Vor ein paar Tagen erreichte uns die Nachricht einer wütenden Mama:
„Mein fünfjähriger Sohn ist ein echter Wildfang und willensstark. Er ist wie er ist und ich liebe ihn so wie er ist, auch wenn es manchmal nicht so leicht mit ihm ist. Im Kindergarten meinte eine Erzieherin heute zu ihm: ‚Wenn du nicht endlich artig bist, bringt der Weihnachtsmann dir keine Geschenke!‘ Ich find das so böse! Wie kann ich denn einem kleinen Kind solch eine Angst machen? Wie kann ich ein Kind damit erpressen wollen?”
Drohung mit dem Weihnachtsmann: Ein Klassiker unserer Eltern
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich kenne die Drohung mit dem Weihnachtsmann noch aus eigenen Kindertagen. War man als Kind nicht ganz so kooperativ, hieß es schnell: Denk daran, der Weihnachtsmann sieht, ob du artig warst. Und wer am Ende des Jahres nicht artig war, der bekommt keine Geschenke. Offenbar gehört diese Drohung aber nicht der Vergangenheit an, wie die Nachricht der Mutter aus der Community zeigt.
Wir haben deswegen eine Expertin gefragt, was sie davon hält, wenn Kindern mit dem Weihnachtsmann gedroht wird. Sonja Sidoroff ist Mama-Coach und Sozialpädagogin, sie hat eine klare Meinung dazu: „Was viele von uns aus ihrer eigenen Kindheit kennen und es nun auch, oftmals unreflektiert, bei ihren Kindern anwenden, kann jedoch langfristig negative Konsequenzen haben, denn die Methode hat mehr Nachteile als Vorteile.”
„Als Werkzeug der Angst verliert der Weihnachtsmann seine besondere Bedeutung.”
Kinder lieben die Vorweihnachtszeit und erwarten voller Vorfreude Heiligabend und den Besuch des Weihnachtsmanns, der die Geschenke bringt. Ihnen damit zu drohen, dass der Held der Weihnachtszeit sie bestraft, indem es keine Geschenke gibt, erscheint auch mir etwas hart.
Die Expertin erklärt es so: „Der Weihnachtsmann verkörpert für Kinder eine Mischung aus Magie, Freude und kindlichem Staunen. Daran geknüpft ist die gesamte (Vor)-Weihnachtszeit. Zeit mit der Familie, Plätzchen backen, Weihnachtslieder…dieses heimelige Gefühl, welches es nur einmal im Jahr gibt. Wenn der Weihnachtsmann als Werkzeug der Angst genutzt wird, verliert er diese besondere Bedeutung. Statt ein Symbol für Liebe, Großzügigkeit und die Magie der Weihnachtszeit zu sein, wird er zu einem Wächter, der Kinder für Fehlverhalten bestraft.”
Ganz schön furchteinflössend, oder?
Der Geschenkebringer ist plötzlich nicht mehr positiv besetzt, sondern jemand zum Fürchten. Doch Sidoroff nennt sogar noch ein weiteres Argument: „Angst ist als Erziehungsmittel immer eine schlechte Wahl. Auch wenn die Drohung mit dem Weihnachtsmann zunächst funktioniert, basiert diese Methode auf Angst.”
Wer Kinder mit Angst erzieht, der habe Kinder, die gehorchen, weil sie eine Strafe fürchten. „Das verhindert, dass sie lernen, intrinsisch motiviert zu handeln, also aus eigenem Antrieb die richtigen Entscheidungen zu treffen. Angst als Verstärker für angepasstes Verhalten hat seinen Ursprung in der schwarzen Pädagogik, wo es darum ging den kindlichen Willen zu unterdrücken und zum reinen Gehorsam zu erziehen. Es hat also einen guten Grund, weshalb diese Erziehungsmethode nicht mehr praktiziert werden sollte.”
Lieber Erklären als Drohen
Eine bessere Alternative zu Drohungen sei es, Kindern altersgerecht zu erklären, weshalb sie bestimmte Dinge tun oder unterlassen sollen. Sie sollten verstehen, was die jeweilige Konsequenz ihres Verhaltens ist. „In der Regel möchten Kinder kooperieren, so dass eine kindgerechte Erklärung oft ausreicht, um das gewünschte Verhalten zu erzielen”, schließt die Expertin.
Wurde dir als Kind auch mit dem Weihnachtsmann gedroht – und wie machst du es heute bei deinen Kindern? Verrate es mir gerne in den Kommentaren!