Wenn eine Familie abends endlich etwas zur Ruhe kommt, tut es allen gut, über ihren Tag zu sprechen. Der Klassiker unter den Eltern-Fragen ist da sicherlich: „Und – wie war dein Tag?“ Er gehört in das Repertoire achtsamer Eltern und sie würden sich auch wirklich freuen, hier zu erfahren, was ihr Kind so bewegt hat seit dem Gute-Morgen-Kuss in der Früh.
Nun, die Reaktionen der Kinder sind leider oftmals ebenso klassisch. Entweder grummeln sie ein kurzes „Gut!“, das sehr deutlich macht, dass keine weiteren Nachfragen erwünscht sind. Oder der Frust über Streit in der Kita oder eine nervige Klausur in der Schule kommt herausgeplatzt.
Natürlich muss auch Ärger raus und nicht immer hat man Lust zu reden, aber wäre es nicht so viel schöner, auch mal etwas Begeistertes oder Lustiges zu hören?
In meiner Familie ist es oft nicht anders. Und im Übrigen ertappe ich auch meinen Freund und mich oft dabei, dass wir uns beim Abendessen eher über die Arbeit oder nervige Verwandte aufregen, als uns über schöne Dinge auszutauschen. So viel dazu, dass der Tag zufrieden und entspannt endet.
Deswegen war ich total begeistert, als ich vor auf die Geschichte von Bert und John Jacobs gestolpert bin. Die zwei Brüder sind die Gründer einer millionenschweren T-Shirt-Firma, sie heißt Life is Good. Als die beiden zur Grundschule gingen, hatten ihre Eltern einen schweren Autounfall. Während ihre Mama mit ein paar Knochenbrüchen davon kam, verlor ihr Papa eine Hand. Er veränderte sich, er wurde übellaunig und schrie mehr.
Ihre Mama aber, die versuchte, die gute, harmonische Stimmung in der Familie wiederzubringen. Eine starke Frau! Mit guten Ideen, denn eines ihrer Geheimnisse war eine bestimmte Frage, die sie ihrer Familie jeden Abend stellte:
„Erzählt mir doch mal, was habt ihr heute Schönes erlebt?“
Eigentlich ganz einfach, oder?
Die Jacob Brüder erinnern sich, dass diese eine simple Frage die Stimmung in ihrem Haus wieder änderte. Anstatt sich in dieser schwierigen Zeit von den üblichen Nicklichkeiten des Tages noch mehr herunterziehen zu lassen, freuten sie sich gemeinsam über ein cooles Schulprojekt der Jungs oder sie kicherten über den doofen neuen Haarschnitt einer Lehrerin.
Das hört sich doch so viel besser und liebevoller an als ein desinteressiertes Achselzucken oder das Ereifern über kleine Ärgernisse, oder?
Es ist eigentlich nichts Großes, aber ich habe so ein Gefühl, als ob das Geheimnis von Mama Jacob auch in vielen anderen Familien funktionieren könnte. Nicht nur, dass der Tag viel schöner endet – ich glaube sogar, dass es etwas in uns allen ändern könnte. Denn sich auf die schönen Dinge des Tages zu besinnen, das macht viel mit uns. Es zeigt uns, dass uns trotz kleiner oder größerer Ärgernisse viele tolle Sachen passieren und trainiert so unseren Optimismus.
Ist das nicht eine schöne Sache, die wir unseren Kindern mit auf ihren Lebensweg geben können? Sieh die guten Dinge und teile sie mit deinen Lieben.
Ich werde die Frage auf jeden Fall in unser Abendprogramm einbringen. Natürlich soll auch jeder erzählen können, wenn er Sorgen hat oder sich ärgern musste. Aber, um ehrlich zu sein – an den meisten Tagen überwiegen die schönen Dinge doch, oder? Wenn man mal ganz genau überlegt…