Bei Papa sind die Kids entspannt, bei mir herrscht Chaos – wieso?

Sonja Sidoroff
Sonja Sidoroff
-Expertin

Sonja Sidoroff ist Sozialpädagogin/Sozialarbeiterin (M.A.) und zertifizierte Inneres Kind Mentorin. Sie hat viele Jahre in einer Familienberatungsstelle gearbeitet und ist seit 2022 selbständig als Mama Coach. Außerdem ist die gebürtige Saarländerin selbst zweifache Mädchen-Mama.

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Warum verhalten sich Kinder bei Papa oft ganz anders als bei Mama? Vielleicht kommt dir folgendes Szenario bekannt vor: Während die Kleinen beim Vater ganz gelassen spielen, suchen sie bei dir ununterbrochen Aufmerksamkeit – alleine spielen? Fehlanzeige! Ein Phänomen, das viele Familien kennen – und das oft zu Verwunderung oder Frust führt.

Doch woran liegt es, dass Kinder sich je nach Bezugsperson so unterschiedlich verhalten?

Wir haben mit unserer Expertin Sonja Sidoroff einen Blick auf Erziehungsmuster, Rollenverteilung und unbewusste Dynamiken im Familienalltag geworfen. Sonja hat nicht nur selbst zwei kleine Töchter, sondern ist auch Mama-Coach und Sozialpädagogin.

„Das Klischee, dass Kinder beim Papa immer pflegeleichter sind, während sie bei Mama gefühlt 24/7 Aufmerksamkeit fordern und auf den Tischen tanzen, kennen mein Mann und ich tatsächlich auch aus unserem Familienleben mit unseren zwei Kids (4 und 6 Jahre alt). Wir haben oft darüber gesprochen, weil uns diese unterschiedliche Dynamik zwischen ‚Kids sind alleine mit Mama‘ und ‚Kids sind alleine mit Papa‘ aufgefallen ist”, erzählt Sonja Sidoroff.

Sie hat auch ein konkretes Beispiel aus dem Alltag parat: „Mein Mann kann problemlos von zu Hause aus arbeiten, wenn die Kinder krank sind. Sie lassen ihn in Ruhe und beschäftigen sich selbst. Wenn ich das versuche, werde ich alle zwei Minuten gerufen oder muss Streit schlichten – an Arbeiten ist da nicht zu denken.”

Mama als Hauptanlaufstelle für Trost und Nähe

Oft sind es die Mütter, die die Kinder intensiver bemuttern – wenn sie sich wehtun, traurig sind oder krank im Bett liegen, sind wir meist die Ersten, die kuscheln, trösten und rundum versorgen, glaubt die Sozialpädagogin. „Mein Mann ist natürlich auch für die Kinder da, aber eben auf eine andere Art. Er tröstet kurz und sagt dann: ‚So, jetzt ist aber wieder gut.‘ Ich glaube, die Kinder spüren genau, wo sie sich noch ein bisschen länger im Selbstmitleid suhlen dürfen – und wo nicht.”

Außerdem würde ihr Mann sich im Gegensatz zu ihr voll auf die Kinder konzentrieren, wenn er mit ihnen alleine ist: „Wenn mein Mann mit den Kindern allein ist, dann kümmert er sich nur um sie. Punkt. Essen machen, ja – aber mehr passiert dann nicht. Entsprechend sieht das Haus aus, wenn ich nach Hause komme. Seine Aussage: ‚Ich konnte nichts anderes machen, ich hatte ja die Kinder.‘

Mütter in den Familien oft gestresster

Sie hingegen versuche, nebenbei noch zu kochen, Wäsche zu machen, aufzuräumen – und sei dadurch oft weniger entspannt. Etwas, was sicher vielen Müttern bekannt vorkommt, die nachweislich in den meisten Familien den Großteil dieser Aufgaben stemmen.

Kinder spüren das sofort: Bin ich wirklich präsent oder nur körperlich anwesend, während ich gedanklich schon bei der nächsten To-do-Liste bin? Wenn ich mir bewusst Zeit nehme und mich nur zu ihnen setze, ohne etwas anderes zu tun, dann beschäftigen sie sich plötzlich viel besser alleine.

Macht Papa klarere Ansagen als Mama?

„Mein Mann kommuniziert viel direkter mit den Kindern als ich. Er sagt kurz und knapp, was Sache ist, ohne große Erklärungen. Ich neige dazu, Dinge durch die Blume zu sagen oder lange zu erklären – oft ganz unbewusst. Klare Ansagen sind für Kinder aber leichter zu verstehen und umzusetzen”, reflektiert die Sozialpädagogin.

Und letztendlich sind es vielleicht auch einfach die Umstände, die den Unterschied machen: „Wenn ich unter der Woche alleine mit den Kindern bin, sind wir alle oft schon vom Kita- oder Arbeitstag erschöpft. Wenn der Papa am Wochenende mal alleine ist, ist die ganze Stimmung ohnehin entspannter – und das überträgt sich natürlich auch auf die Kinder.”

Die Expertin zieht deswegen das Fazit: „Meiner Meinung nach ist es ein Zusammenspiel aus Erziehungsmustern, Rollenverteilungen und Kommunikation.

Sind Kinder bei Papa also immer pflegeleichter?

Es scheint diese Dynamik tatsächlich zu geben, aber, und das ist die gute Neuigkeit, wenn ihr euch darin wiederfindet: Sie ist nicht in Stein gemeißelt. Mamas sind in vielen Familien die erste Adresse für Trost und Nähe, während viele Papas vielleicht klarere Ansagen machen und seltener, dafür aber ganz bewusst, Zeit mit den Kids verbringen.

Kinder spüren das und reagieren darauf. Wenn man das weiß, kann man entspannter damit umgehen und vielleicht sogar kleine Veränderungen ausprobieren, um den Alltag für alle harmonischer zu gestalten.

Es gibt keine wissenschaftliche Studie, die pauschal belegt, dass Kinder beim Vater „braver“ sind – aber viele psychologische Theorien und Erziehungsforschungen erklären, warum es oft so wirkt. Der Mix aus Bindung, Erziehungsstil und der unterschiedlichen emotionalen Rollenverteilung in vielen Familien trägt dazu bei.

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Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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