Zwischen vier und zwölf Prozent aller Frauen in Europa bekommen sie: Die Diagnose Polyzystisches Ovarialsyndrom, kurz PCO-Syndrom oder PCOS. Neben Symptomen wie übermäßiger Körperbehaarung, Haarausfall der Kopfhaare, Akne und Übergewicht, leiden Frauen mit PCOS vor allem an einer verminderten Fruchtbarkeit oder sogar einer gänzlichen Unfruchtbarkeit.
Grund dafür sind die nicht voll funktionsfähigen Eierstöcke von PCOS-Patientinnen. Diese bilden nämlich häufig eine Vielzahl harmloser Follikel, in denen sich zwar Eizellen bilden. Jedoch sind die Follikel nicht fähig, die Eizellen auszustoßen – es kommt also nicht zum Eisprung.
Wissenschaftler sind nun der Ursache des Syndroms auf die Schliche gekommen. Und auch eine Therapiemöglichkeit, welche betroffene Frauen und ihrem zukünftigen Nachwuchs hilft, scheint in greifbarer Nähe! PCOS ist nämlich vererbbar, kann sich von der Mutter auf den weiblichen Nachwuchs übertragen.
Diagnose Polyzystisches Ovarialsyndrom: Woher kommt es?
Die französische Studie unter der Leitung von Pablo Giacobini von der Universität Lille stellte durch Vergleiche mit Kontrollgruppen fest, dass schwangere Frauen mit PCOS einen durchgehend erhöhten Spiegel des sogenannten Anti-Müller Hormons (AMH) haben, welcher bei einer gesunden Frau während der Schwangerschaft normalerweise absinkt.
AHM bewirkt während der fetalen Phase, dass sich bei einem männlichen Fötus der sogenannte Müller-Gang zurückbildet, welcher die Anlagen für Gebärmutter, Eierstöcke und Vagina enthält. Gleichzeitig sorgt das Hormon Testosteron dann dafür, dass sich Prostata, Hoden und Penis aus einer weiteren Anlage, dem sogenannten Wolff-Gang, bilden.
Bei einem weiblichen Fötus sollte das Anti-Müller Hormon normalerweise nicht mehr im Blut der Mutter vorhanden sein, damit sich die weiblichen Geschlechtsorgane entsprechend aus dem Müller-Gang entwickeln können. Doch bei Frauen mit PCOS ist diese Hormonbalance offenbar im Ungleichgewicht.
Was macht das Syndrom mit meiner Fruchtbarkeit?
Diese Veranlagung vererbt sich weiter. Um die Folgen des erhöhten AHM Spiegels für Töchter von Frauen mit PCOS näher zu erforschen, injizierten die Forscher das Anti-Müller Hormon bei Labormäusen. Diese bekamen daraufhin tatsächlich Nachwuchs, welcher PCOS entwickelte, inklusive der Symptome einer verspäteten Geschlechtsreife, verminderter Fruchtbarkeit und fehlerhaften Eisprüngen.
Diagnose Polyzystisches Ovarialsyndrom: Was kann ich dagegen tun?
Die Wissenschaftler vermuten, dass Anti-Müller Hormon offenbar bei den Mäusen dauerhaft bestimmte Neuronen im Gehirn stimuliert, welche für die Produktion von Testosteron zuständig sind. Mit einem sogenannten GnRH Blocker, ein Medikament, das unter dem Namen Cetrorelix bekannt ist, gelang es den Forschern, diese Überstimulation bei den erwachsenen Mäusen rückgängig zu machen, womit auch die Symptome des PCOS-Syndroms wieder verschwanden.
Das Medikament soll noch in diesem Jahr in Zusammenhang mit PCOS am Menschen getestet werden. Wird es als Therapiemittel zugelassen, könnte es schon bald tausende Frauen von den Folgen des PCOS befreien.