Hach, es ist doch immer DAS Highlight des Tages: Der Besuch auf dem Kinderspielplatz. Hier gibt’s einfach alles, was das Herz der Kleinen zum Hüpfen bringt: Frische Luft. Haufenweise Sand. Buntes Kinderspielzeug (das mehr oder weniger demokratisch miteinander geteilt wird). Viele andere Kids, mit denen man spielen kann. Alle sind glücklich!
Wobei, nicht ganz… Denn all die wilden, fröhlichen Kinder bringen ja auch noch ihre Eltern mit. Und die sind häufig nicht ganz so entspannt wie ihr Nachwuchs…
„Dinkel“- und „Schoko-Muttis“ im Clinch
„Dass der Karl-Theo schon Schokolade essen darf, finde ich nicht gut. Denk doch nur mal an seine Zähne! Valentin bekommt nur Dinkelstangen und ist damit total zufrieden…“, höre ich eine Mutter zur anderen sagen. Die Angesprochene antwortet spitz: „Wenn du ihm jetzt alles verbietest, wird er in der Pubertät in dieser Hinsicht umso mehr über die Stränge schlagen, glaub mir.“ Puh. Ich versuche, die immer gereizter klingenden Stimmen auszublenden und konzentriere mich auf meinen Sohn, der brummend einen Lastwagen vor sich herschiebt.
Auf dem Kinderspielplatz treffen (Erziehungs-)Welten aufeinander
Wer sich viel auf Spielplätzen herumtreibt, merkt schnell: Wenn die Eltern nicht wären, wäre vieles, nun ja, einfacher. Konflikte unter den Kids sind meistens schnell gelöst. Bei den Eltern sieht das schon anders aus. Das Problem: Unterschiedliche Familienmodelle, Lebenseinstellungen und Erziehungsstile treffen auf dem Kinderspielplatz auf engstem Raum aufeinander. Da sind Spannungen quasi vorprogrammiert. Es muss gar nicht immer zum offenen Streit kommen: Manchmal reichen schräge Blicke, um die schöne Harmonie zu zerstören.
Ich habe gemerkt: Wer sich an ein paar einfache Grundregeln hält, vermeidet Grabenkämpfe an der Sandkiste…
1. Lasst die Kinder doch mal machen!
Der Spielplatz ist die Welt der Kinder. Hier können sie sich frei entfalten und der Fantasie ihren Lauf lassen. Es ist nicht nötig, ständig um den eigenen Nachwuchs zu kreisen: „Ferdinand, geh doch mal schaukeln, schau mal, da, die tolle Rutsche…“. „Aber nein, so funktioniert das nicht. Das musst du so machen. Mama macht mal vor…“.
Natürlich sollten wir Eltern immer in der Nähe unserer Kinder sein und aufmerksam bleiben, um in Gefahrensituationen flink einschreiten zu können. Oder auch, um zu schlichten, wenn ein Konflikt unter den Kids auszuarten droht. Ich habe aber die Erfahrung gemacht: Wer sich ansonsten raushält, tut seinem Kind damit einen riesigen Gefallen – und kommt sich ganz automatisch weniger mit anderen Eltern in die Quere.
2. Anders ist nicht immer gleich schlecht
Ja, manchmal runzle ich auch die Stirn darüber, wie andere Eltern mit ihren Kindern umgehen. Weil es so gar nicht meinen Werten und Vorstellungen entspricht. Eine Diskussion darüber würde ich aber nicht vom Zaun brechen. Jede Familie hat ihre eigenen Regeln und Umgangsformen. Bekehren wird man sowieso niemanden. Selbst wenn einige unverbesserliche Eltern es immer wieder probieren.
Toleranz ist auf dem Kinderspielplatz das A&O. Außerdem handelt es sich immer nur um eine Momentaufnahme. Wer weiß: Vielleicht war die Mama, die da gerade ihr Kind anschreit, den ganzen Tag einfühlsam und verständnisvoll. Und nun reißt ihr doch der Geduldsfaden. Das ist nicht schön, ganz klar. Aber menschlich…
3. Einzige Ausnahme: Gewalt auf dem Kinderspielplatz
Wenn ich mitbekommen würde, wie jemand gegenüber seinem Kind körperlich gewalttätig wird, wäre selbstverständlich Schluss mit der Toleranz. Ich würde die Mutter oder den Vater ansprechen. Manchmal sind die Eltern in ihrer Wut gefangen und brauchen jemanden, der sie „wachrüttelt“. Für das betroffene Kind kann das zudem ein wertvolles Signal sein. Es merkt: Da setzt sich jemand für mich ein.
Außerdem: Gewalt gegen Kinder ist eine Straftat! Man ist also sogar verpflichtet, einzugreifen. Alles andere wäre unterlassene Hilfeleistung.
4. Immer genug Essen einpacken
Man staunt ja gelegentlich, was Eltern so alles an Essensvorräten anschleppen. Sie könnten damit gefühlt eine ganze Armee versorgen. Eigentlich ist es aber ziemlich schlau, immer genügend Knabberkram dabei zu haben. Ein leerer Magen macht aggressiv. Nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern. Ich selbst habe schon öfter etwas aus der Knabberbox von meinem Sohn genascht…
Es gibt noch einen weiteren Vorteil, wenn man Essen dabei hat: Man kann entschuldigend auf den vollen Mund deuten, wenn eine andere Mutter versucht, einen in eine Diskussion übers Familienbett oder den richtigen Umgang mit trotzigen Kleinkindern zu verstricken.
Ganz egal, ob man gerade auf einer Dinkelstange oder einem Stück Schokolade herumkaut…
[…] sah ich eines Tages auf dem Spielplatz, wie ein anderes kleines Mädchen stürzte und nach seiner Mama schrie. Als kurz darauf ein […]