Coronavirus bei Kindern: Wie gefährlich ist es?

Täglich wird über neue Fälle von Infektionen mit dem Coronavirus berichtet – wodurch die Angst vor einer möglichen vor Ansteckung wächst. Und klar, gerade als Mama oder Papa macht man sich Sorgen: Wie schütze ich mein Kind? Woran erkenne ich, ob es erkrankt ist? Was soll ich tun, wenn ich diesen Verdacht habe? Und wie gefährlich ist das Coronavirus eigentlich bei Kindern? Wir haben mit einer Kinderärztin gesprochen.

Coronavirus bei Kindern sorgt für überfüllte Arztpraxen

Neben dem Coronavirus haben zu allem Übel derzeit auch die üblichen Erkältungs- und Grippe-Viren Hochsaison. Da Coronaviren vorrangig die Atemwege betreffen und zu ähnlichen Symptome führen können, ist die Verunsicherung groß. Und das hat Folgen: Viele Kinderarzt-Praxen erleben einen Ansturm besorgter Eltern, dem sie kaum Herr werden. Ein großes Problem dabei: Wenn ein Kind tatsächlich mit dem Coronavirus infiziert wäre und in die Praxis kommt, könnte sich das Virus im Wartezimmer ganz wunderbar ausbreiten und andere infizieren.

Coronavirus bei Kindern – das rät die Expertin

Die kinderherztin Dr. med. Snježana-Maria Schütt hat uns die wichtigsten Fragen rund ums Thema Corona-Virus beantwortet. Die Kinderärztin aus Lübeck rät: Die wichtigste Maßnahme ist es erstmal, besonnen zu bleiben.

Frau Dr. Schütt, was ist denn eigentlich die große Gefahr am Corona-Virus?

Das Virus ist sehr ansteckend und verbreitet sich daher auch sehr schnell. Durch die intensive Berichterstattung versetzt es derzeit viele Menschen in Panik. Wir gehen anhand der bisher vorliegenden Daten aus China (siehe Grafik unten) davon aus, dass der Verlauf bei ansonsten gesunden Personen in der Regel einen harmlosen Verlauf nimmt. Wirklich bedenklich ist das Virus vor allem für Patienten mit Vorerkrankungen, alte Menschen oder auch Patienten, deren Immunsystem nicht gut funktioniert.

Die Statistik zeigt deutlich, dass der Coronavirus bei Kindern keine allzu bedrohlichen Folgen hat.

Die Statistik zeigt deutlich, dass das Coronavirus eher für ältere Menschen problematisch ist. Statistik: statista

Welche Symptome hat das Coronavirus?

Die Symptome sind eher unspezifisch und ähneln denen einer Grippe: Husten, Schnupfen, Halsschmerzen , Fieber, evtl. auch Durchfall. Bei Patienten mit Vorerkrankungen kann das Virus zu schweren Atemproblemen oder  auch zu einer Lungenentzündung führen. Viele Experten sind der Meinung, dass die meisten Menschen eine Infektion mit dem Coronavirus wohl gar nicht bemerken würden – eben weil die Symptome so unspezifisch sind. Deswegen ist es auch instinktiv richtig, wenn sich besorgte Eltern wie bei einem grippalen Infekt ihres Kindes verhalten.

Und wie wird das Coronavirus übertragen?

Der Hauptübertragungsweg ist die sogenannte Tröpfcheninfektion – das heißt durch Einatmen von Erregern, die ein Erkrankter zum Beispiel beim Husten oder Niesen verteilt. Auch eine Übertragung über die Hände ist möglich, so wie bei der Grippe.

Die Lebensfähigkeit der Viren auf Oberflächen liegt im Schnitt bei vier Tagen, kann aber auch etwas länger sein. Falls Flächen kontaminiert sein könnten, ist Händewaschen auch hier der richtige Weg. Auch Obst und Gemüse kann man gut abwaschen und dann bedenkenlos essen.

Wie sollen sich Eltern richtig verhalten, die einen Verdacht auf den Coronavirus bei ihren Kindern haben?

Sie sollten bitte NICHT direkt zum Kinderarzt oder in die Klinik fahren! Bei einem Verdacht sollte das Infektionsrisiko zunächst telefonisch abgeklärt werden. Hierfür besteht z.B. die Möglichkeit, entweder den betreuenden Arzt oder die Corona-Hotline in Berlin anzurufen, diese ist täglich von 8 bis 20 Uhr unter 030/90282828 zu erreichen. Auch der ärztliche Notdienst, der rund um die Uhr unter der Nummer 116117 erreichbar ist, wird Eltern im Bedarfsfall weiterhelfen. Hier können sie ihren Verdacht schildern und erfahren dann von den Fachkräften am Telefon, wie sie sich verhalten sollen. Bis dahin sollten Eltern, sofern es der Allgemeinzustand des Kindes zulässt, mit ihrem kranken Kind am besten zu Hause bleiben.

Wie kann man sich und das Kind vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schützen?

  1. Das Robert-Koch-Institut hat auf einer Pressekonferenz empfohlen, ein Desinfektionsgel zu nutzen, wenn man nicht die Möglichkeit hat, sich die Hände zu waschen.
  2. Ebenso wichtig ist es, dass man nicht in die Hand, sondern in die Ellenbeuge hustet oder niest und dieses auch den Kindern frühzeitig beibringt.
  3. Am wichtigsten und effektivsten ist die Einhaltung der Basishygienemaßnahmen, wobei das regelmäßige Händewaschen ganz besonders wichtig ist.

Und so funktioniert es mit dem richtigen Händewaschen:

ANFEUCHTEN

Hände mit möglichst warmem Wasser großzügig abwaschen.

EINSEIFEN

Schaum etwa 20 Sekunden lang einreiben, die Hände dabei viel bewegen. Der Schaum muss auch zwischen die Finger und unter die Nägel gelangen, wo sich Keime besonders gerne aufhalten. Die Handgelenke bitte nicht vergessen!

ABSPÜLEN

Seife sehr gründlich abspülen.

ABTROCKNEN

Mit einem sauberen Handtuch abtrocknen, bis die Hand komplett trocken ist – auch zwischen den Fingern.

Wie wahrscheinlich ist es, dass der Coronavirus bei Kindern auftritt?

Genauso wahrscheinlich, wie bei allen anderen Menschen. Dadurch, dass die Symptome so unspezifisch sind, kann es sein, dass viel mehr Personen erkrankt sind, als wir es wissen. Denn gerade im Winterhalbjahr sind Symptome, wie Husten und Fieber, nichts Ungewöhnliches. Eine Testung auf Corona-Viren wird daher nur dann Sinn machen, wenn ein begründeter Verdacht vorliegt. Diesen sollte man im Vorfeld telefonisch abklären lassen, damit die Ausbreitung eingedämmt und die Ansteckungsgefahr von gefährdeten Patienten so gering wie möglich gehalten wird.“

Vielen Dank für das Interview!

Wie gefährlich ist das Coronavirus bei Kindern denn nun?

Klar, dass diese Frage aktuell wohl die meisten Eltern beschäftigt. Nach Aussage unserer Expertin verläuft die Infektion mit dem Coronavirus bei Kindern in den meisten Fällen völlig ohne Symptome – oder nur mir sehr schwachen. Deshalb können wir zumindest, was diesen Punkt angeht, erst einmal relativ entspannt bleiben.

Eine Ausnahme sind Kinder, die zu den bekannten Risikogruppen gehören. Das gilt zum Beispiel für chronische Atemwegserkrankungen wie Asthma, Herzkreislauferkrankungen oder Diabetes. Wenn ein Kind unter diesen Erkrankungen leidet, kann das Coronavirus ebenfalls schwere Symptome auslösen.

Deshalb ist es wichtig, dass wir uns an alle empfohlenen Maßnahmen halten, auch wenn unsere Kinder gesund sind. Denn auch, wenn sie keine Symptome haben, können sie die Infektion an andere Menschen weitergeben. Nur wenn wir alle die Regelungen befolgen, können wir uns und auch andere Menschen vor einer Ansteckung zu schützen. Besonders für ältere Menschen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder den genannten Vorerkrankungen kann das Coronavirus nämlich lebensbedrohlich werden.

Warum löst das Coronavirus bei Kindern so häufig keine Symptome aus?

Im Moment deutet alles darauf hin, dass Kinder sich zwar auch mit dem Coronavirus anstecken können, die Infektion aber in den meisten Fällen aber keine oder nur sehr schwache Symptome auslöst. Damit ist das Coronavirus bei Kindern übrigens keine Ausnahme. Denn bei einigen anderen Infektionen, die durch Viren ausgelöst werden, sieht es ähnlich aus. Aber warum ist das so?

Sind unreife Rezeptoren der Grund?

Genau kann das zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand beantworten. Experten vermuten, dass das Coronavirus sich bei Kindern nicht richtig festsetzen kann, weil die entsprechenden Rezeptoren dafür noch nicht ausreichend entwickelt sind. Dadurch wird keine Entzündungsreaktion ausgelöst, und das Immunsystem kämpft nicht besonders aktiv gegen die Erreger. Für diese Theorie spricht auch die Tatsache, dass Kinder das Coronavirus deutlich länger ausscheiden als wir Erwachsenen.

Wir wünschen allen Familien, dass sie möglichst gesund durch die nächsten Monate kommen!

Kinderherztin Dr. med. Snježana-Maria „Snježi“ Schütt

Foto: privat

Unsere Expertin: Kinderärztin Dr. med. Snježana-Maria „Snježi“ Schütt, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin aus Lübeck.

Auf ihrem Blog www.die-kinderherztin.de findet ihr alles, was die „Kinderherztin“ liebt: Hilfreiche Texte über medizinische Themen, leckere Rezepte, Reiseberichte und coole Bastel-Tipps.

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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