Beim Thema Postnatale Depression denkt man automatisch an Mamas, oder? Offiziellen Schätzungen zufolge leiden bis zu 15 Prozent der Frauen in der ersten Zeit nach der Geburt ihres Kindes darunter.
Was man dagegen so gar nicht auf dem Zettel hat:
Auch Neu-Papas können in eine postnatale Depression verfallen.
Eine große Studie hat vor einigen Jahren gezeigt, dass sogar bis zu zehn Prozent der frischgebackenen Väter davon betroffen sind.
Jetzt ist eine weitere Studie aus den USA und Kanada veröffentlicht worden, deren Ergebnisse zeigen, was diese enorme Zahl an betroffenen Männern verringern könnte. Und dieses „Wundermittel“ ist etwas Wunderschönes:
Denn je mehr Zeit die Papas mit ihren Babys verbringen, desto weniger depressive Anzeichen hatten sie.
Die Studie wurde im Fachmagazin „Frontiers in Psychiatry“ veröffentlicht. Das Forscherteam hatte dafür 881 junge Väter interviewt, die allesamt als „Geringverdiener“ gelten. Sie gaben Auskunft über drei Themen:
1. Wie viel Zeit sie in der Zeit direkt nach der Geburt mit ihrem Baby verbracht hatten
2. Wie sehr sie das Gefühl hatten, ihre elterlichen Aufgaben im Griff zu haben
3. Wie gut sie das Kind (materiell betrachtet) mit allem ausstatten konnten, was es brauchte
Die Männer wurden drei Mal interviewt: Einen Monat nach der Geburt, dann nach sechs Monate danach und abschließend noch einmal nach zwölf Monaten.
Bei jedem Gespräch überprüften die Macher der Studie ihre Teilnehmer auf depressive Symptome.
Als sie die Daten anschließend auswerteten, kamen sie zu folgendem Ergebnis: Je mehr Zeit die Väter im ersten Lebensmonat ihrer Babys mit ihnen verbrachten – umso seltener zeigten sie ein Jahr später depressive Symptome.
Die Vermutung der Wissenschaftler: Die Zeit stärkt natürlich die Vater-Kind-Bindung — und das wiederum löst bestimmte neuronale und hormonelle Prozesse im Körper aus, die Männer davor schützen, eine Depression zu entwickeln.
Die Papas, die mehr Zeit mit ihren Babys verbrachten, fühlten sich im Schnitt auch kompetenter und sicherer in ihrer Rolle als Vater.
Sie waren zufriedener mit sich als als Vater.
Und genau diese Zufriedenheit führte nach Vermutung der Wissenschaftler auch dazu, dass diese Männer weniger anfällig für Depressionen waren.
Einen ähnlichen Effekt hatte es übrigens auch, wenn Väter in der Lage waren, ihr Neugeborenes ohne Probleme materiell zu sorgen. Wer sein Baby mit allem versorgen konnte, was es brauchte, dem ging es besser.
Nun, was können wir aber aus diesen Ergebnissen lernen?
Das Fazit der Wissenschaftler ist klar: Väter brauchen mehr Möglichkeiten, eine bezahlte Elternzeit zu machen. Denn das sei nicht nur für sie selbst wichtig, sondern für die ganze Familie.
In Deutschland können Väter ja ebenso wie Mütter in Elternzeit gehen — nur ein Drittel der Väter nutzt diese Möglichkeit. Und diejenigen, die es tun, bleiben meist wesentlich kürzer beim Nachwuchs als es die Mamas tun: Fast 60 Prozent der Männer, die Elternzeit in Anspruch nehmen, bleiben dem Job nur zwei Monate fern.
Umfragen haben gezeigt: Jeder fünfte Vater in Deutschland hätte gern Elternzeit genommen — hat aber gänzlich darauf verzichtet, aus Angst vor Einkommensverlusten oder anderen beruflichen Nachteilen. Oft sei tatsächlich auch das Image ein Problem, denn in vielen Betrieben und Branchen gelten immer noch eher „herkömmliche“ Ansichten über die Rollenverteilungen in einer Familie.
Die Studie zeigt: Wenn sich diese Dinge endlich ändern würden, wäre das – natürlich nicht nur – für die Väter und ihre psychische Gesundheit Gold wert!
Sagt doch mal: Haben eure Männer Elternzeit genommen, und wenn ja, wie lange?