Elternzeit in Jogginghose: Irgendwann fühlte ich mich nur noch unwohl

„Ich wachte auf, musste mal auf die Toilette und dann platzte die Fruchtblase. Moment, ich sollte mich in diesem Fall doch sofort hinlegen und den Krankentransport ins Krankenhaus anrufen! Während mein Freund und ich also auf den Wagen warteten, streifte ich mir im Liegen über meinen ollen „Schlafslip“ noch schnell eine Jogginghose und einen übergroßen Kapuzenpulli. Wenn ich geahnt hätte, dass ich damit mein Standard-Outfit für die kommenden Monate anzog!

Ich hatte eine wunderbare Schwangerschaft. Ich habe mich rundum wohl gefühlt und war in den ersten Monaten sogar noch ab und zu abends mit meiner Freundin aus. Mich zurechtzumachen hat mir weiterhin viel Spaß gemacht, und ich habe mich schön und weiblich gefühlt. Ich kaufte mir mit wachsendem Bäuchlein tolle Umstandsmode und sah mich in Gedanken schon als Mama auf dem Spielplatz herumtollen – hübsch angezogen und geschminkt.

Doch es kam anders!

In den ersten Tagen mit dem süßesten aller Mitbewohner hat kaum eine Mama Zeit und Lust, sich groß um ihr Aussehen Gedanken zu machen. Schließlich ist man zu sehr damit beschäftigt, sein Baby kennenzulernen und die neue Situation zu begreifen. Genauso war es bei mir auch.

Doch die Monate vergingen und schon bald hatte ich mich in meinem neuen Leben eingerichtet. Ich verstand meine kleine Tochter besser und kannte ihre Vorlieben. Ich genoss die Freiheit der Elternzeit: viel Kuscheln, lange Spaziergänge, kaum Termine. Ich döste oft mit ihr und kam mir heldenhaft vor, wenn es ich es mal schaffte, kurz das Bad zu schrubben. Bei all dem trug ich Jogginghose und Sweatshirt. Es war doch eh immer ein wenig Milch, Sabber oder Babykotze darauf.

Und schminken – wozu? Für unsere kleine Höhle zu Hause war das völlig okay.

Wenn ich allerdings doch etwas vorhatte, fühlte ich mich zunehmend unwohl.

Ich habe fast durchsichtige Wimpern und Augenbrauen, weshalb ich mich vor der Schwangerschaft immer schminkte, bevor ich rausging. Aber mich jetzt dafür mitten am Tag noch schnell zurechtzumachen, dazu hatte ich selten Lust. Und was ich unterschätzt hatte: Irgendwie war ich immer spät dran! Entweder war in letzter Sekunde die gerade frisch gemachte Windel randvoll oder meine Tochter hatte Hunger. Jeglicher Gedanke an ein schnelles Last-Minute-Make-up wurde so in Sekundenschnelle zerstreut. Ich kapitulierte – es gab schließlich Wichtigeres.

Ja, Wichtigeres gibt es immer. Aber irgendwann beschloss ich, dass es für mich so nicht weitergeht. Ich fühlte mich nicht mehr wohl in meiner Haut. Ich fühlte, dass ich mich vernächlässigte. Und obwohl mein Freund nie den Eindruck machte, dass es ihn störte, tat er mir leid, weil er mich nur noch im Gammellook kannte.

Mein Plan, der für den Rest der Elternzeit wunderbar für mich funktionierte: Ich nahm mir morgens konsequent fünf Minuten Zeit für ein schnelles Make-up, mit dem ich mich gepflegt und ein wenig frischer fühlte. Und abends legte ich mir ein bequemes, aber schönes (und sauberes!) Outfit für den nächsten Tag zurecht, in das ich schnell schlüpfen konnte, wenn sich Besuch ankündigte oder wir das Haus verließen. Meine Vorliebe für mehr Make-up und schickere Kleidung lebte ich aus, wenn mein Freund auf unsere Kleine aufpasste und ich mit Freundinnen etwas unternahm.

Auch gut finde ich den Trick einer Freundin, die sich früher für ihren Job sehr förmlich kleiden musste und jetzt ihr neue Gemütlichkeit in vollen Zügen genoss: „Ich lege möglichst alle Termine einer Woche auf einen oder zwei Tage – dann lohnt es sich wenigstens, eine richtige Hose anzuziehen!“

Inzwischen arbeite ich längst wieder und dank ausgeklügeltem Morgenplan schaffen wir drei es meistens, rechtzeitig und im jeweiligen Wohlfühl-Outfit und -Make-up (also, ich) aus dem Haus zu gehen. Also alles gut? Na ja, wie es an den Wochenenden aussieht, steht auf einem anderen Blatt. Aus Milch und Babykotze auf den Klamotten ist Zahnpasta und verschmiertes Essen geworden. Und immer wieder denke ich an den freien Tagen:„Wir gehen nur schnell auf den Spielplatz, ich pfeife auf Wimperntusche und eine frische Jeans!“ Wetten, dass man genau dann den ehemaligen Kollegen oder die gepflegte Mutter aus der Krippe trifft? Dann habe ich mich schon über meine Faulheit geärgert.

Dies sind natürlich meine persönlichen Problemchen und ich schreibe sie mit einem Grinsen nieder.

Ich schwöre, ich bin nicht halb so eitel, wie ich hier wahrscheinlich wirke. Und meinem Kind ist mein Äußeres total schnuppe.

Aber ich kann nur aus Erfahrung sagen, dass alles so viel besser ist, wenn man sich wohl in seiner Haut fühlt. Denn so platt dieser Satz auch klingt: Wir sind nicht nur Mütter, sondern auch immer noch Frauen.

Wenn wir uns Zeit nehmen für uns selbst und dies uns glücklich macht, können unsere Kinder und Partner davon nur profitieren.“

Mama Laura ist Mutter einer Tochter und wohnt in Hamburg. 

Tamara Müller

Als süddeutsche Frohnatur liebe ich die Wärme, die Berge und Hamburg! Letzteres brachte mich vor sieben Jahren dazu, die Sonne im Herzen zu speichern und den Weg in Richtung kühleren Norden einzuschlagen. Ich liebe die kleinen Dinge im Leben und das Reisen. Und auch wenn ich selbst noch keine Kinder habe, verbringe ich liebend gerne Zeit mit ihnen.

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