„Und? Wann kann ich das Baby endlich sehen?“
Das ist die eine Frage, die Neu-Mamas häufig als erstes hören.
Noch bevor sie gefragt werden, wie es ihnen denn eigentlich geht.
Dabei wäre das so wichtig.
Denn sie ist vielleicht überglücklich – vielleicht aber auch unglücklich! So unglücklich wie noch nie. Was sie verstört, denn sollte sie nicht eigentlich wahnsinnig sein vor lauter Freude über dieses kleine Wesen, dass sie in den Armen hält? Alle erwarten das – doch sie kann es nicht fühlen, so sehr sie sich auch anstrengt.
Sie kann die Geburt nicht vergessen, ihr verletzlichster Augenblick, den das Personal im Krankenhaus ihr zur Hölle gemacht hat.
Ihre Brüste schmerzen, sie versucht unter Tränen, ihr Baby anzulegen und zu stillen, und es will einfach nicht klappen.
Ihre Gebärmutter zieht sich weiterhin zusammen und es fühlt sich noch einmal an wie die Wehen, die ihr dieses kleine Wunder geschenkt haben.
Ihr Schritt ist geschwollen und erholt sich nur langsam von der Geburt, oder ihre Wunde am Bauch tut weh und erschwert es ihr, sich um ihr Baby zu kümmern.
Sie blutet und wird es noch einige Wochen tun. So viel Blut, sie kann es nicht mehr ertragen.
Sie ist so schwach und ihr Beckenboden ist es auch: Sie hasst es, aber bei jedem Lachen oder Niesen macht sie sich ein wenig in die Hose.
Auf die Toilette zu gehen, ist der reinste Horror.
Sie ist müde, tief erschöpft. Seit Tagen hat sie kaum geschlafen.
Sie ist verunsichert: Macht sie alles richtig? Sie möchte alles richtig machen! Aber warum weint ihr Kind nur so viel?
Sie hat Augenringe, Pickel, schlaffe Haut, Haarausfall und Krampfadern. Blickt sie in den Spiegel, sieht sie nicht die wunderschöne Frau, die sie ist, sondern alle vermeintlichen Makel.
All das muss nicht so sein. Aber es könnte sein. Und wir wissen es nicht.
Also sollten wir eine Neu-Mama nur besuchen, wenn sie uns einlädt. Denn wir wissen nie, wie es ihr gerade geht und ob sie jemanden sehen möchte.
Und wenn sie uns einlädt, dann bestaunen wir ihr Baby, natürlich. Aber vergessen besser nie, auch die Mama zu bestaunen.
Sie zu halten.
Ihr Zeit zum Reden zu lassen und zu helfen, wenn sie das möchte.
Da zu sein, wenn sie uns braucht.
Denn sie durchlebt gerade Unglaubliches.