Die Grillen zirpen wie jeden Morgen um die Wette, während ich mit meinem Kaffee auf den Treppen vor unserem Bungalow sitze. Fast könnte man meinen, wir seien mitten im Dschungel und nur die vorbeifahrenden Roller erinnern daran, dass wir uns in einer Stadt befinden. Genauer gesagt in Ubud, auf der indonesischen Insel Bali.
Seit drei Monaten sind wir mittlerweile auf Weltreise.
Aufgebrochen Anfang Januar, als in Deutschland noch eisige Minusgrade herrschten, begaben wir uns mit zwei Rucksäcken und unserem Baby auf die große Reise – erster Stop: ins warme Thailand. Und kein normaler Urlaub, sondern der Beginn eines neuen Lebensabschnitts. Open end.
Als wir zum ersten Mal von unserem Vorhaben erzählten, schauten uns so gut wie alle verdutzt an. Weltreise? Mit einem so kleinen Kind? Und eure guten Jobs?
Was wir sehr schnell feststellen mussten: Die Wenigsten interessieren sich für das „Warum“.
Die erste Frage war meist die gleiche: Wie könnt ihr euch das leisten?
Die Frage ist absolut in Ordnung, und wir beantworten sie auch gern. Aber wenn das das Einzige ist, was Menschen bei diesem Thema interessiert, dann macht mich das traurig. Geht es wirklich immer nur ums Geld?
Schlimm waren für uns die Mutmaßungen von wildfremden Menschen: Das wird doch bestimmt vom „reichen Daddy“ finanziert, oder ihr habt das Geld von der Bank geliehen – oder vielleicht doch den Staat ausgebeutet?
Manchmal möchte ich ein paar Menschen wachrütteln und sagen: Lasst uns doch mehr mit- und füreinander freuen!
Manche wurden pampig und unfreundlich. War es Neid? Oder einfach die eigene Unzufriedenheit, die sie daran hindert, anderen Menschen ihr Glück zu gönnen? Wenn wir uns von dem Geld einen Neuwagen gekauft hätten, hätte das keinen interessiert. Aber wir investierten das Geld lieber in neue Erfahrungen, Erlebnisse und ganz viel wertvolle Familienzeit. „Collect Moments – Not things“ (dt. „Sammle Momente, nicht Dinge“) – das Motto gefiel uns schon immer gut. Es ist unser persönlicher Traum – und eigentlich unbezahlbar.
„Warum wollt ihr so leben?“ „Was war der entscheidende Wendepunkt?“ „Was fehlt euch?“ Viel lieber beantworte ich solche Fragen. Zugegeben, es ist nicht gerade der „normale“ Weg einer Familie in Deutschland. Statt Haus, Garten und Karriere entschieden wir uns für die Chance, uns das Leben aufzubauen, das wir für unsere Familie und vor allem unseren Sohn wünschten – und sind so glücklich damit! Mehr Zeit als Familie, mehr Zeit, die Welt zu entdecken. Mehr Freiheit, mehr Spaß am Leben. Mehr Lebensqualität. Das ist unsere Vorstellung von einem erfüllten Leben.
Für diesen Traum haben wir gespart. So einfach es sich anhört, war es auch.
Wir haben Prioritäten gesetzt und entsprechend monatlich Geld beiseite gelegt. Teure Kleidung und schicke Restaurantbesuche waren uns nie wichtig, und so wanderte jeder freie Euro am Ende des Monats auf ein extra Konto. Wir hatten das Glück, dass wir relativ gut verdient haben und monatlich ohnehin einen bestimmten Betrag sparen konnten, da wir unsere Ausgaben so gering wie möglich hielten. Ganz diszipliniert haben wir uns so in 2,5 Jahren ca. 25.000 € zusammengespart, die für unsere Reise maximal eingeplant haben. Wir rechnen mit durchschnittlichen Ausgaben von 1.500 € im Monat – mal mehr mal weniger. (Wen es interessiert: Wir waren bereits einmal auf Weltreise, und haben hier aufgelistet, was uns das gekostet hat.) Bisher klappt das gut, und es würde uns erlauben, fast 1,5 Jahre zu reisen, ohne überhaupt Geld verdienen zu müssen. Und später? Tja, bis dahin muss anderweitig Geld reinkommen – wir arbeiten an einem Online-Business. Deswegen auch „open end“ – wir reisen ohne Zeitlimit, aber natürlich mit einem limitierten Budget.
Wie geht es bei uns weiter?
Nach zwei Monaten Thailand genießen wir gerade Bali in vollen Zügen. Dies wird unsere vorerst letzte Station in Asien sein, denn danach geht es nach Europa. Schon länger ist es unser großer Traum, mit dem Wohnmobil unterwegs zu sein, und im Sommer ist es soweit! Wir wissen nicht, durch welche Länder der Roadtrip uns führen wird, denn wie immer werden wir das sehr spontan entscheiden und einfach schauen, wohin es uns zieht.
Ausserdem möchten wir sehr gerne verschiedene soziale Projekte weltweit unterstützen und würden Ende des Jahres, wenn alles klappt, in einem Waisenhaus oder in einer Schule in einem Entwicklungsland helfen. Das ist unser großer Wunsch und wir hoffen, auch mit Kind eine Möglichkeit zu finden, tatkräftig mit anzupacken.
Träume sind da, um gelebt zu werden! Ich bin sehr dankbar, dass wir vielen Menschen begegnen dürfen, die sich für unsere Entscheidung zu diesem Leben und unsere Reise interessieren.
Alles Liebe,
Alina von wanderlustbaby
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Ihr wollt Alina, Steffen und ihren kleinen Sohn Demian weiter auf ihrer Reise begleiten? Ihren Blog Wanderlustbaby findet ihr hier, und auf ihrem YouTube Kanal gibt es mehrmals wöchentlich Vlogs aus Alina & Steffen’s Reise-& Familienleben.