Was ich beim zweiten Kind anders machen wollte

Ich wollte immer mehr als ein Kind haben. Vielleicht liegt es daran, dass ich selbst als Einzelkind aufgewachsen bin. Zwar war meine Kindheit wirklich toll, trotzdem habe ich mir oft Geschwister gewünscht. Deshalb stand für mich nach der Geburt meiner Tochter fest: Sie soll auf jeden Fall ein Geschwisterchen bekommen. Als es dann soweit war, habe ich an die letzten zwei Jahre zurückgedacht und mir vorgenommen, beim zweiten Kind einiges anders zu machen. Was genau das war, und ob es geklappt hat, verrate ich euch hier.

Für mich war klar: Beim zweiten Kind wird vieles anders

Ganz ehrlich: Die ersten zwei Jahre mit meiner Tochter waren wunderschön. Aber auch ganz schön anstrengend. Und nein, das lag nicht ausschließlich an meiner Kleinen. Auch meine Unsicherheit als Neu-Mama und der Anspruch an mich selbst, alles richtig zu machen, haben mich teilweise ganz schön gestresst. Deshalb war für mich klar: Beim zweiten Kind wird alles anders. Naja, vielleicht nicht alles, aber einige Dinge wollte ich auf jeden Fall ändern:

1. Schlafen im eigenen Bettchen

Wie alle Babys hat meine Tochter am Anfang sehr viel geschlafen. Und zwar am liebsten auf Mamas (oder Papas) Bauch. Sobald wir sie abgelegt haben, war sie entweder sofort wieder wach oder spätestens nach fünf Minuten. Die einzige Ausnahme: Wenn sie bei uns mit im Bett lag, hat sie meistens weitergeschlafen. Das hat dazu geführt, dass ich sechs Monate lang jeden Abend gegen 20 Uhr ins Bett gegangen bin – und nicht mehr aufstehen konnte.

Am Anfang war das nicht weiter schlimm. Die Kleine wollte sowieso alle 1,5 Stunden trinken, und ich war dementsprechend dauermüde. Aber irgendwann wollte ich abends dann doch gern wieder mehr erleben, als mit einem zufrieden schmatzenden Baby zur „PrimeTime“ im Bett zu liegen. Bei anderen hatte es ja schließlich auch geklappt, dass das Baby im eigenen Bett schlief, also musste es ja möglich sein!

Mein Vorsatz für Kind Nummer zwei war also: Das Baby so früh wie möglich daran zu gewöhnen, in seinem eigenen Bett zu schlafen. Was daraus geworden ist? Sagen wir es mal so: Mein Sohn wird bald drei – und schläft am liebsten auf Mamas oder Papas Bauch ein. Genauso wie seine Schwester hat er geweint, wenn man ihn abgelegt hat und war wieder wach. Ich habe akzeptiert, dass es eben nicht bei jedem Kind klappt, und ehrlich gesagt genieße ich es auch, wenn er sich abends ankuschelt. Danach kann man ihn (meistens) ins eigene Bettchen legen, und er schläft friedlich weiter – immerhin.

2. Ansprüche an mich selbst runterschrauben

Einer meiner wichtigsten Vorsätze: Beim zweiten Kind werde ich die Ansprüche an mich selbst herunterfahren. Klar, als Neu-Mama will man möglichst alles „richtig“ machen und nur das „Beste“ für sein Kind. Aber genau das hat mich enorm unter Druck gesetzt. Wenn das Baby geschrien hat, und ich wusste nicht warum, dachte ich sofort, ich bin eine schlechte Mutter. Wenn ich es mal nicht geschafft habe, den Babybrei selber zu kochen, habe ich mit schlechtem Gewissen zum Gläschen gegriffen. Und wenn die Kleine nur auf meinem Arm bzw. Bauch eingeschlafen ist (siehe oben), habe ich mich gefragt, was ich falsch mache – bei allen anderen ging es doch (angeblich) auch.

Ich habe mir fest vorgenommen: Beim zweiten Kind wird das anders! Und wisst ihr was? Es hat geklappt, und es fühlte sich gut an! Vielleicht lag es daran, dass ich schon wusste, dass es nicht darum geht, eine „perfekte“ Mutter zu sein. Dass man Abstriche machen muss, wenn man nicht irgendwann durchdrehen möchte. Dass es kein Beinbruch ist, etwas nicht zu schaffen. Und dass es manchmal hilft, einfach tief durchzuatmen und sich zu entspannen.

3. Gelassener werden, wenn Baby mal krank wird

„Oh je, die Kleine hat Schnupfen, ich rufe mal lieber den Kinderarzt an!“ Kennt ihr das auch? Beim ersten Kind macht man sich über jede Kleinigkeit Gedanken. Wenn meine Tochter geniest hat, war ich besorgt. Als sie zum ersten Mal höheres Fieber hatte, stieg eine leichte Panik in mir hoch. Mit der Eingewöhnung in der Kita wurden wir zum Dauergast bei unserem (sehr geduldigen) Kinderarzt. In einigen Fällen war das auch definitiv notwendig, in vielen Fällen aber auch nicht. Trotzdem: Für mein Gefühl war es gut, denn dann war ich beruhigt.

Trotzdem: Beim zweiten Kind wollte ich es definitiv gelassener angehen. Und das habe ich auch. Mit normalem Schnupfen sind wir nicht mehr zum Arzt gefahren, und bei Husten haben wir erst zuhause inhaliert. Inzwischen wusste ich auch, dass höheres Fieber bei so Kleinen häufiger vorkommen kann, und dass man selbst mit Magen-Darm nicht zwingend zum Kinderarzt muss. Bei diesem Punkt hat mir die Erfahrung mit meiner großen Tochter definitiv geholfen, bei Kind Nummer zwei entspannter zu bleiben.

Das soll nicht heißen, dass Arztbesuche nicht wichtig sind. Ganz im Gegenteil! Und wenn es euch beruhigt, fahrt lieber einmal mehr hin. Auch wenn es nur für euer Gefühl ist.

4. Hilfe annehmen – und das Baby auch mal „abgeben“

„Nein, das schaffe ich schon allein!“ Habe ich bei meiner Tochter oft gesagt, und war auch überzeugt davon, dass das so sein „muss“. Schließlich war es „meine“ Tochter, und mein „Job“ als Mama war es, für sie da zu sein. Und zwar rund um die Uhr. Wenn jemand angeboten hat, die Kleine mal für ein oder zwei Stunden zu nehmen, habe ich dankend abgelehnt. Ich muss allerdings dazu sagen, dass sie später eine ganze Zeit lang auch nur zu Mama wollte und auch nicht aus der Flasche getrunken hat. Gleichzeitig hatte sie relativ lange alle 1,5 bis 2 Stunden Hunger. Das machte es natürlich nicht einfacher, sich mal kurz „auszuklinken“. Das Ende vom Lied: Ein ganzes Jahr lang war ich nicht länger als 1,5 Stunden weg. Und habe vermutlich einige Leute ziemlich vor den Kopf gestoßen.

Das sollte beim zweiten Kind anders werden. Ich habe mir fest vorgenommen, auch mal loszulassen. Den Kleinen früher daran zu gewöhnen, abgepumpte Milch aus der Flasche zu trinken, damit der Papa das Füttern übernehmen kann. Geklappt hat das teils, teils. Tagsüber wirklich ganz gut, abends zum Einschlafen wollte auch er lange Zeit nur bei Mama – bzw. an Mamas Brust. Aber wisst ihr was? Das war für mich okay. Vielleicht, weil ich wusste, dass es das letzte Mal sein wird, dass ich ein Baby habe. Und ich die (Still-)Zeit deshalb besonders genossen habe.

5. Weniger googlen

In der Schwangerschaft war Google mein bester Freund und ist es auch nach der Geburt meiner Tochter geblieben. Ich weiß nicht, wie oft ich im Internet geschaut habe, wenn mich etwas beschäftigt hat. Warum trinkt meine Kleine so oft? Wie kommt es, dass sie beim Autofahren immer brüllt? Was kann ich tun, wenn sie einfach nicht schlafen will? Ich habe die Fülle an Informationen, Meinungen, Tipps und Erklärungen in mich aufgesogen – und das hat mich auf Dauer ganz kirre gemacht. Zu jeder Frage gibt es gefühlt mindestens 37 Antworten. Wie soll man da bitte wissen, was jetzt richtig oder falsch ist?

Schluss damit! Für Kind Nummer zwei habe ich mir selbst ein Google-Verbot auferlegt. Mit Erfolg! Jedenfalls fast. Natürlich habe ich ab und zu etwas nachgelesen und tue das auch heute noch. Aber ich mache mich nicht mehr verrückt damit, zu jeder Frage das Internet zu durchforsten. Der beste Ratgeber ist in den meisten Fällen immer noch unser „Mutterinstinkt“. Und mit einer Freundin zu sprechen, die ebenfalls Mama ist, hilft mir deutlich mehr, als mich durch irgendwelche Foren zu wühlen.

6. Nicht alles glauben, was andere Mamas erzählen

„Also MEIN Kind hat ja mit drei Monaten schon durchgeschlafen.“ „Ich bleibe selbst IMMER entspannt, dann beruhigt sich auch das Baby.“ „Ich finde einfach JEDEN Moment so großartig!“ Ganz ehrlich, beim ersten Kind haben mich die Erzählungen einiger Mamas ganz schön verunsichert. Wieso konnten scheinbar alle Kinder durchschlafen – abgesehen von meinem? Wieso war ich die einzige, die auch mal genervt und frustriert war? Irgendwann habe ich gemerkt: Das ist gar nicht so. Viele Mamas neigen dazu, in ihren Erzählungen zu übertreiben – oder wichtige Details wegzulassen. Aber wisst ihr was? Das ist kein Wettbewerb. Es geht nicht darum, die Super-Mama des Jahres zu werden. Jedes Baby ist anders, keine Mama ist perfekt – und das ist auch gut so!

Mein Vorsatz für Kind Nummer zwei lautete also: Ich lasse mich von den Erzählungen anderer Mütter nicht mehr verrückt machen. Und so war bzw. ist es auch. Auf der anderen Seite habe ich mir vorgenommen, dass ich ehrlich zu anderen Mamas bin, wenn es um meine Erfahrungen und Gefühle geht. Darüber waren viele wirklich dankbar. „Endlich gibt mal jemand zu, dass es manchmal einfach anstrengend ist“ oder „Du bist die erste, die offen sagt, dass sie auch mal genervt ist“. Und wisst ihr was? Es tut so gut, wenn man einfach mal hört, dass es anderen genauso geht. Wir sitzen schließlich alle in einem Boot.

7. Mir nicht reinreden lassen – und über manche Dinge nicht diskutieren

Kennt ihr das auch? Sobald das Kind auf der Welt ist, weiß plötzlich jeder, was das Beste für den Zwerg ist – und wie wir uns als Mamas verhalten sollten. „Du kannst die Kleine doch nicht den ganzen Tag durch die Gegend tragen“, „Du verwöhnst dein Kind viel zu doll“, „Wenn du so weiter machst, schläft sie noch in deinem Bett, wenn sie ein Teenie ist“, „Früher haben wir auch….“. Puh, ganz schön anstrengend! Und natürlich habe ich mir als Neu-Mama Gedanken darüber gemacht, ob die anderen nicht vielleicht Recht haben könnten. Die meisten hatten schließlich schon deutlich mehr Erfahrung, was das Mama-Sein angeht. Manchmal habe ich versucht, einen Ratschlag umzusetzen – und mich dabei meistens unwohl gefühlt. Irgendwann habe ich dann beschlossen, mich auf mein Gefühl und meinen Mutterinstinkt zu verlassen.

Genau das war auch mein Vorsatz für Kind Nummer zwei. Ich wollte mir nicht mehr von anderen reinreden lassen. Und das habe ich auch wirklich so umgesetzt. Natürlich kann man trotzdem über manche Dinge und Meinungen sprechen. Aber es gab oder gibt einfach Themen, über die ich einfach nicht (mehr) diskutiere. Weil ich inzwischen der Überzeugung bin, dass wir Mamas am besten wissen, was unser Baby braucht und was nicht.

8. Weniger „helikoptern“

Eigentlich hasse ich das Wort „Helikoptereltern“. Und wisst ihr auch warum? Weil ich gerade bei meiner Großen das Gefühl hatte, dass es einfach als Argument für (bzw. gegen) alles eingesetzt wird. Du trägst dein Baby den ganzen Tag? Du Helikoptermutter! Du nimmst es sofort hoch, wenn es weint? Typisch Helikoptermutter! Du hast Angst, wenn dein Zwerg rückwärts an der Kante des Sofas sitzt? Stell dich mal nicht so an, Stürze gehören dazu! Boah, hat mich das genervt!

Trotzdem gebe ich zu: Ja, ich neige (leider) dazu, überängstlich zu sein, wenn es um meine Kinder geht. Und ich weiß auch, dass übertriebene (Für)Sorge mega anstrengend sein kann und das Kind verunsichert. Deshalb habe ich mir fest vorgenommen, mich bei meinem zweiten Kind mehr zusammenzureißen. Ob das geklappt hat? Teils, teils. Als der Kleine gerade da war, hatte ich ständig die Sorge, dass die Große zu wild ist. Das hat sich inzwischen etwas gegeben.

In einigen Situationen kann ich auch jetzt noch nicht anders, und mir rutscht ein „Pass bitte auf und sei vorsichtig, nicht, dass du fällst“ raus. In anderen Situationen habe ich mir angewöhnt, innerlich bis drei zu zählen – und manchmal einfach nicht hinzuschauen. Es ist definitiv noch Luft nach oben, aber ich arbeite daran.

9. Mein Baby nicht mit anderen vergleichen

Das ist ein Ratschlag, den man als Mama sehr häufig bekommt – und in diesem Fall stimmt er auch. „Vergleiche dein Baby nicht mit anderen, denn jedes Kind ist verschieden.“ Ich weiß noch, wie ich mit meiner Tochter in der Krabbelgruppe saß. Fast alle Kinder waren größer, und plötzlich konnten die meisten sich allein auf den Bauch drehen. Ich fragte mich, ob alles in Ordnung ist, oder ob ich mir Sorgen machen sollte. Bis meine Hebamme mich darauf hingewiesen hat, dass ich selbst auch nicht gerade ein Riese bin. Und meine Tochter eine der ersten war, die laufen und sprechen konnte.

Deshalb war mein Vorsatz für Kind Nummer zwei: Keine Vergleiche zu anderen Babys. Daran habe ich mich auch gehalten. Als der Kinderarzt irgendwann meinte, mein Sohn sei „sehr klein für sein Alter“, habe ich mich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Ab und zu habe ich mich dabei ertappt, Vergleiche zur großen Schwester zu ziehen. Aber selbst das mache ich inzwischen nicht mehr. Meine Kinder sind sich in so vielen Punkten ähnlich und in anderen grundverschieden. Und das finde ich ganz wunderbar.

10. Zugeben (auch vor mir selbst), dass nicht immer alles toll ist

Als (Neu-)Mama platzt man fast vor Glück und läuft rund um die Uhr mit einem Strahlen durch die Welt. Schließlich ist ein Kind das tollste, was es gibt, und wir sollten jeden Moment feiern und genießen. Das ist oft das, was einem von Umfeld und Medien vermittelt wird. Und dann – dann kommt das schlechte Gewissen, wenn man merkt, dass es bei einem selber nicht so ist. Nach der zehnten Nacht mit maximal zwei Stunden Schlaf am Stück oder dem dritten Tag in Folge mit einem schreienden Baby sitzt mal völlig fertig auf der Couch und fragt sich, was eigentlich falsch läuft. Bis man irgendwann feststellt: gar nichts! Auch mit Baby müssen wir nicht jeden Moment feiern, als wäre er der Tollste auf der Welt. Nicht jeder Augenblick ist etwas unglaublich Besonderes. Und wir Mamas müssen auch nicht jede Sekunde euphorisch genießen.

Vor dem zweiten Kind habe ich mir deshalb fest vorgenommen, mich regelmäßig daran zu erinnern. Dass es in Ordnung ist, erschöpft zu sein, und das auch zuzugeben. Dass keine Mutter auf der Welt es schafft, jede einzelne Minute zu genießen – und das muss sie auch gar nicht. Und vor allem: Dass wir alle nur Menschen sind, und es völlig okay ist, auch mal einen schlechten Tag zu haben. Damit wurde dieser Vorsatz für mich einer der wichtigsten. Denn er hat mir dabei geholfen, die Ansprüche an mich selbst zurückzuschrauben, und entspannter mit meinen „Tiefs“ umzugehen.

Das waren sie, meine Vorsätze fürs zweite Kind. Jetzt bin ich gespannt, wie es bei euch war bzw. ist? Gab oder gibt es auch Dinge, die ihr beim nächsten Kind anders machen wollt(et)? Erzählt doch mal – ich freue mich auf eure Kommentare!

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Wiebke Tegtmeyer

Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Nach meinem Bachelor in Medienkultur, einem Volontariat und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich passenderweise nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Außerdem nutze ich die Bastel-Erfahrungen mit meinen beiden Kindern für einfache DIY-Anleitungen. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Volksparkstadion zu finden.

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