Einkommensgrenze: „Ohne Elterngeld hätten wir es nicht geschafft“

Seit dem 1. April gilt beim Elterngeld eine neue Einkommensgrenze. Das heißt, Alleinerziehende oder Paare, deren Baby nach diesem Datum zur Welt kommt, und deren zu versteuerndes Einkommen über 175.000 € im Jahr liegt, bekommen kein Elterngeld mehr. Auch wir haben darüber berichtet – und sehr unterschiedliche Reaktionen bekommen. Viele Mamas fanden die neue Regelung gut und waren der Meinung, wer mehr als 175.000 € pro Jahr verdient, sei auf das Elterngeld auch nicht angewiesen. Auf der anderen Seite gaben ebenfalls viele zu bedenken, dass bei dieser Einkommenshöhe auch viele Steuern und Sozialabgaben anfallen würden. Und dann haben sich auch einige Mamas gemeldet, die von der neuen Regelung betroffen sind – oder betroffen gewesen wären.

Eine von ihnen ist Steffi. Sie hat uns geschrieben, dass ihre Familie ohne das Elterngeld nicht ausgekommen wäre – trotz ihres hohen Verdienstes. Warum das so ist, hat sie uns in ihrer Echten Geschichte erzählt:

„Wir sind eine junge Familie, mein Mann ist 30 Jahre alt, ich bin 25. Unser erstes Kind wird bald 6, das zweite ist jetzt ein Jahr alt. Wir haben vor 5 Jahren unser eigenes Haus gebaut, dafür natürlich einen Kredit aufgenommen und hatten auch viele eigene Investitionen. Die Wohnung im Obergeschoss haben wir vermietet, weil wir es uns sonst nicht leisten könnten. Mein Mann zahlt alles, was mit dem Haus zu tun hat, und unsere beiden Autos. Auf die sind wir leider angewiesen, weil wir auf dem Dorf wohnen.

Aktuell habe ich 750 € pro Monat zur Verfügung.

Die setzen sich aus zwei Mal Kindergeld und einmal Familiengeld zusammen. Davon finanziere ich unsere 4-köpfige Familie, das heißt, ich bezahle Essen, Trinken, Kleidung, Drogerieartikel usw. Da wir das Haus haben, bekomme ich leider keine weiteren Zuschüsse. Ich muss also schauen, dass ich mit den 750 € irgendwie auskomme.

Wären wir nicht verheiratet, müsste ich zusätzlich auch noch meine Krankenversicherung selbst bezahlen. So bin ich zum Glück in der Familienversicherung.

Das hört sich für Außenstehende vielleicht einfach an, ist es aber leider nicht.

Denn was man bei einem Haus alles zahlen muss, ist einfach der Wahnsinn. Das wird leider von außen oft nicht gesehen.

Im Moment kann ich nicht arbeiten gehen, weil wir für unsere Tochter keinen Krippenplatz haben, und die Tagesmutter ebenfalls für die nächsten zwei Jahre ausgebucht ist. Erst wenn unser Kind drei Jahre alt ist, kann sie in den Kindergarten gehen, und ich kann wieder arbeiten.

Während der Elternzeit habe ich 1.170 € Elterngeld bekommen.

Wenn das Elterngeld durch die neue Einkommensgrenze weggefallen wäre, hätten wir wirklich ein Problem gehabt. Denn das Familiengeld bekommt man erst nach dem Elterngeld, und Zuschüsse hätten wir auch dann nicht bekommen, da wir das Haus und die Mieteinnahmen haben, und mein Mann zu viel verdient. Das heißt, ich hätte nur die 500 € Kindergeld bekommen und davon alles bezahlen müssen. Das ist bei einem 4-Personen-Haushalt einfach nicht möglich.“

Liebe Steffi (richtiger Name ist uns bekannt), vielen Dank, dass Du Deine Geschichte mit uns geteilt hast!

Jede Familie geht ihren eigenen Weg – mit ihren eigenen Sorgen, Hoffnungen und Bedürfnissen.

Steffis Geschichte ist der beste Beweis dafür, dass wir leider manchmal dazu neigen, zu schnell über andere zu urteilen. Denn hinter jeder Geschichte steckt eine individuelle Lebenssituation mit Herausforderungen, über die wir oft nichts wissen. Vielleicht kämpfen die Eltern mit hohen Fixkosten, vielleicht haben sie sich wie Steffi und ihr mühevoll etwas aufgebaut, das sie ohne ein zweites Gehalt in finanzielle Schwierigkeiten bringt. Vielleicht beschäftigt sie auch etwas ganz Anderes.

Elternschaft ist ein Kraftakt – unabhängig vom Gehaltszettel. Und das Elterngeld ist nicht nur finanzielle Hilfe, sondern auch ein Zeichen gesellschaftlicher Wertschätzung für Care-Arbeit.

Was wir brauchen, ist ein Miteinander. Verständnis statt Vorurteile. Offenheit statt Neid. Auch wenn unsere Lebensrealitäten unterschiedlich sind.

Was sagt ihr denn zu den neuen Einkommensgrenzen beim Elterngeld? Seid ihr vielleicht auch betroffen, oder welche Regelung würdet ihr euch wünschen?

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Wiebke Tegtmeyer

Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Nach meinem Bachelor in Medienkultur, einem Volontariat und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich passenderweise nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Außerdem nutze ich die Bastel-Erfahrungen mit meinen beiden Kindern für einfache DIY-Anleitungen. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Volksparkstadion zu finden.

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Julia Moser
Julia Moser
1 Tag zuvor
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Hallo liebes Mama Team,
Da kann doch etwas nicht stimmen.

Bei 3kindern bekommt man schon mehr Kindergeld.

Und ja wenn alles so teuer ist muss man ev an was anderm sparen…
Günstigere Autos Versicherung wechseln oder Strom Wasser sparen.

Also wir sind zu 6.
Kommen nicht mal annähernd an die 175.000
Die älteren Kinder sind von meinem verstorbenen Partner und beziehen keine Halbwaisenrente, wir haben auch keine Mieteinnahmen und vor 2,5 Jahren ein Haus gekauft.
Wohnen ländlich und müssen im Saarland FGTS und Kinderbetreuung bezahlen.

Entschuldigung aber ich glaube das ist Jammern auf einem sehr hohen Niveau.

Natürlich wär es mit Elterngeld einfacher…
Aber dann kann sie ja ev arbeiten gehen wenn er zuhause ist.

Mein Mann ist 3 Tage die Woche nicht zuhause.

Wenn er da war war ich arbeiten.

Ich glaub wenn man wollte könnte man mehr schaffen.

Sonnige Grüße aus dem Saarland

Susanne
Susanne
1 Tag zuvor
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Für bestehende bewilligte Elterngeldanträge gilt das nicht.
Ehrlich gesagt versteh ich ihr Problem nicht ganz und kann nicht nachvollziehen, wie das Geld netto auf die Hand so flöten geht, dass nichts mehr übrig ist.
„Steffi“ sollte ihre finanzielle Lage nochmal überdenken. Ist vielleicht der Hauskredit zu hoch? Wurden alle Eventualitäten was das finanzielle angeht bei der Kinderplanung überhaupt bedacht?
Wir verdienen die Hälfte von ihr und bekommen keine Förderung vom Staat außer dem Kindergeld und schaffen es mit Haus und 2 Autos und sind nicht Pleite.

Sunset
Sunset
2 Tage zuvor

Ich würde mal sagen, dass hier bei der finanziellen Planung beim Hausbau einiges schief gelaufen ist.
Man sollte immer bei der Finanzierung einkalkulieren, dass ein Einkommen wegfallen kann. Unvorhergesehene Krankheit, geplante Kinder, Notfälle für defekte Geräte oder Autos. All das haben wir mit einfließen lassen und sind zwar länger bei der Abzahlung dabei aber nicht Arm, so dass ich jeden Cent umdrehen muss.
Das ist Jammern auf hohem Niveau.
Und durch professionelle Unterstützung eines Beraters kann man hier Abhilfe schaffen.

4fach
4fach
3 Tage zuvor

Also ich bin auch der Meinung, dass man auf das Elterngeld nicht angewiesen ist, wenn man ein Jahresgehalt über 150000€ hat, vor allem, wenn der Mann auch noch ein Gutverdiener ist! Mein Mann verdient „nur“ etwas über 50000€ im Jahr, er ist Alleinverdiener, wir haben 4 Kinder und auch ein Haus, für das wir einen Kredit aufgenommen hatten. Zusätzlich haben wir nur noch das Kindergeld zu Verfügung, wir kommen wunderbar klar mit dem Geld. Man muss halt etwas auf die Preise achten. Urlaub machen wir nicht jedes Jahr, aber nur, weil ich nicht besonders gern verreise. Wenn ich wieder arbeiten gehe, wird sich da nicht viel ändern, nur dass wir mehr Geld zur Seite legen können.
Wenn man daran gewöhnt ist, viel Geld zu Verfügung zu haben, dann fällt es einem natürlich schwer sich umzustellen, wenn es dann nicht mehr so ist, aber es ist machbar!
Warum muss sie mit nur 750€ für Essen und Kleidung auskommen? Das ist schwierig, daher sollte der Mann das mitfinanzieren, solange sie nicht arbeiten gehen kann. Überhaupt frage ich mich immer wieder, warum man getrennte Kosten hat? Wenn man verheiratet ist und eine Familie hat, sollte man alle Kosten gemeinsam tragen!