Eltern-Zoff wegen der Impfung? So entscheiden Gerichte

Manche gehen schon in Gefechtsstellung, sobald bloß das Wort „Impfung“ fällt. Noch heftiger geht’s zur Sache, wenn das Gespräch auf die Covid-Impfung kommt. Und besonders hitzig kann es werden, wenn sich Elternteile uneins sind, schließlich geht es ihnen – hoffentlich – um das für sie Wertvollste: ihr Kind. Aber was passiert eigentlich, wenn einer sein Kind per Impfung vor Covid-19 schützen möchte, und der andere dagegen ist?

Das Kindeswohl zählt…

Liegt das Sorgerecht bei beiden Eltern, müssen grundsätzlich beide mit der Impfung (egal wogegen) einverstanden sein, bis das Kind 14 Jahre alt ist. Das heißt allerdings nicht, dass ein Kind unter 14 Jahren nie geimpft wird, wenn sich Mama oder Papa querstellen. Geht die Sache vor Gericht, entscheidet das Kindeswohl. Bei 14- bis 16-Jährigen kann in manchen Fällen auch der Arzt mitbestimmen, ob ein Kind notfalls ohne Einwilligung des ablehnenden Elternteils geimpft werden darf. Nach dem 16. Geburtstag ist die Einwilligung der Eltern ohnehin nicht mehr unbedingt nötig.

Das Gericht berücksichtigt verschiedene Punkte bei der Frage, was dem Wohl des Kindes am besten dient. Deshalb wird auch nicht pauschal entschieden, sondern jeweils der Einzelfall angeschaut. Das Kind ist bereits in der Lage, eine überlegte Einwilligung zu geben? Dann zählt natürlich auch dessen persönlicher Wunsch.

…und die Stiko entscheidet mit

Viele Urteile zu Covid-Impfung-Streitereien gibt noch nicht, da die Thematik relativ neu ist. Sicher werden sich in Zukunft die Prozesse mehren. Wohin die Entscheidungen gehen werden, zeigt ein Blick auf Urteile zu den altbewährten Impfungen: Da ersetzt die Stiko-Empfehlung durchaus ein Sachverständigengutachten. Begründung: Impfungen gehören zu den wirksamsten vorbeugenden Maßnahmen in der Medizin – und dienen deshalb (fast) immer dem Kindeswohl. Der Impfbefürworter hat also gute Karten, dass am Ende er die Entscheidung fällen darf.

Seit einer Weile empfiehlt die Stiko die Covid-Impfung für 12- bis 17- Jährige. Eine Empfehlung für jüngere Altersgruppen könnte bald folgen. Dementsprechend hatte in einem aktuellen Fall eine Mutter das Nachsehen, die ihr Kind nicht impfen lassen wollte. Sie sah in der Covid-Impfung eine „Gentherapie“. Der Vater war für die Impfung – genau wie der beinahe 16-jährige Sohn. Die beiden bekamen Recht. Wie gesagt, das muss nicht in jedem Fall so sein. Aber in der Regel müssen bei einer Entscheidung zugunsten des Impfgegners erhebliche – und vor allem reale – gesundheitliche oder psychische Gründe gegen die Impfung des Kindes sprechen.

Jana Stieler

Ich lebe mit Mann und Sohn im Süden Hamburgs – am Rande der Harburger "Berge" (Süddeutsche mal kurz weghören: Der höchste Punkt misst immerhin sagenhafte 155 Meter ü. M.). Wenn ich nicht gerade einen Text verfasse, liebe ich Outdoor-Abenteuer mit meiner Familie, lange Buch-Badewannen-Sessions mit mir allein und abendliches Serien-Binge-Watching.

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