Ein Baby zu verlieren ist einer der schlimmste Schicksalsschläge, die Menschen erleben können. Niemand, der es nicht selbst erlebt hat, kann diesen Schmerz wirklich verstehen, glaube ich.
Allerdings kann sich wohl jeder in etwa vorstellen, wie schrecklich es sein muss. Und dass keine Mama und kein Papa das Kind, das sie nicht in den Armen halten dürfen, vergisst.
So geht es auch einer Frau, die vor Kurzem ihren Sohn verloren hat. Sie hat fünf Kinder, schreibt sie auf Reddit: „Zwei Kleinkinder und vor etwas mehr als fünf Monaten hatte ich einen Notkaiserschnitt mit Drillingen.“
Einer der Drillinge starb, als er zwei Monate alt war.
Die Mama schreibt, dass es sie besonders hart trifft, wenn sie gefragt wird, wie viele Kinder sie hat. Zudem weiß sie, dass sich die Menschen mit der Antwort nicht wohlfühlen. Sie hat aber ihren Weg gefunden, auf diese Fragen zu antworten:
„Ich sage Dinge wie ,Wir hatten Drillinge, aber wir haben eines verloren‘ oder „Wir haben fünf Kinder, aber eines ist ein Engelsbaby‘.“
Sie findet, dass sei ein guter Kompromiss: Es erscheint ihr schonend den anderen gegenüber, lässt sie selbst aber ehrlich sein. „Ich weigere mich, nicht über meinen Sohn zu sprechen. Er ist genauso mein Kind wie meine anderen vier, und er verdient es, immer erwähnt zu werden.“
Ausgerechnet ihre eigene Familie kann aber mit diesem Punkt nicht besonders gut umgehen.
„Wenn wir mit unserer Familie sprechen, kann es schon mal etwas unangenehm werden. Ich versuche, niemanden zu korrigieren, wenn meine jüngeren Kinder als Zwillinge bezeichnet werden, auch wenn mich das ein wenig verärgert.“ Schon häufiger sei die Situation eskaliert: „Meine Mutter machte eine Bemerkung über meine vier Kinder, ich rastete aus und sagte ihr, dass ich fünf Kinder habe und sie sich das merken sollte.“
An diesem Punkt dachte sich die Schwester der Mama, dass es eine gute Idee wäre, hier zu vermitteln. Die Art allerdings ist relativ fragwürdig:
„Meine Schwester hat sich eingemischt und mir gesagt, ich solle meinen Traum von Drillingen aufgeben, weil ich nur dafür sorgen würde, dass sich immer alle unwohl fühlen, wenn ich meinen toten Sohn erwähne.“
Verständlicherweise kam dieser Tipp nicht gut an. „Ich war untröstlich, und es artete in einen Streit aus. Ich nannte sie eine kaltherzige B**** und sagte ihr, dass sie das Leid, ein Kind zu verlieren, nie verstehen würde. Sie nannte mich dramatisch, unsere Eltern sagten mir, wenn ich mich nicht beruhigen würde, wären sie gezwungen, mich rauszuschmeißen.“
Drei Tage nach dem Streit schüttete die Mama den Reddit-Usern ihr Herz aus, um deren Meinung dazu zu hören.
„Alles ist noch zehnmal peinlicher geworden, und meine Schwester tut immer noch so, als wäre sie sauer, weil ich ihre Gefühle verletzt habe.“ Sie erklärte, dass ihre Familie ihr das Gefühl gibt, dass ihre Aufregung über das, was ihre Schwester gesagt hat, nicht angemessen war. Dabei sieht sie das genau anders herum:
„Sie hat mir im Grunde genommen gesagt, dass mein totes Baby unwichtig sei, und ich werde wie ein Monster behandelt, weil ich sie beleidigt habe.“
Um „den Frieden zu wahren“, hat die Mama sich für ihre Äußerungen entschuldigt – ohne davon überzeugt zu sein.
Nun will sie von den Usern wissen, ob sie wirklich übertrieben hat.
Und in diesem Forum, wo sich auch die Kommentatoren normalerweise mit Worten gegenseitig „an die Gurgel gehen“, herrschte diesmal erstaunlicherweise große Einigkeit – und absolute Sympathie mit der Mama, die diesen Verlust erleben musste.
„Du hast Drillinge bekommen. Du darfst alle deine Kinder erwähnen, wann immer es dir passt! Und es ist völlig fair, wütend zu werden, wenn dir das jemand verwehrt. Deine Schwester muss lernen, wie man Menschen, die Trauer erleben, unterstützt.“
„Traum von Drillingen? Deine Kinder sind Drillinge, das ist kein Traum. Du hast ein Kind verloren, und deine Familie tut so, als hätte es das Kind nie gegeben. “
„Ich bin Studentin der Bestattungswissenschaft, und was du durchmachst, nennt man entrechtete Trauer. Das ist, wenn die Trauer von jemandem aufgrund der Art des Todes entwertet wird und nicht der ,normalen` Art zu trauern entspricht. In diesem Fall wird deine Trauer entwertet, weil ,es nur ein Baby war` und es für dich ein ,Traum` ist. Deine Trauer ist jedoch zu 100 % berechtigt, und niemand sollte dich davon abhalten, über dein Kind zu sprechen. Wenn ich du wäre, würde ich meine Entschuldigung zurücknehmen.
„Ich habe drei Kinder. Mein ältestes ist 10 Wochen vor der Geburt meines Jüngsten verstorben. Wenn ich gefragt werde, wie viele Kinder ich habe, sage ich drei, und unser ältestes ist verstorben. Niemand hat das Recht, dir zu sagen, wie du dich fühlen sollst, wenn du ein Kind verlierst. Niemand hat das Recht, sein Unbehagen über deines zu stellen, wenn es um etwas wie dieses geht. Du hast 5 Kinder, das wird sich auch durch den Tod eines Kindes nicht ändern.“