Vor einer Weile war ich mit einem befreundeten Paar und ihrem kleinen Sohn unterwegs. Irgendwann kamen wir darauf zu sprechen, dass es immer noch eine sehr klare Geschlechtertrennung beim Kinderspielzeug gibt. Der Papa erklärte: „Ich habe auch immer gedacht, dass das alles Erziehungssache ist, aber bei meinem Jungen merke ich, dass er sich von ganz alleine für typische Jungssachen interessiert.”
Er selbst liebt Fußball und deswegen spielt er oft mit einem Ball mit seinem Sohn.
Dass dieser begeistert mitmacht, sieht er als Zeichen, dass Ballspielen eben typisch männlich ist. Aber was wäre, wenn Papa stattdessen das Spielen mit Puppen mögen würde? Wenig später wird der geliebte Ball ausgepackt und der Kleine schmeißt ihn mir zu, verfehlt mich um ein paar Meter. „Oh je, du wirfst ja wie ein Mädchen”, ruft seine Mama lachend. Hm, ich bin nicht ganz überzeugt, denn so wird dem Kind ja doch indirekt vermittelt, wie es als Junge zu sein hat.
Versteht mich nicht falsch, es handelt sich um einen glücklichen kleinen Mann. Aber eine Erziehung abseits von Geschlechterklischees ist das nicht. Selbstverständlich ist es allen Eltern selbst überlassen, ob sie ihre Tochter vornehmlich in rosa kleiden und den Sohn in blau. Falls ihr das so macht und dabei auf jeden Fall bleiben wollt, dann ist dieser Beitrag wahrscheinlich uninteressant für euch.
Hier soll es nämlich darum gehen, wie man Kinder frei von solchen Klischees erzieht.
Ein sehr drastisches Beispiel, wie Eltern die typischen Geschlechterrollen aufbrechen können, habe ich auf Zeit.de gefunden: Dort geht es um die kleine Ronja. Sie hat einen Vater, den sie immer mal wieder in Kleidern sieht, der Schmuck trägt und sich ab und an die Nägel lackiert.
Gar nicht unbedingt, weil er das persönlich schön findet, sondern in erster Linie, um toxische Männlichkeit aufzubrechen. Um die Menschen in seinem Umfeld damit zu konfrontieren, dass Schönheit nicht (nur) Frauen zugeschrieben werden sollte und Stärke nicht ausschließlich Personen, die sich selbst als männlich definieren. Außerdem geht es ihm darum, dass die Kleinen im Kindergarten seiner Tochter zum Nachdenken angeregt werden – genau wie die Menschen, denen er auf der Straße begegnet.
Warum diese Vorstellung für viele Menschen so befremdlich ist
Die Mehrheit von uns ist mit den klassischen Vorstellungen von „typisch Junge und typisch Mädchen” großgeworden. Ich musste in den späten 90ern in der Grundschule sogar noch Adjektive nach männlich und weiblich sortieren. Dass ich dabei „mutig” mit dem rosa Stift eingekreist habe und mit dem blauen, wurde mir von der Lehrerin als Fehler angestrichen.
Die Vorstellung, dass sich alles sauber und ordentlich in Schubladen einsortieren lässt, wirkt auf die meisten Menschen irgendwie beruhigend. Es macht vieles einfacher, wenn es klare Kategorien gibt. Und wir alle möchten im Grunde dazugehören. Das wünschen sich Eltern auch für ihre Kinder. Gleichzeitig können die darunter liegenden Bedürfnisse nach Zugehörigkeit und Sicherheit zum Problem werden.
Deswegen sollten wir Rollenmuster hinterfragen
Wenn wir unseren Kindern immer wieder die gleichen Klischees vorleben, setzen wir damit den Rahmen, in denen sie sich selbst verwirklichen können. Mama ist diejenige, die tröstet, wenn die Kinder weinen und Papa ist der einzige, der einen Akkuschrauber bedienen kann. Wenn es anders ist, dann wird oft darüber gelacht – oder schlimmer, die Person wird abgewertet. „Wie, dein Mann tröstet dein Kind und du bleibst hier ruhig sitzen? Rabenmutter!” „Er kann nicht mal einen Nagel in die Wand schlagen? Was ist das denn für ein Mann?”
In erster Linie geht es also gar nicht darum, wie wir wirklich sind, sondern darum, gesellschaftliche Erwartungen zu erfüllen. Das ist schade, denn wenn wir alles unterdrücken, was nicht in die typischen Schubladen passt, nehmen wir uns Raum, um authentisch zu leben. Den nehmen wir auch Kindern, wenn wir ihnen immer nur bestimmtes Spielzeug geben oder sie nur bei dem Sportverein anmelden, der auch typisch für ihr Geschlecht ist.
Was wir tun können, um Kinder nicht in Genderklischees zu drängen
Müssen wir unseren Partner also überzeugen, ab und zu mal Nagellack und Kleider zu tragen, damit unsere Kinder ohne Genderklischees aufwachsen? Das würde sicherlich nicht schaden. Allerdings reicht es fürs Erste schon, offen zu bleiben für die wirklichen Interessen der Kinder – unabhängig von ihrem Geschlecht. Zu wissen, dass auch Jungs weinen und Mädchen wild sein können, wenn wir sie lassen.
Dein Sohn möchte Fußball spielen wie Papa, interessiert sich aber auch für die Tanz-AG? Dann lasse ihn doch selbst herausfinden, was ihm mehr Spaß macht. Im besten Fall ohne doofe Sprüche oder „lustige” Bemerkungen.
Natürlich gibt es Mädchen, die die Farbe rosa lieben und Jungs, die am liebsten mit Autos spielen. Daran kann ich nichts Schlimmes erkennen. Aber es wäre doch schön, wenn es sich dabei auch um ihre freie Entscheidung handelt und es nicht bloß ihre einzige Option war.
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