Das Corona-Virus bestimmt zur Zeit unser Leben. Neben all den Einschränkungen und den Anstrengungen, die alle Menschen betreffen, hat jeder noch sein ganz persönliches Schicksal. Mal mehr, mal weniger schlimm. Mal mehr, mal weniger stark beeinflusst von der aktuellen Situation.
Bei unserer Echten Mama Judith (32, echter Name ist uns bekannt) aus Fulda sorgt die Krise dafür, dass beruflich alles ganz anders gekommen ist, als geplant. Die Mutter eines einjährigen Sohnes hat uns erzählt, was das ihrem Fall heißt:
„Im April ist mein Sohn Piet ein Jahr alt geworden. Als ich schwanger war und bei meinem Arbeitgeber die Elternzeit einreichte, habe ich angegeben, dass ich nach einem Jahr wiederkommen würde.
Das kam nicht wahnsinnig gut an, mein Arbeitgeber ist nicht besonders kinderfreundlich und hatte kein Verständnis dafür, dass ich nicht schon eher an meinen Arbeitsplatz zurückkehren wollte. Ehrlich gesagt hätte ich so gerne zwei Jahre eingereicht – aber ich mag meinen Job sehr, habe auch schon eine gewisse Position erreicht und wollte mir nichts verscherzen.
Ich regelte alles gewissenhaft
Gewissenhaft wie ich es bin, habe ich mich schon früh um einen Krippenplatz gekümmert und habe mir schwanger einige Einrichtungen angesehen. Schließlich bekam ich die Zusage für einen Platz in meiner Wunschkrippe und war ein wenig mit der Situation versöhnt – das redete ich mir zumindest ein.
Aber dann… kam alles anders
Zu allem Übel litt ich ab der 24. SSW an einem stark verkürzten Gebärmutterhals und musste stramm liegen, um eine Frühgeburt zu vermeiden. Erst im Krankenhaus, dann zu Hause. Klar, ich bekam sofort ein Beschäftigungsverbot. Das kam bei meinem sowieso schon ,angefressenen`Chef natürlich…. überhaupt nicht gut an. Als ich zu Hause auf der Couch lag, arbeitete ich daher noch einige Stunden am Tag am Laptop. Viel konnte ich zwar nicht tun, aber immerhin Mails bearbeiten etc. Alles, um ihm zu zeigen, dass er auf mich zählen konnte – auch mit Kind.
So, Piet kam dann immerhin ,erst`in der 34. SSW zur Welt, ein ,spätes Frühchen`, wie sie es im Krankenhaus so schön nannten. Wir hatten einige bange Tage auf der Neo, aber dann konnten wir heim. Und ich war im Babyhimmel angekommen!
Alles war gut geplant
Mein Jahr Elternzeit habe ich in vollen Zügen genossen. Aber ich freundete mich trotzdem mit dem Gedanken an, nach einem Jahr wieder arbeiten zu gehen, mit verringerter Stundenzahl. Ich arbeite ja gerne!
So, und dann kann so langsam dieser Corona-Mist auf. Anfangs machte ich mir keine Sorgen, aber als die Meldungen sich häuften und immer drastischer wurden, bekam ich doch ein doofes Gefühl im Bauch. Was passierte da? Würden wir irgendwie davon betroffen sein? Wollte ich mein Baby wirklich weggeben in solcher Zeit, er war doch noch so klein und schutzlos?
Mein Chef begann, Druck zu machen
Mein Arbeitgeber fing an, sich zu melden und suggerierte mir, wie sehr er sich FREUEN würde, dass ich nun ENDLICH bald wiederkommen würde. Mein Platz im Büro wartete schon auf mich. Während meine ersten Freundinnen schon ins Homeoffice geschickt wurden, war das bei uns anscheinend keine Option.
Und dann kam die Nachricht, dass die Kitas geschlossen werden würden. Öh – ich fiel vom Glauben ab. Das war wenige Wochen, bevor Piets Eingewöhnung starten sollte. Ich hatte mir extra großzügig Zeit dafür eingeplant, bis ich wieder arbeiten musste, zur Sicherheit. Deswegen dachte ich, dass die Eingewöhnung eben ein bisschen später losgehen würde und betete, dass alles gut und schnell klappte.
Und jetzt weiß keiner, wie es weitergeht
Naja, und wie die Situation jetzt ist, wisst ihr ja. Mein Job hätte jetzt wieder anfangen sollen. Ich musste den Start verschieben – auf ungewisse Zeit. Denn so wie es aussieht, wird es ja noch ein wenig dauern, bis die Kleinsten wieder ganz normal in die Kita bzw. Krippe können. Und ob dann direkt mit Eingewöhnungen gestartet wird? Ich kann es mir kaum vorstellen.
Gemischte Gefühle
So sitzen wir beide noch zu Hause. Ich habe niemanden in der Nähe, der auf Piet aufpassen könnte. Ich finde es auf der einen Seite wunderbar, dass uns noch mehr gemeinsame Zeit geschenkt wurde. Denn ich habe gegenüber unzähligen anderen Eltern ja eben den Vorteil, dass ich nicht Job und Kind unter einen Hut bekommen muss in dieser verrückten Zeit.
Aber – auf der anderen Seite mache ich mir auch Sorgen. Wie lange wird das noch so gehen? Und – wie wird sich das auf meinen Job auswirken? Mein Chef ist jedenfalls fuchsteufelswild. All seine Vorurteile gegenüber ,Muttis`sind bestärkt worden: Erst musste ich in der Schwangerschaft früh aufhören zu arbeiten, dann mache ich jetzt wieder Probleme. So sieht er das zumindest.
Ich habe wirklich Angst, dass er Mittel und Wege findet, mich abzusägen, bevor ich ihm beweisen konnte, dass ich auch in Teilzeit eine hervorragende Kraft sein würde.“
Liebe Judith, tausend Dank für deine Geschichte. Wir wünschen dir und Piet alles Gute!