An den sogenannten Helikoptereltern haben wir bisher kein gutes Haar gelassen. Sie haben zwar die besten Absichten, aber sie üben auch enormen Druck auf ihr Kind aus. Neuste Erkenntnisse zeigen nun jedoch, dass das überfürsorgliche und leistungsorientierte Erziehungsmodell wahrscheinlich besser ist, als sein Ruf vermuten lässt.
Helikoptereltern setzen hohe Erwartungen in ihr Kind.
Es soll am schnellsten laufen können, die besten Schulnoten nach Hause bringen und Gleichaltrigen immer überlegen sein. Sobald sich Defizite zeigen, müssen diese schleunigst behoben werden: Eine schlechte Mathenote führt sofort zum regelmäßigen Nachhilfeunterricht.
Wer so überbehütet aufwächst, lernt nicht, selbstständig Herausforderungen anzugehen, lässt sich schnell von kleineren Hindernissen verunsichern und entmutigen und baut kein Selbstvertrauen auf, wird dann häufig prognostiziert.
Doch stimmt das tatsächlich?
Vielleicht teilweise, doch ganz so düster, wie bisher gedacht, ist die Zukunft von den kleinen Helikopterkindern dann wohl doch nicht. Wirtschaftswissenschaftler Dr. Matthias Doepke und Dr. Fabrizio Zilibotti von der Yale University in New Haven (US-Bundesstaat Connecticut) haben das Phänomen der ambitionierten Helikoptereltern genauer untersucht – mit erstaunlichen Erkenntnissen.
Sie analysierten die Ergebnisse der Lernstandtests von 15-Jährigen auf der ganzen Welt, wie die Welt berichtet. Anschließend wurden die Eltern und Jugendlichen befragt, wie sie miteinander umgehen. Einen Teil ihrer Ergebnisse veröffentlichten die Autoren auch in einer Studie, die im Fachjournal „Annual Review of Economics“ im Jahr 2023 publiziert wurde. Außerdem veröffentlichten sie dazu das Buch „Love, Money & Parenting – How Economics Affets the Way We Raise Our Kids“.
Durch Helikoptereltern zum Überflieger?
Sie stellten sich zunächst die Frage, warum in der heutigen Zeit so viele Eltern den Erziehungsstil wählen, wobei die meisten selbst in der Kindheit mehr Freiheiten genossen hätten. Das liege vor allem an den „wirtschaftlichen Anreizen”, erklären sie im Vorwort zum Buch. Mit ihrer „intensiven” Erziehung wollen Eltern sicherstellen, dass ihre Kinder in der leistungsorientierten Gesellschaft die soziale Leiter hinaufklettern.
Und tatsächlich schaffen sie das in vielen Fällen auch, wie die Ergebnisse der beiden Wissenschaftler andeuten. Die Daten lassen den Schluss zu, dass Kinder von Helikoptereltern häufiger einen Universitätsabschluss erreichen und daher im Erwachsenenleben einen höheren sozio-ökonomischen Status haben können. Es sei zudem weniger wahrscheinlich, dass diese Kinder Drogen nehmen, Rauchen oder Alkohol konsumieren, wie die Welt zusammenfasst.
Warum wir trotzdem nicht alle zu Helikoptereltern werden sollten
Wichtig ist, dass die beiden Ökonomen den Fokus auf den wirtschaftlichen Erfolg der Kinder gelegt haben. Sie lassen für ihre Ergebnisse außer Acht, wie glücklich die Kinder im späteren Leben tatsächlich sind, wie gesund ihre Beziehungen sind, ob sie zu psychisch gesunden Erwachsenen heranwachsen. Es gibt lediglich Hinweise darauf, dass sie wirtschaftlich erfolgreich sind.
Hier scheint mir ein gesundes Mittelmaß also weiterhin angebracht: Fördern ja, aber nicht überfordern, wozu ich dir auch den Beitrag „Eltern überfordern Kinder: Expertin erklärt Gründe & Warnzeichen” empfehlen kann.