klinik, die viel Erfahrung mit Geburten aus Beckenendlage hatte, war weit entfernt. So weit, dass ich sie bei einer Spontangeburt vermutlich nicht mehr erreicht hätte.
Da habe ich mich dann für einen geplanten Kaiserschnitt entschieden. Klar, hätte ich das Experimentierkaninchen geben könne, das dazu beiträgt, dass nicht geschulte Ärzte etwas über Spontangeburten aus Beckenendlage lernen. Aber dafür war ich zu schissig. Doch was habe ich mit mir und meiner Entscheidung gehadert!
Doch das war urplötzlich vorbei, als ich meinen Sohn im Arm hielt. Warum hat mit keiner gesagt, dass es am Ende völlig schnuppe ist, wie mein Kind das Licht der Welt erblickt?
Die entscheidende Zahl ist doch diese: Die Chance, dass ein Baby gesund zur Welt kommt, steht in Deutschland bei 97 Prozent. Und bei den restlichen drei Prozent handelt es sich größtenteils um lösbare Probleme. Ist das nicht beruhigend?