Elterntaxi: Darum fahre ich meine Kinder zur Schule

Nach den Sommerferien stand für viele Kinder der erste Schultag vor der Tür. Und mit ihm die (immer wiederkehrende) Diskussion um ein Thema, das die Gemüter erhitzt: das Elterntaxi. So werden Mamas und Papas bezeichnet, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen – und dafür von allen Seiten jede Menge Kritik ernten. Teilweise berechtigt, keine Frage. Trotzdem ärgert mich diese grundsätzliche Verurteilung. Denn ja, auch ich fahre meine Kinder zur Schule. Und habe dafür meine (guten) Gründe!

Das Elterntaxi sorgt regelmäßig für Empörung

Eine neue ADAC-Umfrage zeigt: Jedes vierte Grundschulkind wird an mindestens vier Tagen pro Woche von seinen Eltern mit dem Auto zur Schule gebracht. Für viele gibt es dazu nur eine Meinung: Elterntaxi geht gar nicht! Schulen sperren die Zufahrtswege, Polizisten scheuen die Eltern weg, Parkplätze werden blockiert oder Poller aufgestellt, wie vor kurzem an einer Schule in Hamburg.

Kritikpunkte gibt es viele:

Der Wichtigste: Rund 56 Prozent der Befragten in der Studie sagten, dass durch Elterntaxis gefährliche Verkehrssituationen entstehen. Außerdem würde man seine Kinder zur Unselbstständigkeit erziehen, sie würden nicht lernen, sicheres Verhalten im Straßenverkehr zu trainieren, und wenn wir schon bei Trainieren sind – für Fitness und Kondition sei es auch nicht förderlich, wenn man zuhause nur ein- und an der Schule wieder aussteigt.

Dazu mein Lieblingsargument „Früher sind wir auch alle zu Fuß zur Schule gegangen“. Und zu guter Letzt bleibt immer noch der Punkt der Umweltschädlichkeit.

Ganz ehrlich: Vieles davon kann ich nachvollziehen

Wenn ich sehe, wie an der Schule meiner Kinder gefahren du geparkt wird, kann es einem wirklich angst und bange werden. Viele Eltern parken alles zu, blockieren die komplette Straße und achten nicht auf die Schulkinder. Selbst wenn es noch genügend freie Plätze gibt, wird auf der Straße gehalten, teilweise sogar direkt auf der Einfahrt zum Schulhof. Gerade kleine Kinder können so schnell übersehen werden.

Freitagsnachmittags gibt es regelmäßig ein Hupkonzert, weil auf der Straße vor der Schule nichts mehr geht. Weder in die eine noch in die andere Richtung. Nur wenn ab und zu ein Polizist vor der Einfahrt steht, erinnern sich plötzlich alle an die geltenden Verkehrsregeln.

Selbst als Autofahrerin ärgere ich mich regelmäßig über die Dreistigkeit und ehrlich gesagt ja auch Faulheit einiger Eltern. Denn ganz ehrlich: In der näheren Umgebung findet man in den meisten Fällen immer einen Parkplatz. Dafür müsste man nur eben dann ein paar Meter laufen. Für viele scheinbar zu viel verlangt.

Trotzdem ärgere ich mich über die pauschale „Verurteilung“ – denn es gibt Gründe

Durch die ständige Diskussion um das Elterntaxi habe ich teilweise das Gefühl, es müsste mir fast schon peinlich sein, dass ich meine Kinder mit dem Auto zur Schule fahre. Aber wisst ihr was? Das ist es nicht! Denn für mich ist es – zumindest momentan – die einfachste, stressfreieste und schnellste Lösung.

Zum einen liegt die Schule direkt auf dem Weg zum Büro. Da bin ich zwar nicht jeden Tag, weil ich teilweise im Homeoffice arbeite. Trotzdem ist das an den Bürotagen ein Vorteil, der nicht von der Hand zu weisen ist. Aber es ist nicht mein Hauptgrund.

Die Schule liegt in einer schwierigen Gegend

Denn die Schule ist nicht bei uns um die Ecke, sondern ein ganzes Stück entfernt. Und liegt noch dazu in einer Gegend, die etwas schwierig ist, um es mal nett auszudrücken. Direkt um die Ecke ist eine staatliche Beratungsstelle für Drogenabhängige, die rund um die Uhr gut besucht ist. Und das merkt man leider auch, denn es gab schon einige Zwischenfälle.

Einmal haben meine Tochter und ihre Freundin zum Beispiel eine Spritze auf dem Schulhof gefunden, ein anderes Mal haben Kinder beobachtet, wie auf der anderen Straßenseite eine Frau bedrängt wurde. Kinder wurden durch den Zaun am Schulhof angesprochen, und während eines Elternabends wurde das Schloss eine geparkten Lastenrades durchgesägt.

Auch der Weg vom Bahnhof zur Schule ist nicht unbedingt das, was ich mir für meine Kinder wünsche. Deshalb werde ich sie zumindest bis zum Ende der Grundschulzeit auf jeden Fall hinbringen und abholen. Und ich habe keine Lust, mich ständig dafür zu rechtfertigen.

Na klar, jetzt kann man sagen: Fahrt doch zusammen mit der Bahn.

Ganz ehrlich: Ja, das könnten wir machen. Es dauert aber ungelogen dreimal so lange, als wenn wir mit dem Auto fahren. Und wer den Spagat zwischen Kinderbetreuung und Job kennt, weiß: Zeit ist ein knappes Gut!

Dazu kommt, dass mein Sohn bis vor kurzem noch in der Kita war. Das heißt, beim Bringen bzw. Abholen musste man erst zur Schule, dann zur Kita und dann weiter ins Büro bzw. Homeoffice. Das alles mit Bus und Bahn? Nein, danke! Seit kurzem haben wir es zumindest in diesem Punkt etwas einfacher, denn mein Sohn wurde auch eingeschult, das heißt, ein Weg fällt weg. Wäre unsere Schule um die Ecke, und die Kinder könnten gefahrlos zu Fuß dorthin gehen, wäre ich die erste, die es mit ihnen übt.

Dann gibt es noch das Argument, die Kinder würden nicht üben, sich sicher im Straßenverkehr zu bewegen. Ganz ehrlich: Das machen sie ganz sicher nicht auf dem Weg zur Schule, mit großen Hauptstraßen, mitten im Berufsverkehr, wenn alle sowieso schon gestresst und genervt sind.

Wir üben gerade fleißig Fahrradfahren, damit wir ab dem nächsten Frühjahr zusammen zur Schule radeln können. Bei schlechtem Wetter steigen wir allerdings auch dann aufs Auto um – ganz ohne schlechtes Gewissen.

Wie ist es bei euch: Bringt ihr eure Kinder zur Schule oder gehen sie allein? Und fahrt ihr mit Auto, Bahn, Bus, Fahrrad oder geht ihr zu Fuß?

Schreibt mir eure Erfahrung und Meinung dazu in die Kommentare – ich freu mich!
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Wiebke Tegtmeyer

Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Nach meinem Bachelor in Medienkultur, einem Volontariat und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich passenderweise nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Außerdem nutze ich die Bastel-Erfahrungen mit meinen beiden Kindern für einfache DIY-Anleitungen. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Volksparkstadion zu finden.

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donngal
donngal
6 Tage zuvor

Mit Lastenrad ginge es genauso schnell wie mit Auto. Verstehe die Argumente also nicht ganz.