Mein kleiner Engel, meine süße Tochter, kann manchmal auch ganz anders. Die Trotzphase hat sie ganz schön in ihrer Mangel, mal mehr, mal weniger. Mittlerweile können mein Freund und ich damit aber meist recht gut mit umgehen, denke ich. (Abhängig von der jeweiligen Tagesform 😉 )
Nur eines hat mich manchmal so richtig getroffen und echt ratlos zurückgelassen: Vor ein paar Monaten hat sie ziemlich viel gehauen, gebissen und getreten. Und vibrierte dabei förmlich vor lauter Wut. Diese Aggression fand ich – trotz meines Verständnisses dafür, wie schwierig diese Zeit für sie ist – schwierig zu akzeptieren. Und so manches Mal, wenn ich sie dann abends beim friedlichen Schlafen in ihrem Bett beobachtete, schlich sich mir auch noch der leise Gedanke in den Hinterkopf: „Ist das noch normal?“
Zum Glück sind diese besonders schwierigen Wochen inzwischen vergangen, aber als ich eine aktuelle Studie gelesen habe, wusste ich nur zu gut, worum es geht…
Forscher haben jetzt die Aggressivität von 2223 Heranwachsenden untersucht, und zwar vom Kleinkindalter an. Die Ergebnisse der Truppe um Richard Tremblay von der Universität Montreal wurden im Fachjournal „Jama Network Open“ veröffentlicht.
Normalerweise ist es demnach so, dass die Aggressivität im Kleinkindalter stetig zunimmt, bis sie in einem Alter von dreieinhalb Jahren ihren absoluten Höhepunkt erreicht. Bis die Kleinen dann in die Grundschule kommen, schwinden diese Gefühle aber wieder.
Aha!!! Das passt vom Alter nun wirklich exakt auf meine Tochter. Albern, ich weiß: Aber insgeheim hilft es mir ja doch oft ein wenig, wenn es anderen Eltern nicht anders geht und Experten behaupten, alles sei im Rahmen.
Allerdings wurde diese Studie natürlich nicht angeleiert, um mich zu beruhigen… Sie hat einen ernsten Hintergrund: Nicht bei jedem Kind nimmt diese (völlig normale, tätärätätäääää!) frühkindliche Aggressivität auch wieder ab. Ein kleiner Teil der „Brutalo-Minis“ neigt auch noch als Jugendlicher zu körperlicher Gewalt. Oft mit einem höheren Risiko für Gewaltdelikte, gestörtem Sozialverhalten, Schulversagen sowie Drogen- und Alkoholmissbrauch.
Die Wissenschaftler wollten nun wissen, ob man „gefährdete“ Kinder frühzeitig erkennen kann. Bei der Auswertung ihrer Daten stießen sie dann tatsächlich gleich auf mehrere Risikofaktoren, die ungewöhnlich späte Aggressionschübe mit sich bringen können.
Dazu gehören vor allem die familiäre Umstände im Kleinkindalter: Betroffene Kinder hatten häufiger Eltern mit geringem Ausbildungsgrad oder Depressionen, mit einem geringen Einkommen, sowie Mütter und Väter, die auch in der eigenen Jugend häufiger auffällig geworden waren. Die Forscher glauben, dass es sinnvoll sein könnte, bei „Hochrisikofamilien“ schon während der Schwangerschaft und im Kleinkindalter mit gezielten Maßnahmen einzugreifen, um zu vermeiden, dass Kinder anhaltend aggressiv werden. Welche genau das sein könnten, darüber habe ich allerdings nichts gelesen.
Fakt ist: Ich persönlich bin erstmal beruhigt. Wenn dreieinhalbjährige Kinder die schlimmsten „Radaubrüder“ sind, war meine Tochter ja quasi ein Kind wie aus dem Lehrbuch.
Aber sagt mal, kennt Ihr das auch? Hauen eure Kleinen auch manchmal um sich? Wie reagiert ihr da?