Es ist eine Angst, die jede Schwangere in sich trägt. Was passiert, wenn mein Baby zu früh auf die Welt kommt? Vielleicht sogar vor der 24. Schwangerschaftswoche? Dann, wenn man von einem Extremfrühchen mit sehr geringen Überlebenschancen spricht.
Für Mama Raffaela wurde diese Angst leider Wirklichkeit.
Ihre Tochter Tiana erblickte viel zu früh, in der 23. Schwangerschaftswoche das Licht der Welt.
Doch das kleine, zarte Mädchen schaffte es – entgegen aller Annahmen. Tiana ist heute ein kerngesundes Kleinkind, der man ihren vorzeitigen Start ins Leben nicht anmerkt.
Raffaela hat uns ihre Geschichte erzählt, um anderen schwangeren Frauen Mut und Hoffnung zu schenken:
„In den ersten Wochen meiner Schwangerschaft schwebte ich auf Wolke sieben.
Ich war unglaublich glücklich, schwanger zu sein, und mein Baby war mein absolutes Wunschkind. Ich wollte unbedingt alles richtig machen und habe sehr darauf geachtet, immer nur das Beste für mich und mein Kind zu tun. Ich habe mich geschont und Stress vermieden, habe gesund gegessen und natürlich nicht geraucht oder getrunken.
Mein noch ungeborenes Kind stand für mich an erster Stelle. Denn ich wußte, was es heißt, ein Kind zu verlieren. Vor dieser Schwangerschaft war ich schon einmal schwanger und erlitt leider eine Fehlgeburt in der 8. Schwangerschaftswoche.
Dieses Mal sollte alles klappen. Das war mein größter Wunsch.
Und bis zur 23. Schwangerschaftswoche sah es auch ganz danach aus, als ob mein Wunsch in Erfüllung gehen würde. Aber dann geschah es…
Ich bemerkte, dass ich Wasser verlor. Meine Unterhose war plötzlich sehr nass und ich spürte einen ungewöhnlichen Druck. Als ich auf der Toilette saß, wurde mir klar, dass es kein Urin war.
Ich hatte einen Blasenriss und fuhr sofort mit meinem Mann ins Krankenhaus. Dort wurde mein Verdacht bestätig: Der Blasenriss war durch eine unbemerkte Scheideninfektion ausgelöst worden. Ich bekam direkt Kortison gespritzt, damit die Lunge meines Mädchens schnell reifen konnte, und absolute Bettruhe verordnet. Ich durfte nur noch liegen.
Ich war mit meinen Nerven am Ende. Ich hatte so große Angst um mein Baby. Die Tage vergingen und jeden Morgen wurde bei mir ein Ultraschall gemacht. An einem der Tage sagte mir der Oberarzt, dass meine Tochter schon in Richtung Geburtskanal unterwegs wäre. Es bestand die große Gefahr, dass sie auf natürlichem Wege auf die Welt kommen würde.
Eine natürliche Geburt hätte Tiana aber nicht überlebt. Sie war viel zu klein und zu zart. Wir berieten uns mit dem Ärzte-Team und stimmten einem Kaiserschnitt zu – und gerade einmal fünf Stunden später kam meine Tochter auf die Welt.
Es war die 23. (+5) Schwangerschaftswoche und sie wog nur 490 Gramm und war winzige 26 cm „groß“. Sie war ein Extremfrühchen.
Ich war nach dem Kaiserschnitt sehr überfordert und wusste nicht wohin mit meinem Gefühlen. Ich war starr vor Angst um mein Kind und musste gleichzeitig stark sein. Tiana wurde nach der Geburt sofort auf die Intensivstation verlegt.
Einen Tag nach der Geburt stand ich an ihrem Inkubator und mir war total schlecht. Wie sollte es nur weitergehen?
Die Ärzte sagten mir, dass mein Baby eine Überlebenschance von nur 15 Prozent äatte. Die Angst um die Tiana wurde immer größer.
Wir durften die Kleine vier Wochen lang nicht anfassen, da die Gefahr bestand, dass wir ihre sehr dünne Haut verletzen würden.
Aber Tiana war stark und die Tage vergingen. Sie wuchs und wuchs. Ich war überglücklich, als ich sie zum ersten Mal im Arm halten durfte. Sie war meine kleine Kämpferin.
Wir waren nach der Geburt insgesamt noch 14 Wochen im Krankenhaus. Aber dann kam der Tag, als wir Tiana endlich mit nach Hause nehmen durften.
Bei der Entlassung benötigte sie noch eine Magensonde und ein Sauerstoffgerät, aber auch diese beiden Sachen brauchte sie bald nicht mehr.
Tiana entwickelte sich prächtig und heute ist sie mit vier Jahren ein ganz normales, kleines Mädchen.“