Vielleicht hast du das ja auch bei deiner Geburt erlebt. Wenn es dabei nicht vorangeht, setzen Ärzte und Hebammen häufig einen Wehentropf ein. Dabei erhält die werdende Mama über die Vene eine künstlich hergestellte Form des Hormons Oxytocin.
Oxytocin ist eigentlich positiv besetzt, denn der Körper schüttet es auch selbst während der Geburt aus. Eine neue Studie gibt nun jedoch Grund zur Annahme, dass der Wehentropf mit seiner erhöhten Menge an Oxytocin das Risiko für Geburtsverletzungen erhöht.
Was ist Oxytocin genau?
Oxytocin ist ein wahres Multitalent. Ist der Körper bereit für die Geburt, schüttet er das Hormon aus, um das Zusammenziehen der Gebärmuttermuskulatur anzuregen. So entstehen die Wehen, die das Kind ins Becken und durch den Geburtskanal drücken. Gleichzeitig sorgt das Hormon auch dafür, dass sich die Muttermilch in der Brust bildet.
Angeblich soll es auch eine beruhigende Wirkung haben, was die meisten Mütter während der Entbindung jedoch eher weniger spüren.
Außerdem stärkt Oxytocin beim Schmusen und während des Stillens die Bindung zwischen Mutter und Kind. Selbige Wirkung hat es übrigens auch bei Liebespaaren, denn auch bei ihren Kuscheleinheiten und Geschlechtsverkehr wird es ausgeschüttet. Deshalb trägt es auch den schönen Namen „Kuschelhormon“.
Und warum birgt der Wehentropf dann eigentlich Risiken?
Wie sich jedoch die zusätzliche Gabe von synthetischem Oxytocin auf die Kontraktionen von Gebärmutter und Beckenboden auswirkt, wurde nun in einer Studie untersucht, die kürzlich im US-amerikanischen „Journal of Obstetrics and Gynaecology“ veröffentlicht wurde.
Bei der natürlichen, physiologischen Geburt ohne Wehentropf neigt der Beckenboden dazu, sich mit Zunahme der Wehen ebenfalls mit höherer Frequenz anzuspannen. Die Studienergebnisse zeigen, dass dieses Zusammenspiel durch den Wehentropf gestört wird.
Es wurde nämlich gemessen, dass sich der Beckenboden unter der Gabe von Oxytocin viel häufiger anspannt als bei natürlichem Wehenverlauf. Die Hormongabe bringt also offenbar die Koordination zwischen Gebärmutter und Beckenboden durcheinander.
Die Beckenbodenmuskeln liegen vor dem Beckenausgang, durch den sich das Köpfchen des Kindes während der Geburt schiebt. Sind sie angespannt, entsteht ein großer Gegendruck zu den ebenfalls künstlich verstärkten Austreibungswehen.
Durch diese gegeneinander arbeitenden Spannungen kann laut Einschätzung der Deutschen Hebammenzeitung die Gefahr für Geburtsverletzungen steigen. Die Studie zeigte zudem, dass auch Dammschnitte häufiger vorkommen, wenn Oxytocin verabreicht wurde.
Und was bringt das jetzt dir?
Es ist die bisher erste Studie, die diesen Zusammenhang gemessen und ausgewertet hat. Um Konsequenzen aus den Ergebnissen zu ziehen, müssen weitere Untersuchungen folgen.
Trotzdem bestärken diese Erkenntnisse werdende Mamas und Hebammen, die sich schon seit langem eine natürlichere Geburt wünschen. Und zu einer natürlichen Geburt gehört schließlich auch die ganz eigene, individuelle Geschwindigkeit.