Die Gefühle einer Mama, die ihr Kind in der Schwangerschaft verliert, lassen sich schwer in Worte fassen – und wohl nur erahnen, wenn man diese Situation nicht selbst erlebt hat.
Unsere Echte Mama Cindy aus dem Landkreis Landsberg am Lech hat ihrem Baby einen Brief geschrieben und möchte diesen jetzt mit uns teilen. Sie sagt, dass ihr das Schreiben sehr geholfen hat und hofft, mit ihren Zeilen vielleicht auch Mamas, die ähnliches erlebt haben, etwas helfen zu können.
Uns hat der Text der 23-jährigen Mama unheimlich berührt. Wir bedanken uns ganz herzlich bei dir, dass wir diese Zeilen lesen durften, liebe Cindy.
„Du, mein Schatz, du hast mir so viel Freude bereitet.
Du, mein Schatz, du hast Papa so viel Freude bereitet.
Du, mein ungeborenes Kind, du hast jeden in deiner Umgebung beglückt.
Deine große Schwester hatte sich so auf dich gefreut. Hat dir jeden Abend einen Kuss gegeben. Hat dich lieb gehabt und gestreichelt.
Ich hatte immer so viel Angst, daß dir etwas passieren könnte – wie deinem Geschwisterchen. Denn das hatte ich verloren, wenige Monate, bevor ich mit dir schwanger wurde.
Woche für Woche der Weg zum Arzt, deinem Arzt. Und jedes Mal bin ich froh gewesen, dass er sagte, es gehe dir gut. Und doch, ich, deine Mama, habe schon früh gemerkt, dass es dir nicht gut geht.
Mir wurde Mut gemacht. Woche für Woche, bei jedem Arzt-Besuch, hatte ich einen flauen Magen und Herzrasen. Doch der Arzt, dein Arzt, hat mir gesagt, dir geht es gut. Du seist nur etwas klein, so wie deine Schwester damals.
Ich hab geschaut, das ich dir nichts Schlechtes tue. Aber deiner Schwester ging es manchmal nicht gut, da vergaß ich dann zu essen. Etwas zu trinken, war dann auch in den Hintergrund gerückt. Deine Schwester brauchte meine Nähe, also hielt ich sie im Arm. Aber das hast du bestimmt verstanden. Du möchtest ja auch nicht, das es ihr schlecht geht.
Dein Arzt machte seine letzte Untersuchung, bevor er dann in den Urlaub fuhr. Du warst schon so alt, aber trotzdem so klein, und er machte sich Sorgen. Aber er versuchte, mir Mut zu machen. Ich hoffte nur, dass nichts sei.
Und es kam wie es kommen musste: Dir ging es nicht gut. Du hast geblutet, du blutetest so viel, und Mama hatte schlimme Schmerzen. Mama hat so viel geweint.
Also rief ich deine Oma an. Die davor noch gar nichts von dir wusste. Aber Oma war für dich und für mich, deine Mama, da.
Dein Arzt war leider nicht da. Also ging ich zu seiner Kollegin, um zu schauen, was mit dir los ist. Konnte man dir noch helfen? Doch die Ärztin, die nicht dein Arzt war, sagte nur: ,Sie tragen halt totes Gewebe in sich, ich rate Ihnen zu einer Ausschabung.`
Du bist gestorben. Du hast uns verlassen, am 1.März gegen 5 Uhr morgens.
Du warst doch schon so alt, 13 Wochen, und außer, dass du etwas kleiner warst, ging es dir doch immer gut?
Mama muss oft an dich denken. Ich hoffe, dir geht es gut und du wächst gesund heran.
Mama muss oft daran denken, wie sie blutend aus aus dem Bett stieg, sich vor Schmerzen sich krümmte und weinte. Wie du gestorben bist, wie du mich verlassen hast. Wie deine Schwester wach wurde, zum Papa lief und ihm sagte, Mama hat aua. Mama weint.
Heute wärst du 20 Wochen alt. Ich glaube daran, dass du deinen Seelenfrieden hast.
Und ich hoffe, dass du auf dein nächstes kleines Geschwisterchen aufpasst – und auch auf Mama. Der Schmerz, dich verloren zu haben, prägt mich, lässt sich nicht ändern.
Aber vergiss nie: Ich bin trotzdem so glücklich, dass du in unser Leben getreten bist.“