Seit die Infektionszahlen unter Kindern und Jugendlichen gestiegen sind, rücken sie immer wieder in den Mittelpunkt. Aktuelle RKI-Daten stellen sogar die Öffnungen von Schulen und Kitas in Frage. Aber nun widersprechen Kinderärzte, sie halten eine erneute Schließung für unbegründet.
Corona-Infektionen bei Kindern stark angestiegen
In den letzten Wochen sind die Fallzahlen besonders bei Kindern und Jugendlichen rasant in die Höhe geschossen, dabei soll die Corona-Mutation B.1.1.7 überwiegen. Verschiedene Studien legen nahe, dass diese Mutation sich besonders unter Kindern ausbreitet. Mehrere Wissenschaftler und Experten meinen deswegen, dass Kinder und Jugendliche die Pandemie vorantreiben.
So auch Medizinprofessor und Public-Health-Experten Dirk Devroey von der Freien Universität Brüssel. Er warnte öffentlich, dass Schulen ein „Motor des Infektionsgeschehens” seien, denn die Kinder würden sich nicht nur untereinander anstecken, sondern das Virus auch an ihre Eltern weitergeben. Über diese könne es sich dann – zum Beispiel im Büro – weiterverbreiten.
Extremer Anstieg der Meldeinzidenz
In die gleiche Kerbe schlägt jetzt auch ein Bericht vom Robert-Koch-Institut (RKI). Darin heißt es: „Die Covid-19-Fallzahlen stiegen in den letzten Wochen in allen Altersgruppen wieder an, besonders stark jedoch bei Kindern und Jugendlichen, von denen auch zunehmend Übertragungen und Ausbruchsgeschehen ausgehen“, wie der Focus zitiert.
Während die Infektionen in Alten- und Pflegeheimen langsam zurückgingen, rücken nun die Kindern in den Mittelpunkt des Infektionsgeschehens. Bei dieser Personengruppe sei die Meldeinzidenz extrem gestiegen. „Dies zeigte sich besonders frühzeitig in der Altersgruppe 0-5 Jahre und betraf auch die Daten zu Ausbrüchen in Kitas, die sehr rasch anstiegen und über den Werten von Ende letzten Jahres liegen“, heißt es vom RKI. Schon jetzt deute sich eine ähnliche Entwicklung für die schulpflichtigen Kinder an.
Mediziner widersprechen dem RKI-Bericht
Es gibt aber auch Zweifel daran, dass diese Zahlen tatsächlich bedeuten, dass Kinder in der Pandemie zum Infektionsherd werden. Ärzte erklärten jetzt, dass Kinder zwar Teil des Infektionsgeschehens seien, aber nicht überproportional an Corona erkranken. In einer Presseinfo zum Infektionsgeschehen bei Kindern erklärte sich die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin.
So heißt es in dem Schreiben: „Bei der Interpretation der Daten des RKI muss beachtet werden, dass die Testhäufigkeit bei Kindern im Vergleich zu Erwachsenen in diesem Zeitraum erheblich zugenommen hat.“ So liege die Anzahl der Erwachsenen getesteten Personen seit Jahresbeginn bei 500/100.000. Die Anzahl der getesteten Kinder ist im gleichen Zeitraum jedoch stark gestiegen. Sie habe sich seit Anfangs des Jahres verdoppelt von unter 250 auf 500/100.000.
Testhäufigkeit an Schulen und Kitas nicht berücksichtigt
Die Mediziner verweisen darauf, das die errechnete 7-Tage-Inzidenz des RKI lediglich die mit den Tests erfassten Fälle zeige – ohne die Testhäufigkeit zu berücksichtigen. Dabei wären die errechneten Positivitätsraten im Verhältnis zu den Testzahlen deutlich aussagekräftiger. Schließlich gibt es seit ein paar Wochen auch regelmäßige Tests an vielen Schulen und Kitas.
Wer das berücksichtigt, der kommt zu einem ganz anderen Schluss als der Bericht des RKI nahelegt. „Die Positivitätsrate bei den 0- bis 4-Jährigen ist aber im Vergleich der Kalenderwochen 6 und 12 von 6,4 Prozent auf 6,15 Prozent, bei den 5- bis 14-Jährigen von 9,6 Prozent auf 8,9 Prozent abgesunken“, stellen die Mediziner klar.
Deswegen gehen sie davon aus, dass Kinder und Jugendliche nicht überproportional zum Infektionsgeschehen beitragen. Das steht aber genau entgegensetzt zur Annahme des RKI.
Was stimmt denn nun?
Virologin Sandra Ciesek hat für den Focus ihre Einschätzung dazu abgegeben. Sie geht davon aus, dass es mehrere Gründe gibt, weshalb die Infektionszahlen bei Kindern und Jugendlichen so hoch sind. Damit ließen sich auch die widersprüchlichen Erkenntnisse der verschiedenen Experten erklären. Sie sieht aber definitiv einen Zusammenhang zwischen den hohen Inzidenzen bei Kindern und daran, dass vermehrt getestet wurde – was im Bericht des RKI leider keine Berücksichtigung findet.
Allerdings geht Ciesek auch davon aus, dass sich die Virus-Mutation besser unter Kindern und Jugendlichen verbreitet. Das macht sie daran fest, dass die Ausbrüche in Schulen und Kitas deutlich größer sind als noch vor einem Jahr. Auch die Öffnungen spielen dabei eine Rolle. „Wenn Kinder in der Schule sind und mit vielen Kindern zusammen sind, viele Kontakte haben, keinen Abstand halten können, dann steigt natürlich auch das Risiko, dass man eine Infektion bekommt, an.“
Virologin geht von Zusammenspiel mehrerer Faktoren aus
Vermehrte Tests, Öffnung von Schulen und Kitas und die Ausbreitung der Mutation: Diese drei Faktoren sind nach Meinung der Virologin gemeinsam dafür verantwortlich, dass es aktuell so viele Infektionen unter Kindern und Jugendlichen gibt. Sie hofft darauf, dass die Osterferien nun dafür sorgen, dass sich die Situation dieser Altersgruppe wieder ein wenig entspanne.
Immerhin hätten die stationären Patienten, also die Kinder, die wegen Covid-19 ins Krankenhaus müssen, absolut gesehen nicht stark zugenommen. Also gibt es trotz allem auch eine gute Nachricht.
[…] in den Altersgruppen der Kinder und Jugendlichen gesehen. Das lasse sich jedoch in erster Linie mit den breitangelegten Tests unter Schulkindern erklären – und habe keinen nachweisbaren Einfluss auf die Lage auf den […]
[…] Meinung teilt auch der Medizinprofessor und Public-Health-Experten Dirk Devroey von der Freien Universität Brüssel. Er bezeichnete Schulen als einen „Motor des […]