Einsam mit Baby? Das kann euch helfen

Dass wir wenig Schlaf bekommen und dass Leben sich für immer ändert, haben wir vor der Geburt geahnt. Aber woher kommt dieses bohrende Gefühl der Einsamkeit?  Hier erfahrt ihr, warum das ganz normal ist – und was ihr selbst dagegen tun könnt.

Lasst uns darüber reden

Einsamkeit – dieses Gefühl erwischt junge Mütter mitunter eiskalt und umso schlimmer, weil sie darauf überhaupt nicht vorbereitet waren. Reden hilft? Wer sagt schon gerne zu anderen: „Ich fühle mich so einsam.“ Und dann ist da noch die Scham: „Darf ich mich überhaupt einsam fühlen, wenn dieser geliebte, zauberhafte kleine Mensch dauernd bei mir ist?“

Ihr dürft! Diese einmalige Nähe zu eurem Kind ist wunderschön. Trotzdem kann es belasten, wie weit entfernt sich alles andere anfühlt. Habt keine Scheu, euch das einzugestehen – und darüber zu reden. In einer britischen Umfrage sagten 90 Prozent der Teilnehmerinnen, dass sie sich nach der Geburt einsam gefühlt hätten. Weitere 54 Prozent hatten das Gefühl, keine Freunde mehr zu haben. Ihr seid also alles andere als allein damit. Und durch die Abschottung in der Corona-Krise haben sich solche Probleme noch verschärft.

Habe ich eigentlich überhaupt noch Freunde?

Es gibt viele Gründe, aus denen ihr euch der Außenwelt jetzt weniger verbunden fühlt. Vielleicht seid ihr völlig ausgefüllt von Liebe und Sorge. Vielleicht seid ihr vom Schlafmangel so erschöpft, dass es auch unmöglich scheint, das Haus zu verlassen. Vielleicht sind eure Freundinnen (noch) kinderlos und verstehen nicht, warum bei Treffen nun immer ein Baby dabei ist.

Wir haben etwas Großartiges geschaffen – warum fühlt sich mein Partner gerade jetzt so weit weg an?

War er nicht früher euer engster Vertrauter? Sobald ein Baby da ist, gibt es bei vielen Paaren erst einmal Zoff: Schlaf- und Zeitmangel, enttäuschte Erwartungen, unterschiedliche Vorstellungen vom Umgang mit dem Baby – irgendwie habt ihr euch das alles anders ausgemalt. Gerade jetzt solltet ihr euch doch wie eine Einheit fühlen. Pustekuchen! Und das ausgerechnet jetzt, wo Hormone und Müdigkeit euch den letzten Rest eurer dicken Haut genommen haben.

Wartet nicht, bis ihr euch von allein besser fühlt. Langfristig leiden sonst Körper und Seele. Niemandem nützt es – am wenigsten eurem Kind – wenn ihr  in eine handfeste Depression schlittert, weil ihr denkt, ihr müsstet jetzt einfach nur die Zähne zusammenbeißen. Hier erfahrt ihr, was ihr unternehmen könnt, um euch besser zu fühlen.

Der Erste-Hilfe-Kasten gegen Mama-Einsamkeit  

1. Lasst den Kummer zu

Es ist nicht leicht, es sich einzugestehen, und manche Mamas ahnen nicht einmal, was hinter diesem unguten Gefühl in ihnen stecken könnte. Aber das Problem lässt sich nur lösen, wenn ihr es als das annehmt, was es ist: Einsamkeit. Es ist okay und ganz normal, so zu fühlen.

2. Traut euren Freunden mehr zu

Mag sein, dass ihr jetzt wirklich ein paar (kinderlose) Freunde verliert. Aber denkt nicht von vornherein, dass ihr nichts mehr miteinander anfangen könnt. Eine echte Freundin, wird ein offenes Ohr  haben, wenn ihr (nicht ständig) über eure Mamasorgen berichtet, so wie sie bei euch sicher immer noch ihren Ärger mit dem Chef rauslassen darf. Idealerweise habt ihr immer noch andere gemeinsame Themen und Interessen, über die ihr reden mögt. Falls ihr euch ausgiebiger über Mamaleben und Babykrankheiten austauschen wollt, gibt es bessere Möglichkeiten:

3. Gebt neuen Bekanntschaften eine Chance

Jetzt, wo immer mehr Kurse, die coronabedingt ausgefallen sind, wieder stattfinden können, gibt es viele Möglichkeiten, andere Mütter kennenzulernen. Ob Rückbildung, Babymassage, Yoga mit Baby, Musikgarten oder PEKiP – diese Angebote sind tolle Kontaktbörsen. Wenn ihr am Ende einer Stunde fragt, ob jemand noch einen Kaffee, einen Tee oder eine Saftschorle trinken gehen mag, wird sicher manch eine Mama dankbar sein. Tipp: Seid dabei nicht zu kritisch. Vielleicht findet ihr nicht gleich die neue beste Freundin. Aber es erleichtert ungemein, über verworrene Mamagefühle, grünen Stuhlgang und wunde Brustwarzen reden zu können, ohne dass euer Gegenüber innerlich die Augen verdreht.

4. Redet mit eurem Partner

Meckern hilft meistens nicht. Überlegt euch vor einem Gespräch, was euer Partner tun kann, damit ihr euch nicht so alleine fühlt. Vielleicht soll er euch ab und zu mal eine liebevolle SMS schreiben, während er da draußen ohne euch seinem gewohnten Arbeitsalltag nachgeht. Oder ihr wünscht euch mehr Unterstützung mit dem Baby. Viele Männer ziehen sich aus der Babyarbeit zurück, weil sie das Gefühl haben, nicht wirklich helfen zu können – oder weil die Partnerin darüber mosert, wie sie wickeln, ankleiden, baden. Schnell fühlen sich so beide Partner allein. Sagt dem Papa also lieber konkret, welche Dinge er euch abnehmen kann. Er wird manches anders machen als ihr. Lasst ihn. Er will auch das Beste für euren Schatz. Zieht ihr nicht am Ende doch am gleichen Strang?

5. Nutzt das Internet

Nichts geht über echte Nähe, aber wenn die gerade nicht möglich ist, kann ein virtuelles Treffen mit Familie oder Freunden wie eine Mini-Aufmunterungskur wirken. Und wenn ihr so müde seid, dass der Gedanke die Wickeltasche zu packen und aus dem Haus zu gehen, euch eher lähmt als erfreut, kann eine Videokonferenz sogar die bessere Wahl sein. Wenn es euch vor allem um den Austausch mit anderen Müttern geht, schaut mal in unserer Facebook-Community vorbei.

6. Genießt das Alleinsein

Es klingt vielleicht paradox: Auch Momente des echten Alleinseins können euch stärken und das Gefühl der Einsamkeit lindern. Manchmal fühlen sich Mamas nämlich nicht einmal mehr mit sich selbst verbunden, weil sie außer dem Baby kaum noch etwas wahrnehmen. Überlegt euch kleine, leicht umsetzbare Rituale, die eure Seele streicheln. Vielleicht wenn euer Baby schläft, oder wenn sich gerade der Partner oder die Oma um das Kind kümmern können. Es ist egal, ob ihr meditiert, ein wenig Sport treibst, Musik hört oder einfach nur auf dem Sofa sitzt und träumt. Die „egoistischen“ Auszeiten stärken euch –  auch für den besseren Kontakt mit anderen.

Wie sieht es denn bei euch aus: Kennt ihr die Mama-Einsamkeit oder habt vielleicht sogar noch andere Tipps dagegen? Wir freuen uns auf eure Kommentare!

Jana Stieler

Ich lebe mit Mann und Sohn im Süden Hamburgs – am Rande der Harburger "Berge" (Süddeutsche mal kurz weghören: Der höchste Punkt misst immerhin sagenhafte 155 Meter ü. M.). Wenn ich nicht gerade einen Text verfasse, liebe ich Outdoor-Abenteuer mit meiner Familie, lange Buch-Badewannen-Sessions mit mir allein und abendliches Serien-Binge-Watching.

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