Eltern ließen Baby entsetzt in Klinik zurück – so geht es ihm heute

„Beide Eltern waren entsetzt über das Aussehen ihres Kindes. Beide Eltern spürten keine Liebe zu ihm. Beide Eltern verließen das Krankenhaus 36 Stunden nach der Geburt und ließen ihr Kind zurück.” So steht es in den Dokumenten des Krankenhauses, in dem Jono geboren wurde. Er kam mit dem Treacher-Collins-Syndrom zur Welt.

„Meine Eltern haben mich verlassen, weil ich aussehe, wie ich aussehe und es hat mich zerstört.”

Im Format „Ladbible TV” spricht Jono Lancaster aus England über seine Kindheit und sein Leben mit dem Treacher-Collins-Syndrom. Ein Leben, das damit begann, von den eigenen Eltern im Stich gelassen zu werden, weil sie ihn zu hässlich fanden. Fehlende Wangenknochen und ein unterentwickelter Kiefer geben Jono sein ungewöhnliches Aussehen. Zusätzlich hat er fehlgebildete Ohren und sein Gehör ist beeinträchtigt, weshalb er ein Hörgerät trägt.

Doch Jono hat Glück, er findet eine liebevolle Adoptivmama, die für ihn da ist. Sie begleitet ihn zu den vielen OPs, denen er sich unterziehen muss und sorgt dafür, dass die Reisen zu den Kliniken dem kleinen Jono wie ein Abenteuer erscheinen. „Meine Mama hat nie etwas versteckt, schon sehr früh hat sie offen mit mir gesprochen”, erinnert sich der heute 37-Jährige.

Bis zur Highschool sei er sehr behütet aufgewachsen, seine Unterschiede seien ihm bewusst gewesen, hätten aber kein Problem dargestellt. Doch das ändert sich leider, als er auf die weiterführende Schule geht. Dort ist er mit älteren und fremden Kindern konfrontiert, die nicht an sein Aussehen gewöhnt sind. „Plötzlich gab es Fingerzeigen, Beschimpfungen, Lachen über mich. Da habe ich begriffen, dass meine Andersartigkeit nicht mehr cool ist.”

Jono versucht, sich anzupassen, um möglichst wenig aufzufallen

Hinzu kommt, dass er mit dem Älterwerden immer mehr begreift, dass seine Eltern ihn wegen seiner Fehlbildung im Stich gelassen haben. „Ich wurde wütend und verwirrt, in mir machte sich Negativität breit.” Jono beginnt sich anzupassen, er versucht, möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten und es allen recht zu machen.

Als Jugendlicher beginnt er, zu viel Alkohol zu trinken. Er hat zwar immer ein paar Freunde um sich, aber er leidet darunter, dass er bei den Mädchen nicht gut ankommt. Jono fühlt sich ungeliebt und abgelehnt. Er verliert sich damals in Suizidgedanken und malt sich sogar aus, bei einem Autounfall zu sterben.

Besser wird es, als er durch den Job als Barkeeper eine Frau kennenlernt, die ihn genauso liebt, wie er ist. Zwischen 20 und 24 beginnt er, mit seinem Umfeld offen zu sprechen, er gewinnt Lebensfreude zurück und wird zu seinem authentischen Selbst. Doch mit 24 muss er wieder einen harten Schlag verkraften. Ihm werden die Dokumente des Krankenhauses ausgehändigt. Schwarz auf weiß mit der Ablehnung durch seine Eltern konfrontiert, bricht für ihn eine Welt zusammen.

Trotzdem versucht er Kontakt zu seinen leiblichen Eltern aufzunehmen. „Ich hatte eine gesunde Beziehung, ich hatte einen Job, ich hatte ein unterstützendes Umfeld und dachte: ich möchte meine leiblichen Eltern wissen lassen, dass es mir gut geht.” Gemeinsam mit der Adoptionsagentur schreibt er ihnen einen Brief und lässt sie wissen, dass er auch zu einem Treffen bereit wäre.

Doch die Reaktion seiner Eltern ist unfassbar, sie blocken die Kontaktaufnahme eiskalt ab.

Er erhält einen kühlen Brief mit den Worten: „Bezüglich Ihrer Anfrage, wir wünschen keinen Kontakt und alle weiteren Versuche werden wir ignorieren.” Beide, seine leibliche Mutter und sein leiblicher Vater, haben das Schreiben unterzeichnet. Sie haben kein Interesse daran, ihr Kind kennenzulernen oder zu erfahren, was aus ihm geworden ist.

Für Jono ist die erneute Ablehnung sehr schmerzhaft, gleichzeitig verteidigt er sie vor seiner damaligen Freundin und Freunden. Rückblickend sagt er: „Das Einzige, was ich über meine leiblichen Eltern weiß, ist, dass sie mir das Leben geschenkt haben und das Leben ist schön. Also bin ich für immer dankbar.”

Jono schafft es, mit sich ins Reine zu kommen und sich selbst zu lieben.

Er setzt sich heute für Kinder ein, die ähnliche Krankheiten haben und hat die Stiftung „Love me, love my face” gegründet. Für viele Menschen ist er mit seiner Lebensfreude ein Vorbild. Auch auf seinem Instagram-Account macht er sich für Selbstliebe und Inklusion stark.

Wir finden es beeindruckend, was Jono in seinem Leben erreichen konnte. Viele andere Eltern wären sicherlich stolz darauf, so einen Sohn zu haben.

Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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Maria Mähler
Maria Mähler
1 Jahr zuvor

Meine Tochter hat es auch sie hatte viele Operationen die sich gelohnt haben heute ist sie 44 Jahre verheiratet und hat einen Sohn der Gott sei dank gesund ist die Chance lag bei 50 zu 50 wodurch sie nur den Sohn hat das Risiko war ihr zu groß.Sie hat ein gutes Selbstbewusstsein.