„Jetzt sitze ich hier deprimiert und abgeschlagen auf der Couch und fühle mich – mal wieder – wie eine Rabenmutter und Versagerin.
Neben mir meine vierjährige Tochter vor dem Fernseher geparkt, nachdem ich meinen anderthalbjährigen Sohn gerade beim Hinlegen angeblafft habe, er solle jetzt endlich schlafen. Der Haushalt sollte auch gemacht werden, Papierkram und Korrekturen (ja, ich bin Lehrerin, also eigentlich Pädagogin und vermeintlich vom Fach…) liegen auch bereit und schüren schlechtes Gewissen und einen Anflug von Panik, mal wieder nichts gerecht zu werden…
Und das nach so vielen Ratgebern, Podcasts, Büchern und Therapiesitzungen.
Wo waren das passende Mantra und die Geduld im Kinderzimmer? Wo ist die geduldige Mama, die meckerfrei, dafür voller Liebe und Leichtigkeit, ihre Kinder betreut und fördert? Das ständige Geheule und die Wutanfälle, die ihr Bruder mittlerweile auch perfekt beherrscht, sind doch nur Hilfeschreie und Beweis dafür, dass sie mir vertrauen. Ja, das weiß ich und Atmen, Meditieren und Self-care und -liebe sind die Basis dafür, dies mit einem Lächeln zu ,begleiten`.
Die schlaflosen Nächte, die nicht endenden Infekte, die uns seit diesem Herbst begleiten, sind auch nur eine Phase. Und die Doppel- bzw. Mehrfachbelastung von Haushalt, Dreiviertel-Stelle und Kinderbetreuung, während der Vater elf Stunden am Tag arbeitet, sind eben Herausforderungen, die mich etwas lehren sollen UND ganz wichtig:
Ich habe immer die Wahl, wie ich mit Krisen und Herausforderungen umgehe! KLAR!
Bevor mein innerer Kritiker, der alte bissige Zyniker, jetzt wieder völlig die Oberhand gewinnt, versuche ich die Kurve zu bekommen – zumindest dieses Mal … Ich weiß natürlich, dass all die erwähnten Ansätze gut und richtig sind und mich bestimmt doch schon ein Stück weitergebracht haben! Dennoch frage ich mich ernsthaft wie ,die moderne Mama‘ dies alles unter einen Hut kriegen soll. Wie kann ,Frau‘ sich selbst finden beziehungsweise weiterentwickeln, sich um ihre Kinder, den Haushalt und auch noch ihrem Job so widmen, dass nichts hinten runterfällt? Nicht zu vergessen ist der gesunde Lifestyle! Diese Frage ist sicher keine neue und schon oft gestellt und diskutiert worden.
Es gibt so viele gute Ansätze und Vorschläge, die mir sicher besser gelingen würden, wenn mein Tag doppelt so viele Stunden hätte – hat er aber nicht…
Also habe ich eben nach meinem ,Lautwerden‘ und dem ,Ruhigwerden‘ meines Sohnes überlegt, was ich tun kann, denn meine äußere Grundsituation wird sich ja nicht in absehbarer Zeit ändern. Da fielen mir die Worte meiner Mama ein, die sich vor ein paar Tagen bei mir für die lieben Worte im Adventskalender (wir Kinder haben dieses Jahr einen Kalender mit Komplimenten für jeden Tag formuliert) bedankt hat. Auch mein Papa meinte, dass ich da einfach ein Talent für habe. Das habe ich tatsächlich schon öfter gehört – ich bin hier die ,Kartenschreiberin‘.
Also warum nicht mal ein paar nette Worte an mich selbst? So eine Art regelmäßige „Positivrunde“ für mich selbst!
Im Ansatz haben mein Mann und ich das kurz nach der Geburt unserer Ältesten, die ein so genanntes ,High-need-Baby‚ war, praktiziert, um nicht völlig in Verzweiflung zu vergehen.
Hier also mein Versuch einen Brief an mich so zu formulieren, wie ich ihn an eine Freundin schreiben würde – vielleicht inspiriert er euch anderen Mamis auch:
Liebes Ich,
das Jahr hat gerade erst angefangen und es läuft leider genauso weiter, wie es aufgehört hat – die Kinder sind krank, die Nächte kurz, die Zeit für dich sehr rar.
Die täglichen Aufgaben sind nicht weniger oder gar interessanter geworden. Du zermarterst dir weiter den Kopf, wie du das alles schaffen sollst und wütest doch immer mal wieder ordentlich rum – eigentlich gegen dich, abbekommen tun es die Kinder leider auch immer mal wieder.
ABER hey, weißt du was? Du kannst mega stolz auf dich sein!
Du stehst immer wieder auf, richtest dein Krönchen und bist für deine Kinder sowie deinen Mann da. Du hast dich schon vor einiger Zeit dafür entschieden, etwas in deinem Leben zu ändern. Dafür bist du trotz Zeitmangel losgegangen und hast dir Hilfe gesucht und arbeitest, wann immer du Zeit hast, an deinen Themen. Du hörst dir Podcasts an, liest Bücher und versuchst verschiedene Dinge aus. Das erfordert unheimlich viel Kraft und Stärke und die hast du! Rückschläge gibt es immer und sicher sind sie nicht schön, aber hör‘ auf, dich deswegen fertig zu machen! Wenn du deine Kinder dann doch mal wieder angeschrien hast – was viel seltener passiert – gehst du hin und entschuldigst dich beziehungsweise findest du schnell wieder zu deiner Ruhe zurück! Du bist voller Liebe für deine Kinder – das spüren und wissen sie! Nebenher schaffst du es deinen Haushalt und deinen Unterricht so gut wie möglich zu bewältigen. Sport machst du auch immer, wenn es dir reinpasst.
Du bist eine attraktive, liebevolle, engagierte Mama und Frau, die größten Respekt für ihre Arbeit und Mühen verdient! Sei ein weniger selbstkritisch und versuche die schönen Momente und Erfolge achtsamer zu erkennen, denn sie sind da – jeden Tag! Du hast heute schon mit deinen Kindern musiziert, geturnt und Bücher gelesen. Darüber hinaus hast du ein kurzes Workout eingeschoben, während die beiden gerutscht und getobt haben. Die Küche und das Bad sind auch schon aufgeräumt. Und Gott sei Dank geht es dem Kleinen langsam besser!
In diesem Sinne: Schalte das schlechte Gewissen ab, schau die Folge ,Pia und die Tiere‘ mit deiner Tochter zu Ende und trink einen Kaffee!
Fühl dich gedrückt! Bis ganz bald! In Liebe …“
Dieser starke Gasttext stammt von unserer Echten Mama Julie. Liebe Julie, vielen Dank, dass wir deinen Brief veröffentlichen dürfen!
Ihr wisst genau, was Julie meint und kennt diesen Druck, allem gerecht werden zu wollen?
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