Sein Name ist „Hase“ und er ist die erste große Liebe meiner Tochter (4).
Er kam bereits wenige Tage nach ihrer Geburt als Geschenk einer lieben Freundin zu uns. Klein, weiß und flauschig saß er am äußersten Bettrand und wachte über meine Kleine, wenn sie schlief.
Eines Tages – da war sie schon einige Monate alt und „Hase“ durfte inzwischen zum richtigen Kuscheln mit ins Bettchen – sollte sie einen Mittagsschlaf machen. Doch sie weinte und wehrte sich.
Ich probierte Einiges aus, doch erst als ich ihr ihren Hasen reichte, beruhigte sie sich sofort, ließ das weiche Plüsch über ihr Gesicht streichen, drehte sich um und schlief.
Von da an wich er nicht mehr von ihrer Seite. Zum Glück hatten ihr Papa und ich die Eingebung, schnell noch drei gleiche Exemplare nachzukaufen – für alle Fälle. Wir setzten sie im Wechsel ein, damit sie sich gleichmäßig abnutzten. Allerdings wurde und wird „Hase“ so geliebt, dass selbst bei der Dreifachbesetzung ständig etwas zu flicken ist.
Während all der Jahre mit „Hase“ – übrigens nach „Mama „und „Papa“ das erste Wort unserer Tochter – hat er ihr so Einiges beigebracht:
1. Einschlafen
Das war der erste, deutlich erkennbare Effekt, den „Hase“ auf sie hatte. Strich man nur mit seinem Ohr über ihre Augen, fielen sie schon entspannt zu. Eine ganze Zeit lang schaffte sie es so, in nur wenige Minuten in den Schlaf zu finden. Noch heute hält sie „Hase“ bei jedem Mittags- und Nachtschlaf fest in ihren kleinen Händen.
Auch Schlafberaterin Victoria Kinga von Kingababy kann diesen Effekt bestätigen:
„Als Mama sehe ich, dass meine kleine Tochter in ihrem ‚Wau’ einen Freund gefunden hat, der sie beschützt – und umgekehrt. Sie drückt ihn im Bett fest an sich und fühlt sich sicher und geborgen. Schmusetiere sind daher eine wunderbare Einschlafhilfe und können als Einschlafsignal dienen.“
Doch sie fügt hinzu: „Als Schlafberaterin möchte ich aus Sicherheitsaspekten darauf hinweisen, dass Kuscheltiere einem Baby erst ins Bettchen gelegt werden, wenn es älter als 4 Monate ist, den Kopf heben und sich drehen kann.
Wunderbar ist, wenn das Kuscheltier den individuellen Geruch der Mama angenommen hat (dazu kann man das Tierchen ein paar Stunden am eigenen Körper tragen), da Babys einen intensiveren Geruchssinn als wir Erwachsene haben.“
2. Sich selbst beruhigen
Während der Trotzphase hilft nichts mehr, wenn die kleinen Wut-Zwerge erst einmal in Rage kommen. Keine sanften Worte, keine Argumente, keine Verlockungen.
Wenn überhaupt, ließ sich unsere Tochter meist nur von einem beruhigen: ihrem Hasen. Nicht selten zog sie sich dafür zwar wutschnaubend, aber freiwillig in ihr Zimmer zurück, um mit „Hasis“ weichem Ohr an ihrer Nasenspitze zur Ruhe zu kommen.
3. Unabhängigkeit
Zwischen einem und zweieinhalb Jahren fremdelte und klammerte unsere Maus sehr stark. Doch da ich wieder arbeiten gehen musste, waren die KiTa und damit auch neue Bezugspersonen unumgänglich.
„Hase“, ihr kleines Stück Geborgenheit zum Mitnehmen, half unserer Tochter, sich mutig in die große Welt hinauszuwagen. Er duftete nach Zuhause und gab ihr Sicherheit, bis ich sie wieder in meine Arme schließen konnte.
4. Mit anderen interagieren
Als Fremdelkind war sie besonders schüchtern, auch gegenüber anderen Kindern. Doch mit „Hase“ an der Hand war das alles nur halb so schlimm. Er stärkte ihr den Rücken und machte es ihr leichter, sich in einer neuen Umgebung und mit anderen Menschen nach ein wenig Eingewöhnungszeit wohl zu fühlen.
Das kennen auch wir Erwachsenen nur zu gut: Wer steht schon gern mit leeren Händen auf einer Party oder Jobveranstaltung, auf der er niemanden kennt? Auch uns hilft dann etwas Vertrautes wie das eigene Smartphone oder ein Getränk, damit wir uns sicherer fühlen und den Mut fassen, auf andere zuzugehen.
5. Mitgefühl für andere
Wer traurig ist, braucht Trost. Natürlich bekommt unsere Tochter den von uns, wann immer es nötig ist. Doch auch „Hase“ ist dann immer zur Stelle und macht einen super Job. Weil unsere Tochter weiß, wie gut sich Trost anfühlt, kann sie inzwischen auch selbst gut trösten und mitfühlen.
6. Verantwortung
Nur einmal in über vier Jahren war „Hase“ bisher verloren gegangen. Unsere Tochter hatte ihn in einem Biergarten auf dem Kinderspielplatz liegen lassen. Ein anderes Kind hatte ihn mitgenommen. Viele glückliche Zufälle kamen zusammen und „Hase“ fand wieder zu uns zurück, doch unsere Tochter hatte ihre Lektion gelernt.
Sie hat Verantwortung für ihn übernommen und lässt ihn nun lieber zuhause, wo er in Sicherheit ist. Dort wartet er genau da auf sie, wo sie ihn am meisten braucht: In ihrem Kinderbett.
Einer der drei „Ersatzhasen“ liegt übrigens noch unbenutzt im Schrank. Irgendwann, wenn sie älter ist, werden wir ihn herausholen und ihr schenken. Mal sehen, ob die Liebe dann noch einmal neu erblühen wird.