Meine Tochter ist 8 Jahre alt und hat letzte Woche endlich ihr Seepferdchen geschafft! Sie hat sich natürlich mega gefreut, und ich habe erst mal geheult. Weil ich mich so für sie mitgefreut habe, weil ich stolz war – und weil es ein unglaublich langer Weg war, der uns beide ganz schön Nerven gekostet hat. Denn der Seepferdchen-Kurs, in dem wir einen Platz ergattert haben, war leider ein totaler Flop und hat meiner Tochter jegliche Lust aufs Schwimmenlernen vermiest. Wie ich inzwischen mitbekommen habe, scheint das kein Einzelfall zu sein. Dabei ist es doch gerade bei diesem Thema so unglaublich wichtig, dass die Kinder Spaß haben und am Ball bleiben! Aber von vorn:
Kinder und Wasser – (m)ein absoluter Albtraum!
Als ich mein Seepferdchen gemacht habe, war ich 6 Jahre alt. Danach kam noch der Freischwimmer, und das war es dann mit meiner Karriere im Wasser. Die sicherste Schwimmerin bin ich bis heute nicht, aber Spaß habe ich trotzdem. Sobald meine Kinder im Schwimmbad oder am Strand dabei sind, bin ich allerdings mega angespannt. Denn Kinder und Wasser, das ist eines der Themen, die mich als Mama besonders triggern.
Zu oft habe ich Geschichten gelesen, bei denen Kinder ertrunken sind, oftmals sogar unbemerkt von den Eltern, die direkt daneben standen. Weil Kinder leise ertrinken und eben nicht rufen oder winken. Der Gedanke, dass es schon ausreichen kann, wenn man einmal nicht hinschaut, lässt mir keine Ruhe. Übrigens auch einer der Gründe, aus denen ich mich seit Jahren im Urlaub standhaft gegen ein Ferienhaus mit Pool wehre.
Einige finden das vielleicht übertrieben, aber bei diesem Thema kann ich einfach nicht aus meiner Haut. Deshalb war klar: Meine Kinder sollen unbedingt so früh wie möglich schwimmen lernen!
Seepferdchen-Kurs: Fast so schwierig wie die Suche nach einem Kita-Platz
Natürlich gingen wir mit den beiden selbst ins Schwimmbad, allerdings mehr, um zu planschen. Mein Mann ist definitiv der bessere Schwimmer, deshalb hat er dann mit unserer Tochter einen Eltern-Kind-Kurs an einer Schwimmschule besucht. Davon war sie sehr begeistert und hatte auch Spaß. Und der Schwimmlehrer hat uns gesagt, dass ihre Fortschritte sehr gut aussehen. Danach sollte sie einen Seepferdchen-Kurs machen, aber das war leichter gesagt als getan. Denn während Corona fielen die meisten Kurs aus, danach waren sie komplett überfüllt und ausgebucht – zumindest wenn sie nicht morgens um 10 oder mittags um 12 stattfanden.
Irgendwann hatten wir Glück und haben einen Platz bei einem großen Anbieter in der Nähe bekommen. Zur ersten Stunde durfte mein Mann noch mit, danach sollten die Eltern draußen warten, um die Kinder nicht abzulenken. Es gab pro Kurs einen Schwimmlehrer für 12 Kinder – als ich das gehört habe, bekam meine Freude einen ersten Dämpfer. Sofort hatte ich den Gedanken im Kopf, dass er doch unmöglich alle Kinder im Blick behalten kann. Aber ich beruhigte mich damit, dass die Schwimmschule jahrelange Erfahrung hat.
Der Start lief gut, und auch in den Wochen danach bekamen wir positives Feedback durch den Schwimmlehrer. Also machte ich mir keine großen Gedanken, auch wenn mir auffiel, dass die Begeisterung meiner Tochter langsam weniger wurde.
2 Wochen vor der Prüfung folgte dann die „Überraschung“
Als ich sie darauf ansprach, meinte sie nur, sie hätte halt nicht so Lust aufs Schwimmen. Aber in diesem Fall hatte sie leider keine Wahl – dafür ist es einfach zu wichtig. Wir sagten ihr, dass sie ja nur noch zwei Wochen durchhalten müsse bis zum Seepferdchen, doch da hatten wir uns leider getäuscht! Denn als mein Mann unsere Tochter nach der nächsten Stunde abholte, eröffnete der Schwimmlehrer ihm, dass sie das Seepferdchen nicht schaffen werde.
Wir fielen ehrlich gesagt aus allen Wolken! Denn bisher hatte sich alles immer sehr gut angehört. Dann bekamen wir mit, dass den Eltern von vier anderen Kindern das Gleiche gesagt wurde. Heißt also, dass ingesamt fünf von zwölf Kindern den Kurs nicht schaffen würden – fast die Hälfte! Das wunderte mich schon sehr, weil es wie gesagt einer der größten Anbieter mit ständig ausgebuchten Kursen war.
Meine Tochter war dann noch einmal da, blieb aber bei der letzten Prüfungsstunde zuhause. Wir beschlossen, jetzt erst einmal selbst zu üben, bevor sie den nächsten Versuch startet.
„Mit den Beinen einfach strampeln, das reicht!“
Meine Tochter hatte da eigentlich schon keine Lust mehr. Wir gingen trotzdem zusammen ins Schwimmbad, und sie wollte uns dann doch zeigen, was sie gelernt hat. Allerdings kam sie nicht einmal drei Schwimmzüge weit, bis sie fast unterging. Kein Wunder! Denn die Armbewegungen sahen ein bisschen aus wie bei einem paddelnden Hund, mit den Beinen strampelte sie wild im Wasser, und der Po sank direkt nach unten. Ich schob es erst einmal auf die Aufregung, aber damit lag ich leider falsch.
Denn als ich sie fragte, ob sie mir mal „an Land“ die Bewegungen zeigen kann, ging es mit den Armen zwar ganz gut – bei den Beinen war von Schwimmbewegungen allerdings nichts zu erkennen. Der Grund war auch relativ schnell klar: „Der Schwimmlehrer hat nur zwei Kindern die richtigen Bewegungen gezeigt. Bei uns anderen meinte er, wir sollen einfach mit den Beinen strampeln!“
Echt jetzt? So hatte ich mir das ehrlich gesagt nicht vorgestellt, wenn man einen Schwimmkurs bucht, der nebenbei gesagt ja auch nicht gerade günstig ist.
Mir ist klar, dass sich ein Schwimmlehrer nicht intensiv um jedes Kind einzeln kümmern kann. Schon gar nicht, wenn er allein für zwölf Kinder verantwortlich ist! Aber sich dann offenbar auf die zu konzentrieren, die es am besten können, und den anderen nicht mal die wichtigsten Grundlagen zu zeigen, geht trotzdem einfach gar nicht. Und führt nebenbei auch noch zu Frustration bei den Kindern, die das Gefühl haben, dass sie es nicht hinkriegen.
Fehlende Grundlagen und Kasernenton
Wir haben also weiter geübt, das klappte mal mehr, mal weniger gut. Zu einem weiteren Seepferdchen-Kurs war meine Tochter erst einmal nicht zu bewegen. Also habe ich mich irgendwann nach einer Schwimmlehrerin umgesehen, die Einzelstunden gibt. Ich wollte mir gern die Einschätzung einer Expertin anhören und fragen, was sie für sinnvoll hält. Sie fragte dann, wo meine Tochter den Schwimmkurs gemacht hätte. Und als ich antwortete, schüttelte sie nur den Kopf und meinte, das hätte sie sich schon gedacht.
Scheinbar waren wir nicht die ersten, die wenig begeistert zurückkamen. Sie erzählte, dass ihr Unterricht oft parallel zu den Schwimmkursen stattfinde, und sie schon oft vom Glauben abgefallen sei. Nicht nur wegen der fehlenden technischen Grundlagen, sondern auch wegen des Kasernentons der Schwimmlehrer, die während der ganzen Stunde übrigens nicht einmal mit im Wasser sind, sondern nur am Rand stehen. Klar, sie müssen ja auch (zu) viele Kinder beaufsichtigen!
Leider gab es zu dieser Zeit immer noch Coronaauflagen, deshalb wurde aus unseren Schwimmstunden erst einmal nichts. Wir haben dann noch den ein oder anderen Versuch gestartet, unserer Tochter selbst das Schwimmen beizubringen, aber ehrlicherweise ließ die Motivation irgendwann nicht nur bei unserer Großen nach. Sobald die Frage aufkam, ob wir am Wochenende ins Schwimmbad wollen, war sie auf einmal „viiiiel zu müüüüde“. Also gönnten wir ihr (und uns!) eine Schwimm-Auszeit.
Eine Einladung zur „Poolparty“ brachte das Thema wieder auf den Tisch.
Langsam wurde ich unruhig, denn im nächsten Sommer startet der Schwimmunterricht in der Schule. Und es hörte sich so an, als ob die meisten anderen Kinder inzwischen schwimmen konnten. Der Beweis flatterte wenig später ins Haus: Die Einladung zum Kindergeburtstag ihrer Freundin – einer Poolparty im Schwimmbad.
Echt jetzt? In der Grundschule? Selbst wenn meine Tochter ihr Seepferdchen gehabt hätte, wäre ich nicht begeistert gewesen. Die Vorstellung, wie sieben oder acht Mädels durch das Becken toben, und nur ein oder zwei Erwachsene dabei sind – da war es wieder, mein Kinder-und-Wasser-Trauma. Aber so stellte sich die Frage auch gar nicht, und wir mussten leider absagen. Den nächsten Geburtstag übrigens auch.
Meine Tochter war natürlich todtraurig, und das Thema Schwimmenlernen wieder aktuell. Einen Kurs wollte sie trotzdem nicht mehr besuchen, also fragte ich bei der Schwimmschule nach, die den Eltern-Kind-Kurs angeboten hatte. Dort gab es auch die Möglichkeit, Einzelstunden zu buchen. Natürlich nicht wirklich günstig, aber diesen Versuch wollte ich noch wagen.
Einzelunterricht und ein toller Schwimmlehrer haben uns gerettet.
Und was soll ich sagen? Es war die beste Entscheidung! Der Schwimmlehrer konnte sich nur auf unsere Tochter konzentrieren und nahm sich dementsprechend viel Zeit. Er gab uns Tipps und Übungen für zuhause mit, und schon nach zwei Stunden konnte man deutliche Fortschritte sehen. Nach der dritten Stunde ging ich dann mit meiner Tochter selbst noch zwei Mal üben, und in der vierten hat sie ihr Seepferdchen geschafft. Übrigens auch dank des Trainers, der ihr nicht gesagt hat, dass die Prüfung gerade läuft, damit sie nicht so aufgeregt ist. Erst als sie alles geschafft hat, hat er ihr Abzeichen und Urkunde in die Hand gedrückt, und sie damit selbst überrascht.
Die Stunden fanden nicht in eine normalen Schwimmbad statt, sondern in einem kleinen Therapiebecken, das am Wochenende nur von der Schwimmschule genutzt wird. Dadurch fallen Lärm und Ablenkung für Kinder und auch Schwimmlehrer*innen schon einmal weg. Nebenbei haben wir auch mitbekommen, wie die Seepferdchen-Kurse dort ablaufen. Es sind maximal sechs bis acht Kinder pro Kurs, und der Schwimmlehrer bzw. die Schwimmlehrerin geht immer mit ins Wasser. Den Kindern wird ganz viel erklärt und geholfen, und auf jedes einzelne wird eingegangen.
Meine Tochter hat wieder Spaß am Schwimmenlernen
Wir haben uns dort sehr gut aufgehoben gefühlt, und es hat niemand versucht, uns mehr Stunden als nötig aufzuschwatzen. Ganz im Gegenteil: Der Schwimmlehrer hat sogar darauf hingewiesen, dass ein Kurs natürlich günstiger wäre als Einzelstunden. Als wir gefragt wurden, wo wir bisher waren, gab es die gleiche Reaktion wie schon einmal. Er sagte dazu, dass er die Konkurrenz natürlich nicht schlechtreden möchte – aber diese Erfahrungen schon häufiger gehört hätte.
Nachdem die „Mission Seepferdchen“ bei meiner Tochter jetzt endlich abgeschlossen ist, hat sie Papa am Wochenende ganz stolz gezeigt, was sie jetzt kann. Dabei war sie fast nicht mehr aus dem Wasser raus zu kriegen, denn mit der guten Betreuung und ihrem Erfolg ist auch ihr Spaß am Schwimmenlernen zurückgekommen.
Zum Glück! Denn das nächste Ziel lautet: Üben für Bronze. Das ist das zweite und letzte Abzeichen, zu dem ich sie „nötigen“ werde, denn „Kinder mit Seepferdchen können nicht schwimmen“ – das hat Franzi von Almsick super erklärt. Trotzdem bin ich jetzt schon etwas beruhigter, weil ich weiß, dass sie sich zumindest über Wasser halten kann.
Die Anforderungen für Bronze sind im Vergleich zum Seepferdchen ganz schön happig, finde ich. Zum Glück bietet unsere Schwimmschule einen Vorbereitungskurs dafür an. Und ich bin mir jetzt auch sicher, dass unsere Große dort gut aufgehoben ist!
Welche Erfahrungen habt ihr mit Schwimmkursen für Kinder gemacht?
Jetzt würde ich sehr gern wissen, welche Erfahrungen ihr mit Schwimmkursen gemacht habt. Wann und wo haben eure Mäuse Schwimmen gelernt? Und wie lief der Schwimmkurs ab? Wonach habt ihr entschieden? Oder habt ihr es ihnen vielleicht selbst beigebracht?
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Meine Tochter hat per Zufall in unserem Urlaub im Familotel Norddeich einen Kurs gemacht, 6 Kinder ab 4 dürfen da gleichzeitig lernen und die Lehrerin war mit im Wasser. Nach einer Woche konnte sie die Grundlagen, bei einem zweiten Urlaub hat sie das Abzeichen gemacht. Mitlerweile hat sie Bronze, das war nicht so toll, 12 Kinder ein Lehrer am Rand, aber geschafft hat sie es trotzdem, mit 7 Jahren. Dort sah man auch die Unterschiede der Kinder, einige konnten mit Seepferdchen schwimmen, andere paddelten trotz Abzeichen wie Hündchen. Leider hat man ja heute Glück, überhaupt einen Platz zu bekommen, das ist schade.