Die duften so süß – so frisch und nach Vanille, heißt es oft. Das kann ich aus meiner Erfahrung heraus eigentlich nicht bestätigen. Als unser Sohn noch winzig war, roch er nach Babysabber und Milch. Außerdem können schon Babys Schweißfüße haben – und häufig ist die Windel voll. Trotzdem habe ich meine Nase ständig in seiner Halsbeuge und seinem Haarflaum vergraben wie ein Junkie. Ich dachte, ich hätte noch nie etwas Schöneres gerochen. War’s meine hormonelle Verwirrung?
Mamas können meist nicht anders
Schon vor einigen Jahren ließen Forscher der Universität von Montreal ihre Probandinnen an Stramplern von Neugeborenen riechen, die letztere über zwei Tage lang getragen hatten. Mittels Hirnscans wurden die Reaktionen von kinderlosen Frauen und frischgebackenen Müttern verglichen. Und siehe da: Bei den Müttern wurde eine Region im Gehirn aktiviert, die für angenehme Empfindungen zuständig ist. Diese Region ist auch aktiv, wenn wir Essen genießen – oder nach Drogen verlangen. Bei den Frauen ohne Kinder regte sich kaum etwas. Offenbar kommt es also in Veränderungen im Gehirn, sobald eine Frau ein Kind bekommt. Für Männer ist dieser Effekt noch nicht erforscht.
Australische Forscher nahmen den Effekt ein paar Jahre später noch einmal genauer unter die Lupe Sie kamen zu ähnlichen Schlüssen – und erkannten außerdem, das Mütter sehr genau den Duft ihres eigenen Baby identifizieren können. Studien belegen allerdings auch, dass Mütter mit Bindungsschwierigkeiten den Geruch ihres eigenen Kindes weniger bevorzugen. Sie können ihn auch schlechter identifizieren, als Mütter ohne diese Schwierigkeiten.
Der Duft hat eine wichtige Funktion. Nimmt man noch das Kindchenschema – die Kulleraugen und die kleinen Näschen – dazu sowie die niedlichen Brabbelgeräusche, werden all unsere Sinne betört. Das hat die Natur so eingerichtet, damit wir unseren Nachwuchs auch dann noch vor dem Säbelzahntiger schützen wollen, wenn er uns die meiste Zeit anschreit.
Warum springen manche Mamas nicht (mehr) auf den Duft an?
Aktuell untersuchen Wissenschaftlerinnen der Technischen Universität Dresden was es auf sich hat, mit dem Zauberduft. Wie genau beeinflussen Gerüche die Mutter-Kind-Bindung? Ähneln sich Körperausdünstungen von Müttern und ihren Babys? Riecht das Baby eigentlich überall gleich (gut)? Viele Eltern hätten die Erfahrung gemacht, so die Forscher, dass ihre Babys in ihrer Wahrnehmung am Kopf besonders gut riechen. Dafür soll nun ein wissenschaftlicher Beweis erbracht werden.
Was bereits belegt ist: Der Körperduft verändert sich über die Jahre und das hat Folgen. So sollen etwa Mütter von Söhnen häufig etwa in dessem neunten Lebensjahr feststellen, dass sie den Körpergeruch ihres Kindes nicht mehr mögen. „Man könnte hier von einer olfaktorischen Inszestprävention sprechen“, erklärt Psychologin Dr. Laura Schäfer vom Universitätsklinikum Dresden. Brrr… offenbar sah die Natur also eine Gefahr, wir könnten unseren Heranwachsenden attraktiv finden? Was für ein befremdlicher Gedanke. Da knuddele ich lieber jetzt noch mal schnell meinen Kleinen! Bevor er zu groß und es für uns beide megapeinlich wird…