„Er wollte unbedingt Kinder, bis ich dann wirklich schwanger war.”

Als Lisa ihren Partner kennenlernte, schien alles perfekt: gemeinsame Zukunftspläne, tief empfundene Gefühle und der Wunsch nach einer Familie. Sie wird sehr schnell schwanger, doch je weiter die Beziehung fortschritt, desto mehr muss Lisa erkennen, dass sie sich in ihrem Freund getäuscht hat.

„Es fing alles damit an, dass ich Single war und gedatet habe. Mittlerweile war ich von den Männern ziemlich genervt, weil ich immer das Gefühl hatte, dass keiner etwas Ernstes wollte.

Dann traf ich jedoch einen Mann, der mich von Anfang an umhaute.

Da ich etwas Ernstes suchte und (um es mit seinen Worten zu sagen) ‚endlich ankommen‘ wollte, fand ich es nicht seltsam, dass er von der ersten Sekunde an über Familie, Kinder und die Zukunft sprach. Ich fühlte mich damit wohl und fand mich in seinen Worten wieder.

Rückblickend erkenne ich, dass alles, was er tat, pures ‚Lovebombing‘ war (Anm. d. Redaktion: eine ähnliche Erfahrung beschrieb uns eine andere Mama hier), aber damals konnte ich es nicht sehen. Wir verhüteten zu keinem Zeitpunkt wirklich, und beim kritischsten Mal entschieden wir uns gemeinsam gegen die Pille danach und für das Risiko.

Kurz darauf wurde ich schwanger.

Für uns beide war das ein Schock, da wir uns erst seit etwas mehr als einen Monat kannten , und es alles schneller ging, als wir gedacht hätten. Seine erste Reaktion war: ‚Egal, wie du dich entscheidest, wir schaffen das gemeinsam.‘ Das gab mir ein sehr positives Gefühl.

Wir sprachen oft darüber und dachten intensiv nach. Unser Entschluss war, dass wir es schaffen wollen und uns lieben. Das Kind sollte also bleiben. Wir lernten unsere Familien kennen und verkündeten die Schwangerschaft einigen nahestehenden Personen.

Mit Beginn der Schwangerschaft hatte ich zunehmend das Gefühl, dass er unsicher wurde.

Er suchte immer wieder Streit oder löste Diskussionen aus. Er gaslightete mich und sein Verhalten wurde immer extremer. Sein Vorteil war sein Beruf: Er ist Polizist und wusste genau, wo häusliche Gewalt anfängt und wo man sich in der Grauzone befindet. Immerhin hatte er seine gesamte Bachelorarbeit darüber geschrieben.

Nach mehreren Auseinandersetzungen bestand ich darauf, dass wir gemeinsam zu einer Beratungsstelle hinsichtlich eines Schwangerschaftsabbruchs gingen. Dort teilte er seine Ängste und Sorgen mit, machte aber auch klar, dass er die Familie und das Baby mit mir wollte.

Er betonte, dass wir das schaffen würden und gut aufgestellt seien.

Nach dem Gespräch mit der Beraterin standen wir gemeinsam vor dem Gebäude, und ich musste alles erst einmal sacken lassen. Er sah mich an, nahm meinen Kopf in seine Hände und betonte, dass er sich nun wirklich sicher sei. Er wolle das Baby, mich und die Familie, von der er immer geträumt hatte. Er wünschte sich, dass ich es behalten würde.

Ich brauchte etwas Zeit und kommunizierte das auch so. Ein oder zwei Tage später entschied ich mich dann ebenfalls bewusst für unser Kind. Doch ab diesem Zeitpunkt begann ein ständiges Hin und Her.

Mal wollte er das Kind, mal nicht.

Mittlerweile hatten wir sogar einen Mietvertrag unterschrieben und wollten eigentlich zusammenziehen. Es war eine Traumwohnung. Doch Spoiler: Das passierte zum Glück nie. Die Streitereien wurden immer heftiger, er ließ mich tagelang alleine, vermied ernsthafte Gespräche und meldete sich nur, wenn er es wollte.

Es wurde zu einem ‚Heiß-Kalt‘-Spiel. Sein Verhalten passt haargenau auf das Muster eines Narzissten (Anm. d. Redaktion: Hier kannst du eine weitere Erfahrung einer Mama mit einem narzisstischen Partner in der Schwangerschaft nachlesen).

Bis in den September hinein spielte er immer wieder das Spiel.

Mal freute er sich auf unser Kind, dann wieder meinte er, es sei der falsche Weg. Das steckte mich an, und es gab ein oder zwei Situationen, in denen er mich mit seinem Verhalten extrem verunsicherte und überforderte.

Da ich mich nach seinem ständigen Hin und Her und seinen emotionalen Ausbrüchen nicht mehr sicher fühlte und meine Hebamme mir davon abriet, mit ihm zusammenzuziehen, musste ich den Mietvertrag schließlich rückgängig machen.

Inmitten dieser ohnehin instabilen Beziehung fand ich schließlich über Bekannte eine Übergangswohnung. Er hingegen konnte einfach in seiner Wohnung bleiben, während ich mich allein um meinen Umzug kümmern musste.

Was ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste: Er lernte bereits andere Frauen kennen.

Er war auf Dating-Plattformen aktiv und hielt ständig Kontakt zu anderen Frauen – und das die ganze Zeit über, seit wir uns trafen, eine Beziehung eingingen und ich schwanger wurde. Während ich also hoffte, dass wir unsere Beziehung retten könnten, bemühte er sich schon nicht mehr darum, sondern sorgte aktiv dafür, dass sich unser Verhältnis verschlechterte. Er distanzierte sich weiter.

Kurz nach meinem Einzug in die Übergangswohnung, in den schlimmsten Wochen meiner Schwangerschaft, meldete sich seine Mutter und fragte, ob wir zusammen frühstücken gehen wollten. Ich hoffte, dass dieses Treffen vielleicht etwas Klarheit bringen würde.

Doch stattdessen versuchte sie, mich zu manipulieren.

Sie sprach über späte Abtreibungen in Holland, darüber, wie schwer es als alleinerziehende Mutter sei und dass ihr Sohn sich leicht aus der Affäre ziehen könne. Sie betonte, dass er nur zahlen müsse, während ich allein mit der Verantwortung bliebe.

Nach diesem Treffen war ich völlig aufgewühlt und erwog ernsthaft einen späten Abbruch im Ausland. Als ich ihn darauf ansprach, war er bestens informiert – was mir zeigte, dass er und seine Mutter das bereits abgesprochen hatten.

Er versprach mir, dass wir als Paar eine zweite Chance hätten, wenn ich abtreiben würde.

Doch als ich mich letztendlich dagegen entschied, setzte er mich weiter unter Druck. Glücklicherweise blieb ich standhaft.

Unsere Tochter kam im Januar per Notkaiserschnitt zur Welt. Nach einer traumatischen Schwangerschaft und Geburt startete ich ins Wochenbett mit all dem Stress, den Anträgen und Behördengängen.

Mein Exfreund streitet ab, der Vater zu sein.

Wir sehen uns Anfang April vor Gericht wieder. Trotz allem liebe ich unsere Tochter über alles. Sie macht mich jeden Tag glücklicher.”


Liebe Lisa (Name von der Redaktion geändert), vielen Dank, dass wir deine berührende Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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