Beklemmend: Die jüngste Mama der Welt bekam ihr Baby mit fünf

Ziemlich genau 90 Jahre ist es her, dass in einem  abgelegenen Andendorf in Peru Lina Medina geboren wurde. Womit zu dem Zeitpunkt ganz sicher niemand gerechnet hatte: Keine sechs Jahre später wurde sie selbst Mutter.

Erst hielten es alle für eine Krankheit

Als die Kleine plötzlich an Gewicht zunahm, vermuteten die Ärzte zuerst einen Tumor.  Wer hätte auch auf die Idee kommen sollen, dass ein so junges Mädchen schwanger sein könnte? Doch bei einer Röntgenuntersuchung in einer Klinik in Lima entdeckten sie plötzlich ein vollständiges Skelett  – das eines sieben Monate alten Embryos.

Der Arzt Gerado Lozada stellte bei seiner kleinen Patientin eine frühzeitig eingetretene Pubertät fest. Ihre Periode hatte Lina bereits mit zweieinhalb Jahren zum ersten Mal bekommen. Lozada kümmerte sich fürsorglich um die viel zu junge Schwangere, die kurz darauf  per Kaiserschnitt ihr Baby, einen Jungen, auf die Welt brachte.

Ein medizinisches Phänomen – und eine menschliche Katastrophe. Wenn ein Kind schwanger wird, gibt es nichts zu deuten: Jemand muss es missbraucht haben. Doch Lina weigerte sich, den Täter preiszugeben. Ihr Vater wurde verhaftet, aber aus Mangel an Beweisen wieder freigelassen.

Von der Presse umzingelt

Mit Ruhm bekleckerte er sich danach nicht. Als die Presse seine Tochter und deren Sohn förmlich jagte, witterte Linas Vater seine Chance, einen Haufen Kohle abzugreifen. Man wollte die Kinder sogar als Kuriosität auf dem Jahrmarkt ausstellen. Das ließen die Ärzte, allen voran Gerado, allerdings nicht zu. Sie setzten alles daran, Lina ein Leben außerhalb des Trubels zu ermöglichen und sie vor der sensationslustigen Meute zu schützen.

Ihren Sohn nannte sie Gerado, nach ihrem Beschützer. Der Junge wuchs als ihr jüngerer Bruder bei ihren Eltern auf, und als solchen betrachtete sie ihn auch zeitlebens. Kein Wunder: Welche Fünfjährige wäre nicht vollkommen überfordert davon, plötzlich selbst Mama zu sein? Gerado erfuhr so erst mit zehn Jahren, wer seine echte Mutter ist. Lina absolvierte später mit Unterstützung von Gerado Lozada eine Ausbildung in Lima. Danach arbeitete sie in seiner Praxis als Sekretärin.

Sie gab nie ein Interview

Ein kleines Happy End gab es für das Mädchen mit dem heftigen Schicksal trotzdem: Lina lernte ihren Mann Raul kennen, mit dem sie dann 1972 – über dreißig Jahre nach ihrem ersten – noch einen zweiten Sohn bekam. Die Familie lebte zurückgezogen, mied die Presse. Leider starb der jüngere Gerado schon mit 40 Jahren an einer Knochenkrankheit.

Obwohl immer wieder mal jemand versucht hat, Lina Medina aufzustöbern, ist nicht einmal sicher bekannt, ob sie heute noch lebt. Zwar gibt der deutschsprachige Wikipedia-Beitrag im Gegensatz etwa zum amerikanischen ein Todesdatum an. Einzige Quelle dafür ist allerdings nur eine semi-seriöse russische Internetseite. Viele Fragen zu dieser Geschichte werden also wohl nie ganz geklärt werden.

Jana Stieler

Ich lebe mit Mann und Sohn im Süden Hamburgs – am Rande der Harburger "Berge" (Süddeutsche mal kurz weghören: Der höchste Punkt misst immerhin sagenhafte 155 Meter ü. M.). Wenn ich nicht gerade einen Text verfasse, liebe ich Outdoor-Abenteuer mit meiner Familie, lange Buch-Badewannen-Sessions mit mir allein und abendliches Serien-Binge-Watching.

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