Der Wecker klingelt, die Hektik bricht aus: Kind wecken, Zähne putzen, Kleinkind-Drama bei der Kleiderauswahl, Mama schminkt sich, Mann liegt immer noch im Bett, Haare kämmen, Kleinkind-Drama bei der Haargummiauswahl, Frühstück auf den Tisch knallen, Müsli verteilt sich auf dem Boden, Kleinkind-Drama bei der Getränkeauswahl, Schuhe anziehen, Schuhe ausziehen, andere Schuhe anziehen – ab geht’s in die Kita und in die Arbeit – und zurück, Plüschtier vergessen.
Mann, bin ich jeden morgen froh, dass ich das nur mit einem Kind mitmachen muss!
Ihr Mamis mit zwei, drei, vier oder mehr Kindern: Ich bewundere euch – aber ich beneide euch nicht! Mein Mann und ich waren uns schon immer einig, dass wir nur ein Kind wollen. Unsere Tochter ist ein absolutes Wunschkind und wir sind jeden Tag überglücklich, dass sie auf der Welt ist. Wir sind aber auch die meiste Zeit völlig überfordert und erschöpft.
Wenn man als Pärchen mehr oder minder glücklich durch die Welt segelt, fangen irgendwann die Fragen an: “Und, wann kommt der Nachwuchs?” Hat man das erledigt, hört es jedoch mit der Fragerei nicht auf: “Und, wann kommt das Geschwisterchen?” Gar nicht. Meist wird diese Antwort nicht akzeptiert oder geglaubt: “Ja, ja, das sagst du jetzt, warte ab…” Ich warte. Und nein, es hat sich nichts an unserer Entscheidung geändert.
Wenn du kinderlos bist und ein gewisses Alter erreicht hast, dann erwartet dein Umfeld, dass du endlich Mama wirst. Wenn du ein Kind hast und spätestens wenn es nicht mehr gestillt wird, erwartet dein Umfeld Nachzügler. Wie oft musste ich schon in verdutzte Gesichter blicken und erklären wieso wir kein zweites Kind planen.
Weil ein Kind einfacher ist. Weil ich einem Kind mehr bieten kann. Reiten, Klavier, Judo, Schüleraustausch, was weiß ich was – das alles kann ich meiner Tochter hoffentlich alles bieten, wenn sie alt genug ist. Versteht mich nicht falsch: Kinder werden natürlich auch ohne Pferd, Musikinstrument, Kampfsport oder Auslandsreisen glücklich und groß. Aber es ist doch schön, wenn man nicht ständig “Nein” sagen muss, weil man weiß, dass es für zwei nicht reicht.
Vielleicht bin ich auch einfach zu egoistisch für ein weiteres Kind. Ich genieße meine klitzekleinen Freiheiten (sofern man als Mama überhaupt noch so etwas hat…) und weiß, dass ich mit weiteren Kindern noch überforderter wäre, als ich es sowieso schon bin. Es gibt eben diese berühmten “geborenen Mütter” und es gibt Frauen, wie mich. Frauen, die sich durch das erste Jahr mit Kind im Schockzustand und leicht depressiv von Tag zu Tag kämpften und nach elf Monaten stillen, einfach wieder froh waren, ihre Brüste für sich zu haben. Frauen, die mit Schlafentzug überhaupt nicht klarkommen und verstehen wieso es als eine bewährte Foltermethode eingesetzt wird. Frauen, die trotz aller Liebe für ihr Kind, auch gerne Zeit für sich haben.
Ich selber habe eine Schwester und weiß, dass es schön ist mit jemanden zu teilen oder eine Verbündete im Pubertätsstreik gegen die Eltern zu haben. Mein Mann wiederum ist ein Einzelkind und hat es auch gut überstanden.
Falls ich entgegen meiner Planung doch noch einmal schwanger werde, naja, dann soll es so sein.
Immerhin fehlt es beim zweiten Kind nicht mehr an Erfahrung und es ist insgesamt einfacher im ersten Jahr. Stimmt das wirklich?!