Geschlechtertrennung beim Spielzeug noch immer aktuell?

Es gab eine Zeit, da war mit der Verkündung des Geschlechts beim Ultraschall augenblicklich ganz klar, wie das Babyzimmer gestaltet wird, und was für Geschenke zur Geburt erwünscht sind. Mädchen: rosafarbene Wände und Puppen, Junge: hellblau, Spielzeugautos.

So einfach, so gut. Heute verlangen wir nach männlichen und weiblichen Berufsbezeichnungen, es gibt Initiativen für Frauen in traditionellen Männerberufen und Väter mit Kinderwagen werden (zum Glück!) schon lange nicht mehr erstaunt angeschaut.

Scheint ganz so, als würden sich die Unterschiede zwischen den Geschlechtern immer weiter auflösen. Solltest du als Mama Unterschiede dann durch geschlechterspezifisches Spielzeug – das Auto für ihn, die Puppe für sie – weiter forcieren?

„Kinder sollten selbst entscheiden dürfen, womit sie spielen wollen“, sagt Familien- und Kindertherapeutin Stephanie Ernst und fügt hinzu, dass es völlig okay ist, wenn Jungs mit Puppen und Mädchen mit Autos spielen wollen. „Spielen ist immer ein Nachahmen der Erwachsenenwelt. Wenn Kinder dort zu sehen bekommen, dass Papa auch gern mal kocht und Mama die Glühbirnen selber wechselt, spielen sie das nach.“

Du als Mama solltest dein Kind dann ruhig machen lassen, denn Spielen ist wahnsinnig wichtig: In der qualitativen Erziehungsstudie des Deutschen Jugendinstituts wird das ‚Spiel‘ von Kindern definiert als „ein Raum, der dem Kind die freie Entwicklung ohne äußere Einflüsse ermöglicht.“

Je freier dein Kind sein Spielzeug wählen darf, desto freier kann sich dein Schatz also auch entwickeln.

Wer seinem Sohn nur Autos schenkt, der kleinen Tochter dagegen nur Puppen, der lenkt das Spielverhalten so in bestimmte Bahnen.

„Tatsächlich ist es aber so, dass viele Jungs auch von sich aus lieber zum Hammer greifen als zum Puppenwagen“, sagt Familientherapeutin Stephanie Ernst , „nur mein Sohn mochte früher Puppen und wollte gern ‘Fee‘ werden. Das ist ihm heute wahnsinnig peinlich, aber ich denke, so was ist völlig in Ordnung. Es ist doch toll, wenn Kinder schon früh ihren eigenen Kopf haben.“

Für viele klassischen Spiele, wie zum Beispiel Ticken oder Verstecken, braucht dein Kind übrigens gar kein Equipment und gerade das tut der Fantasie enorm gut. Wenn Kinder nicht ständig Puppen und Autos in die Hand gedrückt bekommen, basteln sie sich ihr Spielzeug selbst. Das können dann ruhig auch Kastanien, Steine oder Tücher sein – ganz egal. Und so egal sollte es dir auch sein, ob dein Kind nun mit Puppen oder Autos spielen will.

Solange keine Langeweile aufkommt, wird es deinem Schatz schon recht sein.

Nina

Nina ist freie Journalistin und schreibt für verschiedene Magazine über Gesellschaftsthemen,Gesundheitstheemn, Beziehungen und was sie sonst so bewegt. Selbst ist sie keine Mama, dafür aber mehrfache Patentante.

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